Gladbeck. Landrat Bodo Klimpel: Wir halten uns an die vom Land vorgegebene Impfreihenfolge. Verdacht, dass Impfdosen auf der Strecke bleiben, hält sich.

Wird im Recklinghäuser Impfzentrum am Ende des Tages Impfstoff vernichtet? Eine entsprechende Behauptung eines Beschäftigten der Feuerwehr-Kreisleitstelle hatte die Kreisverwaltung zuletzt stark unter Druck gesetzt. Bei einem Pressetermin im Impfzentrum weist Landrat Bodo Klimpel (CDU) die Vorwürfe am Mittwoch zurück. Er spricht von „nicht haltbaren Gerüchten“.

Ein Anruf aus dem Impfzentrum bei der in unmittelbarer Nachbarschaft liegenden Kreisleitstelle der Feuerwehr hatte die Lawine in der vergangenen Woche ins Rollen gebracht. Bevor Impfdosen weggeworfen würden, sollten die Feuerwehr-Mitarbeiter doch zum Impfen vorbeikommen, hatte es nach Angaben eines Informanten geheißen. Weil Mitarbeiter der Kreisleitstelle nicht zur ersten Prioritätsgruppe gehören, wurde die Impfung jedoch im letzten Moment vom Kreis gestoppt. Der Anruf in der Kreisleitstelle sei nicht autorisiert gewesen und hätte nicht erfolgen dürfen, betont Landrat Klimpel. Es gebe die klare Anweisung, sich an die vom Land vorgegebene Impfreihenfolge zu halten.

Angebrochene Ampullen von Astrazeneca können im Kühlschrank aufbewahrt werden

Doch der Verdacht, dass bei diesem Vorgehen Impfdosen auf der Strecke bleiben, hält sich hartnäckig. Die Gladbeckerin Dorothee Pradel ist pharmazeutische Leiterin im Recklinghäuser Impfzentrum und mit ihrem Team für die Aufbereitung des Impfstoffs zuständig. Sie sagt, die Handhabung des Astrazeneca-Vakzins sei problemlos. Angebrochene Ampullen seien noch 48 Stunden haltbar und könnten für den nächsten Tag einfach im Kühlschrank aufbewahrt werden. Schwieriger sei der Umgang mit dem Biontech-Impfstoff. Aus einer Ampulle können sechs Spritzen gewonnen werden, die innerhalb von zwei Stunden verimpft werden müssen. Die Impfdosen würden bedarfsgerecht vorbereitet. „Wir wissen stundengenau, wie viele Impfberechtigte sich angemeldet und auch tatsächlich eingecheckt haben“, so Pradel.

Heikel wird es am Abend, wenn bei Schließung des Impfzentrums in einer angebrochenen Biontech-Ampulle noch Reste vorhanden sind. Für diesen Fall gibt es nach Angaben des Kreises eine Liste mit Impfkandidaten, die angerufen werden. Voraussetzung sei, dass diese Menschen innerhalb von 30 bis 45 Minuten das Impfzentrum erreichen können – und zur ersten Prioritätengruppe gehören. Dazu zählen neben den über 80-Jährigen unter anderem medizinisches Personal in Krankenhäusern, Mitarbeiter von Arztpraxen, Pflegediensten und Rettungsdiensten sowie Polizisten mit direktem Bürgerkontakt.

Eine Panne gab es zu Beginn des Betriebs im Impfzentrum

Auch an dem Abend, als irrtümlich die Feuerwehr-Leitstelle kontaktiert worden sei, seien alle restlichen Impfdosen in diesem Sinne an den Mann beziehungsweise die Frau gebracht worden, versichert Landrat Klimpel. „Wir haben natürlich selbst großes Interesse daran, dass möglichst viele Menschen geimpft werden und kein Impfstoff vergeudet wird.“

Eine Panne räumt die Kreisverwaltung allerdings ein. Kurz nach Inbetriebnahme des Impfzentrums seien 28 Impfdosen in einer Impfkabine liegen geblieben. Als sie entdeckt wurden, sei es nicht mehr zu verantworten gewesen, sie einem Menschen zu verabreichen. „Ein einmaliger Vorfall“, sagt der Landrat. Mittlerweile sind nach Angaben des Kreises in der Leichtbauhalle auf dem Konrad-Adenauer-Platz in Recklinghausen 30.000 Menschen geimpft worden. Zusammen mit den mobilen Teams, die u. a. die Altenheime angefahren haben, seien im Vest 70.000 Immunisierungen (Erst- und Zweitimpfungen) erfolgt.