Gladbeck. Weihnachten im großen Familienkreis ist 2020 unmöglich. Diese Pläne haben nun Bürgermeisterin, ein Feuerwehrmann und ein Pfarrer aus Gladbeck.
Gladbeck kommt in Sachen Covid-19 nicht zur Ruhe. Die zwischenzeitlich geplanten Freiluft-Gottesdienste zu Weihnachten vor dem Rathaus sind abgesagt, Familien sind angehalten, im engsten Kreis Heiligabend zu verbringen. Die Gladbecker werden anders feiern als normalerweise. Bürgermeisterin Bettina Weist, Pfarrer Frank Großer und Feuerwehrmann Maik Koschewitz erzählen, wie sie das Fest gestalten werden.
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Maik Koschewitz ist Berufsfeuerwehrmann. Sein Arbeitsplatz ist auch an Heiligabend die hauptamtliche Wache in Gladbeck. Genau wie 15 weitere Feuerwehrmänner und -frauen wird er nicht mit seiner Familie vor dem Tannenbaum sitzen, sondern aufpassen und zu Notfällen fahren. „Normalerweise versuchen wir auch auf der Wache ein bisschen weihnachtlich beisammen zu sein. Wir haben dann einen Baum und essen zusammen im Gemeinschaftsraum“, sagt Koschewitz. Aber dieses Jahr ist alles anders.
Ein Corona-Ausbruch bei der Feuerwehr wäre fatal
Die Feuerwehrleute müssen Abstand halten, sich mit so wenig Menschen wie möglich in einem Raum aufhalten. „Wir achten da ganz akribisch drauf, wir tun alles dafür, dass wir uns nicht gegenseitig anstecken“, so Koschewitz. Immerhin ist auch die Feuerwehr Teil der kritischen Infrastruktur. Ein großer Covid-19-Ausbruch bei der Feuerwehr wäre fatal. „So gesehen ist es für uns ein Tag wie jeder andere während der Pandemie. Normalerweise käme auch am Morgen des 25. der Kreisbrandmeister zum Frühstück vorbei, aber das können wir natürlich nicht machen.“
Zu Hause bei Koschewitz wird indes seine Frau mit den gemeinsamen Kindern und den Großmüttern feiern. „Meine Tochter ist 19 und mein Sohn 15 Jahre, die haben Verständnis dafür, dass ich nicht da sein kann. Wir nehmen auf die Kollegen mit jüngeren Kindern Rücksicht, da ist es schon wichtig, dass der Papa auch an Heiligabend zu Hause ist“, berichtet Koschewitz. Dafür würden dann auch untereinander Dienste getauscht. An den Weihnachtsfeiertagen kann Maik Koschewitz dann die Feierlichkeiten mit seiner Familie nachholen. Beziehungsweise mit der von der Bundesregierung formulierten „Kernfamilie“. Normalerweise ist bei Koschewitz nämlich „die Bude voll“ an Heiligabend, rund 25 Leute sind in einem „normalem Jahr“ dabei. „Das können wir natürlich nicht machen. Die Uroma ist zum Beispiel schon über 80. So schade es ist, aber das müssen wir dann nachholen, wenn der Lockdown vorbei ist.“
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Die Besuche der Bürgermeisterin bei der Feuerwehr, Polizei und im Krankenhaus fallen in diesem Jahr aus
Auch Bettina Weist wäre am Vormittag des heiligen Abends auf der Feuerwache erschienen. Zum Frühstück, mit einem Präsentkorb im Gepäck. Als Bürgermeisterin hätte sie im Anschluss noch die Polizei und das St. Barbara-Krankenhaus besucht. Klar, dass auch diese Tradition dieses Jahr aussetzen muss. Was dagegen immer noch ansteht, ist eine Telefonaktion mit der Seniorenberatungsstelle am Nachmittag. „Wir rufen die Seniorinnen und Senioren an, sprechen mit ihnen und wünschen ihnen ein schönes Weihnachtsfest“, erklärt sie. Sie telefoniert bis 16 Uhr, danach verbringt die Bürgermeisterin Zeit mit Ehemann Stefan, den Söhnen Niclas und Jannik sowie Hund Hotte.
„Vielleicht haben die Männer ja schon das Raclette vorbereitet, wenn ich komme“, hofft Weist. Fürs Raclette hat sich die Familie bewusst entschieden: „Normalerweise kocht man ja lange und isst dann nur kurz, beim Raclette ist es andersherum. Wir möchten viel Zeit miteinander verbringen.“ Materielle Wünsche hat sie nicht. „Ich wünsche mir einfach, dass alle meine Lieben gesund bleiben, gerade auch meine Eltern, die Risikopatienten sind. Das wünsche ich allen Gladbeckerinnen und Gladbeckern.“
Pfarrer hat Heiligabend nun ungewöhnlich viel Zeit mit der Familie
„Für mich als Pfarrer ist dieses Jahr sehr, sehr ungewöhnlich“, berichtet Frank Großer, der sonst in den evangelischen Kirchen in Mitte Gottesdienste abhalten würde. „Ich weiß noch gar nicht so recht, wie ich die Zeit nutzen soll. Normalerweise hat meine Familie an Heiligabend nicht so viel Zeit zusammen“, berichtet er von den vergangenen Jahren, „da essen wir aus Zeitgründen meistens Kartoffelsalat und Würstchen – dieses Jahr gibt es dann sicherlich etwas anderes.“ Die Kirchen in Gladbeck hatten zwischenzeitlich eigentlich einen ökumenischen Freiluft-Gottesdienst auf dem Willy-Brandt-Platz geplant. Der musste allerdings im Zuge des neuen Lockdowns verworfen werden. Stattdessen werden verschiedene Gottesdienste im Vorfeld aufgezeichnet und dann ins Netz gestellt. „Am 23.12. zeichne ich einen Gottesdienst in der Lambertikirche auf. Außerdem wird es noch einen Gottesdienst mit Krippenspiel geben“, erklärt Großer. Die Videos sind dann online abrufbar.
Für noch ein bisschen extra Weihnachtsgefühl empfiehlt Großer, die Weihnachtsgeschichte vorzulesen. Die sei im Lukasevangelium oder ebenfalls im Netz zu finden. „Das passt ja eigentlich sehr gut zur aktuellen Zeit, Gott kommt zu den Menschen, auch in der Pandemiesituation. Egal ob Gottesdienst-Stream oder Evangelium, die Gläubigen entscheiden dann selbst, wie sie den Ablauf an Heiligabend gestalten. Bei Pfarrer Großer sieht er so aus: „Erst gibt es Abendessen, dann singen wir unter dem Tannenbaum und im Anschluss gibt es Geschenke.“ Die hat Großer auch alle schon bereit, der Lockdown für Geschäfte hat ihn also nicht kalt erwischt. Geschenke seien eine gute Möglichkeit, um Menschen eine Freude zu machen. „Wenn man sich Gedanken macht: Was bewegt diesen Menschen, was ist ihm wichtig, dann muss man im besten Fall nicht noch auf den Paketboten warten.“ Einen Wunsch hat Großer selbst auch: „Ich wünsche mir, dass die Menschen in dieser angespannten Situation ihre Freude und ihre Zuversicht nicht verlieren. Weihnachten ist dieses Jahr anders, aber wir können das Beste daraus machen.“