Gladbeck. Die Corona-Selbsttest sind in den weiterführenden Schulen in Gladbeck angelaufen. Erste Ergebnisse stehen fest. Das sagen Schulleiter und Lehrer.
An den weiterführenden Schulen in Gladbeck hat mittlerweile ein Großteil der Schüler Nasenabstriche in Eigenregie durchgeführt. Die Ergebnisse stehen fest. Die Anweisung aus dem Schulministerium kann aber nicht überall vor den Osterferien befolgt werden. Zudem haben Gladbecker Schulleiter eine klare Forderung und Kritik in Richtung Schulministerin Yvonne Gebauer.
An der Werner-von Siemens-Realschule sind die Selbsttest-Sets erst am Montag angekommen. „Die wir jetzt laut der behördlichen Vorgaben für die Klassen vorsortiert haben, um dann zu planen, wie und wann wir die Tests durchführen“, so Rektor Daniel Kroll. Die Eltern sollen über die Distanzlernen-Plattform i-Serv und die Accounts ihrer Kinder informiert werden. „Wir machen, wie verlangt, an dem teuren Experiment der Schulministerin mit“, sagt Kroll und rechnet vor: „Wenn das Land die Testkits für je drei Euro bekommt, summiert sich das bei 2,5 Millionen Schülerinnen und Schülern in NRW auf 7,5 Millionen Euro, hinzu kommt der Logistikaufwand.“ Eine kostspielige Momentaufnahme, quasi ein Testlauf, der nur Sinn mache, „wenn die Nasenabstriche nach den Osterferien engmaschig verstetigt werden und so mehr Sicherheit zur Infektionslage an der Schule geben“.
Für die Lehrkräfte an den Schulen waren keine Tests dabei
Das sieht der Leiter der Nachbarschule, André Luciga, genau so. Der zudem kritisiert, dass die Schulministerin beim Testlauf aber wohl die Lehrkräfte und ihre Fürsorgepflicht für diese vergessen habe. „Jeder Pädagoge probiert ein Experiment für den Unterricht auch vorher aus, um zu erfahren, wie es funktioniert.“ In Sachen Nasenabstrichen sei den Lehrern aber kein Selbsttest möglich gewesen, um die Praxis auszuprobieren, bevor sie mit den Testkits in die Klassen gehen. Luciga: „Wir haben für die 661 Kinder der Anne-Frank-Realschule 675 Sets erhalten. Etwas mehr, um mangelhaft durchgeführte Abstriche wiederholen zu können. Für die Lehrkräfte waren keine Tests dabei.“
Ebenso wenig sei Schutzausrüstung wie Handschuhe, Einmalkittel oder Gesichtsvisiere für die Lehrer mitgeliefert worden, „obwohl sie ja eng die Durchführung begleiten sollen und die gebrauchten Kits einsammeln“. Am Dienstag hatten alle Klassen die Abstrichrunde durchgeführt, kein Test sei positiv gewesen. Aber nicht alle Schüler hätten sich beteiligt und er sehe ein Problem in der Freiwilligkeit der Tests, die verpflichtend sein sollten. Denn wer nicht teilnehme, stelle ein Sicherheitsrisiko für alle Getesteten dar. Eine Verweigerung müsse so mit Konsequenzen verbunden sein. „Wer nicht teilnimmt, sollte dann auf den Distanzunterricht beschränkt werden.“
Regelmäßige Tests nötig, „um eine verlässliche Aussage zu haben“
Auch Direktor Peter Hogrebe wünscht sich, dass nach den Osterferien zwei Mal pro Woche getestet werden kann, „um eine verlässliche Aussage zu haben“. Am Heisenberg-Gymnasium waren die Abstriche am Montag angelaufen und am Dienstagmorgen bis 9.30 Uhr schon rund 75 Prozent der 630 Schülerinnen und Schüler getestet. „Mit dem erfreulichen Ergebnis, dass wir bislang keinen positiven Verdachtsfall haben“, so der Schulleiter. Unter diesen rund 500 Kindern hätten nur etwa eine Handvoll, ein bis zwei Prozent, dem Test widersprochen. Und nur in ähnlicher Prozentzahl sei das Testergebnis offenbar nicht sachgemäß durchgeführt worden, so dass der Abstrich wiederholt werden musste. „Insgesamt sind die Schülerinnen und Schüler trotz großer Aufregung und Spannung sehr gut mit dem Selbsttest umgegangen“, der bei wiederholter Anwendung sicher schnell zur Routine werden könne.
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„Und wenn auch nicht alle mitmachen, wir aber bei 1000 getesteten Schülern auch nur ein positives Ergebnis haben, ist das doch schon ein Gewinn“, sagt Alrun ten Have, Schulleiterin der Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule. „Denn jeden Infizierten, den wir so zusätzlich entdecken, trägt doch zum Schutz bei.“ Um die Intimsphäre zu wahren, wurde in den Klassen der IDG eine Art Séparée eingerichtet, „in die sich die Schüler zum Test zurückziehen können, damit der Nasenabstrich niemandem peinlich sein muss“. Die bedeute einen höheren zeitlichen Aufwand, sei aber gut zu machen, da die halbierten Klassen noch einmal unterteilt würden und so im Klassenraum je nur eine Kleingruppe von sechs/sieben Schülern anwesend sei.
Nur verpflichtende Tests bringen mehr Sicherheit in die Schulklassen
Apropos Kleingruppen. Holger Pleines, Direktor des Berufskollegs Gladbeck, weiß, dass er bis zu den Osterferien nicht die Vorgabe erfüllen kann, alle 1700 Schüler zu testen. „Denn wir haben die Klassen wochenweise aufgeteilt, ein Teil ist zum Präsenzunterricht in der Schule, der andere Teil bleibt zum Distanzunterricht Zuhause.“ Auch Pleines fordert, „dass Testverweigerer in den Distanzunterricht gehen müssen“. Er verweist dazu auch auf sein Kollegium, „das permanent einer Gefahr im Präsenzunterricht ausgesetzt ist, wenn sich Schüler nicht testen“. Das seien in den Lerngruppen jetzt durchweg 10 bis 20 Prozent der Schülerinnen und Schüler gewesen.
Mehr Sicherheit könne nur hergestellt werden, „wenn wir die regelmäßigen Tests, mindestens ein mal pro Woche, verpflichtend machen“. Und natürlich sei es sinnvoll und einfacher, „wenn die Lehrer die Test in der Schule mitmachen können, und dafür nicht extra einen Termin bei einer Apotheke oder Arztpraxis machen müssen“. Verpflichtende Tests sorgten auch für eine größere Verlässlichkeit zur Aufrechterhaltung des Präsenzunterrichtes. „Denn nicht nur die Klasse, auch ihre Lehrer müssen komplett nach Hause in die Quarantäne-Distanz geschickt werden, wenn ein positiver Coronafall in einer Lerngruppe auf. Sie fallen so für Präsenzunterricht in andern Klassen aus.“