Gladbeck. Vorstandsmitglied Walter Piétzka geht an Silvester nach 45 Jahren bei der Sparkasse Gladbeck in den Ruhestand. Zum Abschied gibt es keine Feier.
- 45 Jahre war Walter Piétzka bei der Sparkasse beschäftigt - nun geht er in den Vorruhestand
- Der Sparkassenvorstand fing als Lehrling an und arbeitete sich von ganz unten hoch
- Banker zieht am Ende seiner Karriere eine bewegte, aber positive Bilanz
Er zählt zum Urgestein der Sparkasse, fing ganz unten als Lehrling an und schaffte es bis ganz nach oben in den Vorstand: Walter Piétzka verbrachte sein gesamtes Berufsleben bei „seiner“ Sparkasse und geht nun mit dem Jahreswechsel im Alter von 62 Jahren in den vorgezogenen Ruhestand. „Ich bin halt eine konservative Natur und bekenne mich zur Standorttreue“, begründet „Mr. Sparkasse“ die lebenslange Verbundenheit zu „seinem“ Geldinstitut und zieht im WAZ-Gespräch eine bewegte, aber unterm Strich positive Bilanz.
Der scheidende Sparkassenvorstand ist gebürtiger Gladbecker, stammt aus einer gewerkschaftlich-sozialdemokratisch orientierten Familie und wuchs in Stadtmitte auf. Der Vater war Hausmeister an der Schule Paßmannstraße. „Ich bin also schon am ersten Tag meines Lebens zur Schule gegangen“, merkt Piétzka in dem ihm eigenen trockenen Humor an. Mit 17 Jahren fing er 1971 bei der Sparkasse als Lehrling an. „In der Filiale Brauck, bei Willi Heil, einer autoritären Persönlichkeit“, erinnert sich der scheidende Vorstand noch genau an seine ersten Jahre. Das prägte – und bereitete ihn für höhere Aufgaben vor.
Sparkasse musste Ende der 80er Jahre Kreditausfälle verkraften
Schon 1984 wurde er Leiter des Kreditsekretariats – „was nichts anderes als die Rechtsabteilung ist“, erläutert Piétzka. Was er nicht wissen konnte: Auf dieser Position war er kurze Zeit später aufs Äußerste gefordert. Er war einer derjenigen, die die Sparkasse durch eine ihrer schlimmsten Krisen managte. Enorme Kreditausfälle in Folge eines zu offensiven Kreditgeschäfts, so Piétzka, brachten die Sparkasse Ende der 80er Jahre „an die Grenze der Existenzfähigkeit“.
Piétzka: „Fünf Jahre haben wir gebraucht, um wieder zu gesungen, eigentlich braucht man solche Erfahrungen nicht“, gesteht der Sparkassen-Mann, der sich allerdings durch das (Mit-)Meistern der schwierigen Aufgabe für Weiteres empfohlen hatte. „Ohne diese Arbeit wäre ich bestimmt nicht in den Vorstand berufen worden“, glaubt Piétzka.
Privat ist der Banker ein großer Hundeliebhaber
1994 wurde Piétzka, privat ein Hundeliebhaber und Rennradfahrer, stellvertretendes Vorstandsmitglied und arbeitete eng mit Willi Schulz und Eberhard Hollmann zusammen. 2004 kam der Sprung als ordentliches Mitglied in den zweiköpfigen Vorstand, wo er Stellvertreter von Vorstandssprecher Ludger Kreyerhoff ist.
Zweimal wurde er wiederbestellt und konnte sich den neuen, tiefen Umbrüchen im Bankengeschäft widmen. Die beispiellosen Herausforderungen – vor allem das bargeldlose Zahlen, das Online-Banking und die Nullzinspolitik – waren für alle Geldinstitute große Herausforderungen. „Über Jahre stagnierte das Geschäft, seit zwei Jahren wachsen wir aber wieder.“ Piétzka sieht die Sparkasse inzwischen gut aufgestellt und blickt optimistisch nach vorn: „Wir stehen besser da denn je.“
Kunden entscheiden über Filialschließungen
Allerdings musste die Sparkasse der Entwicklung Tribut zollen: Die Mitarbeiterzahl schmolz von 300 auf 190 (davon heute ein Drittel Teilzeit), und auch das Filialnetz schrumpfte bis zuletzt. Ob das angesichts einer Online-Quote von 40 Prozent so weitergeht? Piétzka ist sich nicht sicher: „In Zukunft entscheiden die Kunden über Filialschließungen.“
Eins ist für den scheidenden Sparkassenvorstand, der ohne große Abschiedsfeier geht, aber ganz sicher: „Das Bargeld stirbt langfristig auf jeden Fall aus.“
>> HINTERGRUND: Der Name Piétzka kommt aus dem Slawischen
Walter Piétzka stammt väterlicherseits aus Oberschlesien. Der Nachname bedeutet „Peter“ und entstammt einem slawisch-sorbischen Sprachstamm. Im Original wird das „e“ betont und schreibt sich der Name ohne Accent aigu.
Schon als junger Mann war es Piétzka aber leid, dass sein Name immer falsch – nämlich mit langem „i“ ausgesprochen wurde. „Da hab’ ich einfach einen Accent draufgesetzt und der Fall war für immer erledigt.“