Gladbeck. Eine Sanierung des zehngeschossigen Hochhauses ist wohl zu teuer. Die Verwaltung favorisiert eine Neubebauung und städtebauliche Umgestaltung.
Stadt und Sparkasse denken über den Abriss des Sparkassenturms nach – und wollen an der Friedrichstraße, zusammen mit der GWG, ein neues „Viktoria-Quartier“ entwickeln. Turm und Tiefgarage, 1976 gebaut, seien in die Jahre gekommen, müssten umfassend saniert werden, was wirtschaftlich wahrscheinlich nicht sinnvoll sei, begründet Bürgermeister Ulrich Roland, gleichzeitig Verwaltungsratsvorsitzender der Sparkasse, den Vorstoß. Eine Überplanung des Areals – inklusive des Rathausparkplatzes – sei ein Beitrag zur weiteren städtebaulichen Entwicklung der Gladbecker Innenstadt, oder, wie Roland es nannte, ein Vorantreiben der seit Jahren laufenden „erfolgreichen Stadtreparatur“.
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Noch sei es ein ganz früher Zeitpunkt des Projekts, so Stadtbaurat Dr. Volker Kreuzer: „Man kann nicht mal von seiner Geburt sprechen, wir sind eher noch bei der Zeugung.“ Angesichts eines möglichen Abrisses von Parkdeck und Turm der Sparkasse wäre es aber fahrlässig, die Chancen, die sich für die Weiterentwicklung der Stadtmitte ergeben könnten, nicht ernsthaft zu prüfen.
Ein neuer Grünzug zwischen Rathauspark und Pastoratswäldchen
Fest stehe, so Sparkassenchef Ludger Kreyerhoff, dass sein Institut künftig einen deutlich geringeren Bürobedarf habe und nicht mehr die vielen Flächen im Turm benötige. „Das sieht man schon daran, dass die Mitarbeiterzahl in den vergangenen Jahren um 100 auf 200 Beschäftigte geschrumpft ist.“ Eine Sanierung des Turms und ein Umbau zu Büros für Dritte und/oder zum Wohnen sei aufwändig und rechne sich sehr wahrscheinlich nicht, werde aber jetzt geprüft. GWG-Geschäftsführer Thomas Balke ist aber sicher: „Die nötigen Mieten nach einer solchen Sanierung sind in Gladbeck nicht realisierbar, und letztlich bleibt das Haus in der Grundsubstanz aus den 70ern.“ Außerdem, so Kreyerhoff, sei die Tiefgarage, die im Moment noch sicher zu nutzen sei, auf jeden Fall abgängig und müsste in einigen Jahren auf jeden Fall abgebrochen werden.
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Daher könne ein Abriss des Sparkassenturms und eine Überplanung des Geländes (mit dem Rathausparkplatz sind das rund 4500 Quadratmeter) eine Alternative sein, so Baurat Kreuzer. Städtebaulich sei es geboten, so GWG-Chef Balke, eine solche Möglichkeit in Erwägung zu ziehen. Laut Kreuzer böte die Entwicklung des „Victoria-Quartiers“ neben einer attraktiven Neubebauung (angedacht sind zwei Baukörper) die Möglichkeit, den Rathauspark und das Pastoratswäldchen (neben der Stadthalle) mit einem neuen Grünzug entlang der Gastronomie „Mundart“ und der Neuen Galerie miteinander zu verbinden. Außerdem könne eine neue Wegeverbindung zwischen dem Willy-Brandt-Platz und dem Vorplatz der Stadthalle entstehen – und damit die einstige Viktoriastraße, die dort verlief, reaktiviert werden (daher auch der Name für das neue Quartier).
Unter dem Viktoria-Quartier wird eine Tiefgarage geplant
Das Turmblasen bleibt
Der Verwaltungsrat der Sparkasse und der Aufsichtsrat der stadteigenen GWG haben sich bereits am Dienstag und Mittwoch umfassend mit dem „Viktoria-Quartier“ beschäftigt und grünes Licht für eine konkrete Prüfung des Projektes gegeben. Am Donnerstag, 19. März, werden die Überlegungen im Planungsausschuss und am Dienstag, 31. März, im Innenstadtausschuss vorgestellt.
Sollten sich die Überlegungen konkretisieren, soll das Projekt auch in einer öffentlichen Bürgerversammlung vorgestellt werden. Mit einer grundsätzliche Entscheidung, ob das Projekt realisiert wird, wird in etwa einem Jahr gerechnet.
Nicht gefährdet ist das traditionelle Turmblasen am 23. Dezember, sollte der Sparkassenturm fallen. Die Musik könnte künftig vom Dach des Geschäftshauses Hoch10 erklingen, versichern Stadt und Sparkasse.
Künftige Nutzer der neuen Bebauung könnten, neben der Sparkasse und deren bisherigen Mietern, städtische Dienststellen sein. Eine Idee favorisiert Bürgermeister Roland: Ein „Haus der Sicherheit“, in dem das Ordnungsamt, der Kommunale Ordnungsdienst und die Polizei zusammen gefasst würden. Polizeipräsidentin Friederike Zurhausen habe bereits grundsätzliches Interesse signalisiert, da der Mietvertrag im Traditionsgebäude am Jovyplatz in einigen Jahren auslaufe. Weitere Nutzungen könnten eine zusätzliche innerstädtische Kita, ein Hotel, eine Gastronomie und Büros für Dienstleister sein. Einzelhandel und Wohnen sollen dagegen ausdrücklich ausgeschlossen werden.
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Ausgeschlossen werden soll auch, dass ein privater Investor den Bau des Quartiers übernehme, da man als Stadt den vollen Einfluss aufs Quartier behalten wolle. Vorstellbar sei höchstens eine Minderheitsbeteiligung. Und eines sei auch klar: Die rund 200 Parkplätze (Parkplatz und Tiefgarage) kommen unter die Erde und gehen nicht verloren, versichert Baurat Kreuzer.