Gladbeck. Samstagnacht galt erstmals die Ausgangssperre in Gladbeck. Diese Bilanz zieht die Stadt und darum kontrollierte sie vor allem im Süden.

Seit Samstag gilt auch in Gladbeck die Ausgangssperre. In der ersten Nacht schienen sich die allermeisten Menschen daran zu halten – um 22.30 Uhr war es so gut wie leer im Bereich der Innenstadt. Polizei und Stadt ziehen eine positive Bilanz. Darum hat der KOD auch Moscheen besonders im Blick.

Ordnungsamtsleiter Gregor Wirgs und Polizei sprechen von einer ruhigen Nacht ohne besondere Auffälligkeiten. Die Mitarbeiter des Kommunalen Ordnungsdienstes (KOD), die in zwei Teams mit je zwei Mitarbeitern unterwegs waren, konzentrierten sich vor allem auf den Gladbecker Süden. „Wir waren dort unterwegs, wo die Infektionslage am größten ist“, so Wirgs. Nur vereinzelt seien Menschen angetroffen worden, alleine, auf einem Spaziergang. Zwischen 22 und 24 Uhr ist es noch erlaubt, ohne Begleitung joggen zu gehen oder Hunde auszuführen. „Die Menschen haben sich nicht in Scharen draußen aufgehalten, dazu ist es derzeit auch noch zu kalt.“

Stadt und KOD kontrollieren

Mit dem Beschluss des neuen Infektionsschutzgesetzes gilt seit Samstag auch in Gladbeck eine Ausgangssperre. Es ist eine Maßnahme, um die in der dritten Welle der Pandemie stetig steigenden Infektionszahlen besser bekämpfen zu können. Liegt der Inzidenzwert in einem Kreis an drei aufeinanderfolgenden Tagen über 100, tritt die Notbremse in Kraft, inklusive nächtlicher Ausgangsbeschränkungen. Am Sonntag lag die Inzidenz in Gladbeck bei 228,8. Im Kreis Recklinghausen, dieser Wert ist ausschlaggebend, sank die Inzidenz Sonntag erstmals wieder unter die 200er-Marke und lag bei 194,9.

Die Ausgangsbeschränkungen bedeuten, dass zwischen 22 Uhr und 5 Uhr Menschen nicht mehr ohne triftigen Grund unterwegs sein dürfen. Bis Mitternacht darf man allerdings noch allein joggen gehen oder einen Hund ausführen. Ansonsten gibt es Ausnahmen nur für den Arbeitsweg oder die Versorgung von hilfsbedürftigen Personen. Stadt und KOD kontrollieren die Einhaltung.

Nur vereinzelt fuhren Autos, die Busse waren beinahe leer. Ein Busfahrer, der seine Pause an der Haltestelle Goetheplatz eingelegt hatte, berichtete: „Natürlich merke ich, dass es jetzt leerer ist. Ich hatte auf dem letzten Stück vielleicht zwei bis drei Fahrgäste.“ „Es sind nicht viele, aber ein paar sind schon mitgefahren“, sagte ein anderer Fahrer. Ob es weniger sind als sonst, könne er nicht einschätzen: „Eigentlich fahren um diese Zeit generell nur wenige mit.“

Junge Männer: „Wir wollen uns nicht einsperren lassen“

Wenige Meter von der Haltestelle entfernt standen um 23 Uhr vier junge Männer in einer Garageneinfahrt. Sie hielten Abstand zueinander und waren sich der Ausgangsbeschränkungen durchaus bewusst. Aber sie wollten sich nicht einsperren lassen, sagte einer von ihnen. „Es ist uns nicht egal“, stellte ein anderer klar, „wir passen auf und nehmen Corona ernst. Aber ich kann das nicht nachvollziehen – tagsüber beim Arbeiten und Zug fahren gibt es so viele Kontakte, aber nachts, wenn sowieso keiner draußen ist, gibt es dann eine Ausgangssperre?“ Das stünde für ihn in keinem Verhältnis.

Ordnungsamtsleiter Gregor Wirgs spricht von einer ruhigen ersten Nacht mit Ausgangssperre in Gladbeck. „Die Menschen haben sich nicht in Scharen draußen aufgehalten, dazu ist es derzeit auch noch zu kalt.“
Ordnungsamtsleiter Gregor Wirgs spricht von einer ruhigen ersten Nacht mit Ausgangssperre in Gladbeck. „Die Menschen haben sich nicht in Scharen draußen aufgehalten, dazu ist es derzeit auch noch zu kalt.“ © Oliver Mengedoht / FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Im Bereich Goetheplatz/Schillerstraße hatten sich zuletzt Beobachter über Treffen von Jugendlichen beschwert, dort war jedoch beim WAZ-Rundgang niemand zu sehen. Offenbar hatten sich die neuen Regeln herumgesprochen. Wird man ohne triftigen Grund, wie dem Arbeitsweg oder der Versorgung einer hilfsbedürftigen Person, während der Ausgangssperre draußen angetroffen, droht ein Bußgeld. Die genaue Höhe allerdings ist noch nicht geregelt. Auch entlang der Horster Straße und am Nordpark hielten sich am späten Samstagabend keine Menschen auf. Um die Ausgangsbeschränkung kontrollieren zu können, hatte die Stadtverwaltung die Spätschicht des KOD auf 16 bis 24 Uhr verschoben.

Der KOD konzentrierte sich bei seinen Kontrollen auch auf Moscheen. Denn: Es ist Ramadan, das Fastenbrechen fällt in die Zeit der Ausgangssperre. In Köln gab es zuletzt eine Ausnahmeregelung, dort durften Menschen zur „Ausübung des religiösen Glaubens“ ihre Wohnung kurz verlassen. In Gladbeck gibt es eine entsprechende Regel nicht. „Weitere Ausnahmen der Ausgangssperre sollen noch landesweit festgelegt werden“, so Gregor Wirgs. Am Samstag traf der KOD nach 22 Uhr noch Einzelne an den Moscheen an, die gerade auf dem Heimweg waren. „Wir sensibilisieren die Menschen dann, noch ziehen wir nichts mit der Brechstange durch“, so der Leiter des städtischen Ordnungsamtes. Aber: „Wir werden die Entwicklung weiterhin beobachten.“