Gladbeck. Die Zinsflaute setzt Sparkasse und Volksbank immer mehr zu. Die Institute kritisieren die Zinspolitik, planen aber noch keine Gebühren-Erhöhung.
Die anhaltende Zinsflaute setzt den örtlichen Banken mehr und mehr zu. „Wir bleiben im Zinstief, inzwischen ist eine ganz entscheidende Ertragssäule komplett weggebrochen“, sagte Sparkassenvorstand Marcus Steiner im Gespräch mit der WAZ. Dr. Peter Bottermann, Chef der Volksbank Ruhr-Mitte mit Hauptsitz in Buer, sieht das genauso: „Die andauernde Negativzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) belastet fortschreitend die Ertragslage der Banken.“
Ein Klotz am Bein der Bank-Bilanzen sind inzwischen die aktuell diskutierten Altverträge beim „Prämiensparen“, die jährlich gute Prämien garantieren. Hier hat sich der Sparkassenvorstand noch keine abschließende Meinung gebildet, wie es weiter gehen soll. Steiner: „Wir bleiben bis zur letzten Prämienstufe vertragstreu, das steht fest, für die Zeit danach können wir aber eine Kündigung nicht ausschließen.“ Knapp 5000 solch alter Prämiensparverträge hat die Sparkasse noch, die in der Endstufe nach meist 25 Jahren 20 Prozent Prämie auf die zuletzt eingezahlte Summe garantieren und damit zu einer Belastung für die Ertragssituation geworden sind. Auch Volksbank-Direktor Bottermann verspricht, dass sein Haus an den Altverträgen nicht rüttelt, „auch wenn das schmerzhaft“ sei, denn das Prämiensparen sei eine Komponente, die inzwischen belaste. Gut 10.000 dieser Altverträge hat die Volksbank Ruhr-Mitte in ihren Beständen.
Sparkasse und Volksbank schließen Gebührenerhöhungen zunächst aus
Trotz der Zinsschwierigkeiten im Anlagengeschäft verzichten beide Institute aber einstweilen auf eine Erhöhung einer anderen Ertragssäule – nämlich die der Gebühren. „Das ist bei uns für dieses Jahr nicht im Gespräch, allerdings ist es für 2020 auch nicht ganz ausgeschlossen“, so Sparkassenvorstand Steiner. Auch die Volksbank schließt nicht aus, 2020 die Gebühren anpassen zu müssen. Volksbank-Direktor Bottermann betont, dass Kunden für besondere Dienstleistungen aber auch bereit seien, Gebühren zu zahlen. Beide Institute verweisen darauf, dass es seit mehreren Jahren keine Gebührenerhöhungen gegeben habe.
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Bei der Sparkasse beträgt derzeit die Kontoführungsgebühr fürs Girokonto inklusive Girokarte 4 Euro im Monat – plus Postengebühren (30 Cent pro Buchung, beim Onlinekonto geringer). Steiner verweist darauf, dass die Sparkassse kein Paschalmodell habe. „Das ist so gerechter.“ Keine Hoffnung macht Steiner den Sparkassen-Kunden bei den Zinsen. Auf dem traditionellen Sparbuch gibt es derzeit 0,001 Prozent Zinsen, auf dem Tagesgeldkonto gar nichts.
Volksbank-Chef Bottermann denkt über Weitergabe der Minuszinsen nach
Volksbank-Chef Bottermann denkt angesichts der verschärften Minuszinspolitik der EZB noch ein Stück weiter: „Je länger diese Geldpolitik bestehen bleibt, desto schwieriger wird es, die Kunden vor der Weitergabe des Negativzinses, den Banken an die EZB zahlen müssen, zu verschonen.“ Bislang habe man Privatkunden nicht mit Negativzinsen belastet.
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Die Thematik komme aber regelmäßig auf den Prüfstand. Bottermann: „Für die Zukunft können wir nicht grundsätzlich ausschließen, dass für Guthaben im sechsstelligen Bereich Negativzinsen berechnet werden.“ Sparer mit durchschnittlichen oder kleinen Guthaben müssten aber auch auf absehbare Zeit nicht mit Negativzinsen rechnen.
Sparkassenvorstand Steiner sieht durch niedrigere Zinsen keine Impulse für Investitionen
Auch Sparkassenvorstand Steiner versichert, „so lange es geht“ von der Weitergabe der Negativzinsen an Privatkunden abzusehen. Das widerspreche dem Spargedanken. Firmenkunden müssten allerdings schon jetzt ab einer bestimmten Größenordnung für geparktes Geld Negativzinsen zahlen.
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Beide Banker betonen, dass noch niedrigere oder gar Negativzinsen nicht zu mehr Investitionen führen. Bottermann: „Die von der EZB in Aussicht gestellten weiteren Lockerungsschritte bringen der Konjunktur immer weniger neue Impulse, verstärken aber die schädlichen Nebenwirkungen.“ Sparern würden inzwischen negative Realzinsen zugemutet.
Kunden sollen Anlagemix prüfen
Volksbank wie Sparkasse raten Privatkunden dringend, ihren Anlagemix zu überprüfen und ihre Gelder in Anlageformen umzuschichten, die höhere Erträge erzielen – etwa in Wertpapiere. Volksbank-Direktor Bottermann: „Abwarten auf bessere Zeiten für Festzinssparer macht keinen Sinn.“
Sparkassenvorstand Steiner betont, dass es für die Sparkasse angesichts des Erlösdrucks im Anlagengeschäft immer schwieriger werde, ihre öffentlichen Aufträge zu erfüllen – sei es finanzielle Unterstützung von Vereinen und Institutionen oder die kostenlose Kontoführung minderbemittelter Personen.