Gladbeck. Die Test-Kits kommen an den Schulen in Gladbeck nur schleppend an. Diese Gefahren sehen Rektoren bei der Durchführung.
Am Donnerstagvormittag waren sie noch nicht an allen Gladbecker Schulen eingetroffen, die von NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer ab Dienstag versandten Corona-Selbsttests für Schülerinnen und Schüler der weiterführenden Schulen. Bis zu den Osterferien soll der Nasenstäbchen-Abstrich unter Aufsicht des Lehrpersonals durchgeführt werden. Das schwierig Prozedere, die zweifelhafte Aussagekraft und offene rechtliche Fragen stoßen dabei auf deutliche Kritik von Schulleitern.
„Wir haben noch keinen einzigen Test erhalten“, teilte Erich-Fried-Schulleiter Peter Washausen auf Anfrage am Donnerstagmorgen mit. „Wir sind vorbereitet, sehen aber auch etwas kritisch, dass es dem Lehrerkollegium obliegt, die Tests durchführen zu lassen.“ Hier werde den Schulen eine Zusatzaufgabe übertragen, die fachlich nicht zum pädagogischen Aufgabenbereich zähle. So dass man fragen könne, wo hört das Ganze noch auf, „müssen wir demnächst auch Blutabnahmen machen“, spitzt es Washausen bewusst übertrieben zu. Vieles sei mal wieder nicht konsequent durchdacht worden. Denn sollten Kinder laut Testergebnis positiv sein, „sollen diese nach Anweisung der Ministerin separiert, Busheimfahrten unterlassen, die Eltern benachrichtigt und die Kinder abgeholt werden“. Viele Eltern der Hauptschüler hätten aber kein Auto, „sie sind erfahrungsgemäß oft auch schwer erreichbar und zudem teilweise der deutschen Sprache nicht mächtig. Was machen wir dann?“, fragt Washausen.
Positiv getestete Schüler sollen nicht stigmatisiert werden
Im Ratsgymnasium trafen die Test-Kits Donnerstag gegen 11 Uhr ein. Man bewerte die Maßnahme als Möglichkeit, „einen Beitrag zum Schutz der Bevölkerung leisten zu können, und bei wiederholter Anwendung vielleicht eine Grundlage für eine erweiterte Schulöffnung zu haben“, so die stellvertretende Schulleiterin Sandra Harms. Gleichwohl sei die Durchführung ein neues Aufgabengebiet und eine Herausforderung, die gut vorbereitet sein müsse. Schüler sollen bei positivem Ergebnis ja nicht stigmatisiert werden, zudem gebe es sicherlich Ängste, die beruhigt werden müssten. Die erweiterte Schulleitung informiere jetzt zunächst das Kollegium und dann Eltern sowie die 530 Schüler über das Verfahren, das zum Anfang der kommenden Woche am Rats durchgeführt werde. Klar sei aber auch, „dass ein positiver Test nur ein Verdachtsfall ist, der weiter beim Arzt mit genauerem PCR-Test abgeklärt werden muss“.
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Am neu bezogenen Heisenberg-Gymnasiumsind die Testkits schon am Mittwoch eingetroffen. Infomails gehen jetzt an die Schulgemeinde zur Vorbereitung heraus, auch mit dem Hinweis auf ein Demonstrationsvideo, das den Testablauf zeigt. In den Klassen sollen die Abstriche direkt nach dem Wochenende zum jeweiligen Präsenz-Schulstart der aufgeteilten Lerngruppen am Montag und Dienstag erfolgen. „Damit wir sofort ein Ergebnis sehen, der Schüler separiert werden kann und das mögliche Infektionsrisiko nicht weiter in die Lerngruppe getragen wird“, so Direktor Peter Hogrebe. Man begrüße grundsätzlich die Testmöglichkeit, müsse sich aber bewusst machen, „dass es sich nur um eine Momentaufnahme handelt“. Für eine größere Aussagekraft müssten die Schüler-Selbsttest regelmäßig durchgeführt werden, „zwei Mal die Woche wie auch beim Lehrpersonal wäre eine Maßnahme“. Letztlich böten die Testergebnisse keine 100-prozentige Sicherheit, „sie sind aber mehr als gar nichts“.
Die Sinnhaftigkeit der freiwilligen Tests sei auch zu hinterfragen
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Ob das beim Selbsttest positiv getestet Kind „dann tatsächlich weiter untersucht wird oder nicht“, ist eine der Unsicherheiten, die Stefan Weijers, Geschäftsführer der Freien Waldorfschule, kritisiert. Die Sinnhaftigkeit sei auch zu hinterfragen, wenn nur ein Teil der Klasse den Test macht. „Es beruht ja alles auf Freiwilligkeit und es besteht keine Meldepflicht gegenüber dem Gesundheitsamt.“ Auch rechtlich begebe man sich in eine unsichere Situation. Er habe Bedenken, ob zügig von allen Eltern der 350 Waldorfschüler eine Erklärung vorliegt, „dass das Kind den Selbsttest durchführen darf oder nicht“. Und was passiere, „wenn ein Schüler den Widerspruch im Tornister vergisst und wir ihn den Test durchführen lassen, oder wenn ein Kind sich in der Nase beim Selbsttest verletzt?“. Die Bandbreite der Eltern sei wie sicherlich auch an anderen Schulen groß. Es gebe Eltern, die den Test befürworten, ebenso Impfverweigerer „und auch Erziehungsberechtigte, die schon vorab rechtliche Schritte androhen“. Die Schule und das Personal habe die Aufgabe an der Backe, „aber wer übernimmt letztlich die Verantwortung“, fragt Weijers.