Gladbeck. Sparkassendirektor Ludger Kreyerhoff verlässt das Institut nach fast 20 Jahren. Er führte die Sparkasse durch Zeiten der Veränderung.

Er ist seit vielen Jahren das Gesicht der Stadtsparkasse Gladbeck, prägte zwei Jahrzehnte lang an entscheidender Stelle das Geschäft des größten Geldinstituts der Stadt: Ludger Kreyerhoff. Mit dem Silvestertag scheidet "Mr. Sparkasse" nun vorzeitig aus seinem Amt aus und wechselt in den Vorruhestand.

Unter der Regie des 63-jährigen Bankers wuchs die Sparkasse zu neuer Blüte, weitete die Geschäfte trotz widriger Umstände aus - "man denke nur an die Finanzmarkt- und die Euroschuldenkrise mit der Nullzinspolitik", so der scheidende Vorstandschef. Dennoch verdoppelte sich das Kreditgeschäft unter Kreyerhoffs Verantwortung nahezu auf 700 Millionen Euro, und die Bilanzsumme kletterte von 654 Millionen Euro (2004) auf 903,6 Millionen Euro in diesem Jahr. "Es war eine spannende Zeit, durchaus mit Erfolgen, aber auch mit strukturellen Veränderungen", bilanziert der Sparkassendirektor am Ende seiner Amtszeit.

Kreyerhoff ist ein "Sparkassenkind": Vor 44 Jahren fing er in Borken an

Ludger Kreyerhoff, der gebürtige Borkener, kennt das Sparkassengeschäft aus dem Effeff: Seit 44 Jahren ist er in der Sparkassen-Organisation tätig, begann 1976 seine Karriere als 19-jähriger Auszubildender (Bankkaufmann) bei der Kreissparkasse Borken. Nach Betriebswirtschafts-Studium und einem weiteren Examen beim Sparkassen- und Giroverband arbeitete Ludger Kreyerhoff zunächst bei der Prüfungsstelle des Westfälisch-Lippischen Sparkassen- und Giroverbandes in Münster, dann als Leiter der Kreditabteilung bei der Sparkasse Gelsenkirchen.

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Der Bankfachmann brachte schon viel Erfahrung mit, als er 2001 zur Sparkasse Gladbeck wechselte und Vorstandsmitglied wurde. Nach dem Ausscheiden des langjährigen Chefs Willi Schulz wurde er 2004 dessen Nachfolger als Vorstandsvorsitzender. Nun, 16 Jahre später, blickt Kreyerhoff ("ich bin erst der vierte Sparkassenchef nach dem Krieg") auf eine lange Zeit der Beständigkeit und Kontinuität zurück, aber andererseits auch auf eine Ära der Veränderungen - angetrieben durch die Digitalisierung, aber auch durch die Quasi-Abschaffung des Zinses, des Kerns eines jeden Geldgeschäftes.

Negativzinsen sind bei der Sparkasse im Privatkundenbereich nicht durchsetzbar

"Nichts bleibt, wie es war, und auf nichts ist Verlass", sinniert Kreyerhoff durchaus auch etwas irritiert über das, was in den vergangenen Jahren in der Branche passierte. Mit dem Einlagengeschäft werde schon lange und wohl zunächst auch in Zukunft kein Geld zu verdienen sein. "Und das Kreditgeschäft ist bei äußerst niedrigen Zinsen ein qualitatives Geschäft geworden", so Kreyerhoff, "man muss auf die Kapitaldienstfähigkeit der Kunden achten, um sie nicht in die Falle tappen zu lassen, falls die Zinsen doch mal anziehen." Zinsänderungsrisiken nennt das der Fachmann - die Kreditlaufzeit müsse trotz höherer Tilgungsmöglichkeiten im vertretbaren Rahmen bleiben.

Kreyerhoff setzt nicht darauf, dass es in absehbarer Zeit zu höheren Zinsen kommen wird. Im Gegenteil: Negativzinsen seien mehr und mehr real. Für die Sparkasse, die selber für "geparktes" Geld Zinsen zahlen müsse, seien sie aber im großen Privatkundengeschäft nicht "nach unten" durchzusetzen. "Wenn es normale Zinsen geben würde, dann wäre das Ergebnis der Sparkasse 50 bis 60 Prozent höher", sagt der scheidende Vorstandschef, der zuletzt ein Ergebnis von sechs Millionen Euro vorlegte.

Die Zahl der Sparkassen-Filialen schrumpfte von 15 auf vier

Ein Geldinstitut könne in diesen Zeiten vor allem auf der Kostenseite agieren, um erfolgreich zu bleiben, verweist Kreyerhoff auf so manche Anpassung. So sank die Zahl der Sparkassenfilialen in seiner Amtszeit von 15 auf vier, die der Mitarbeiter von 250 auf 150. "Das bei größerem Geschäftsvolumen und fortschreitender Digitalisierung." Eine nochmalige Herausforderung sei am Ende seiner Amtszeit die Corona-Pandemie geworden, die organisatorisch eine weitere Herausforderung sei, das Institut aber geschäftlich nicht gebremst habe.

Der parteilose Kreyerhoff, dem ein entspanntes Verhältnis zur Politik nachgesagt wird, bemühte sich in alle den Jahren, wie er sagt, um eine unabhängige Rolle der Sparkasse gegenüber der Stadt als Eigentümerin. Immerhin: In seiner Amtszeit schüttete die Sparkasse insgesamt rund zehn Millionen Euro an die Stadt aus. "Ich glaube, die Sparkasse ist gut aufgestellt, um mit den Herausforderungen der nächsten Jahre umgehen zu können", bilanziert Kreyerhoff, der als passionierter Schwimmer (zwei- bis dreimal in der Woche) und Rennradfahrer ("pro Jahr fahre ich etwa 5000 Kilometer)" künftig als Pensionär mehr Zeit für seine Hobbys hat.

Marcus Steiner tritt am 1. Januar 2021 die Nachfolge Kreyerhoffs an

Nachfolger Kreyerhoffs als Vorsitzender des Vorstandes wird Marcus Steiner (44), der bereits seit 2010 in führender Position bei der Sparkasse Gladbeck tätig war und im Januar 2017 Vorstandsmitglied als Nachfolger für den langjährigen Vorstand Walter Piétzka wurde. Neues Mitglied im Vorstand (auf Steiners bisheriger Position) wird Jan Büser (43), der bislang bei der Bank für Kirche und Diakonie in Dortmund tätig war.

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