Gladbeck. Lucy Reifenrath ist die erste Notfallsanitäterin, die die Feuerwehr Gladbeck selbst ausgebildet hat. Ihr Examen bestand sie als Zweitbeste.
Immer dann, wenn schnelle Rettung Not tut, sind Gladbecker bei ihr in guten Händen: Lucy Reifenrath ist die erste von der Feuerwehr der Stadt Gladbeck in Vollzeit ausgebildete Notfallsanitäterin. „Wir sind in der Regel die ersten am Einsatzort, um den Notfallpatienten zu helfen“, berichtet die Fachfrau. Ein Notarzt fahre nicht immer automatisch mit. „Er wird dann alarmiert oder nachgefordert, wenn es die erste Untersuchung von uns vor Ort, oder der vorab bekannte Sachverhalt nötig machen“.
Die Anforderungen an das moderne Notfallpersonal, „dem Bindeglied zum ärztlichen Personal“, seien gestiegen, „so dass erweiterte Fachkompetenzen und Qualifikationen nötig sind, die sich im neuen Notfallsanitätergesetz und den Bestimmungen zur neuen Notfallsanitäterausbildung widerspiegeln“, erklärt Georg Fragemann, Leiter des Rettungsdienstes der Feuerwehr Gladbeck. Im Rettungsfahrzeug und in ihrer Ausrüstung führten die Notfallsanitäter so beispielsweise „25 Notfallmedikamente mit, die für sie zur Anwendung auch ohne Notarzt freigegeben sind“.
Im Notfalleinsatz kann es auf jede Minute ankommen
Jede Menge Verantwortung für die junge Notfallsanitäterin (23), etwa bei Einsätzen mit Infarkten und Schlaganfällen, wobei jede Minute zählt und entsprechend rasch und zielgerichtet gehandelt werden muss. „Damit lernt man aber professionell und routiniert umzugehen. Wir machen in den drei Jahren Ausbildung nichts anderes und werden sorgfältig praktisch angeleitet“, sagt Lucy Reifenrath. Zu der theoretischen Ausbildung in der Rettungsschule Vest Recklinghausen kämen ja praktische Ausbildungsschwerpunkte auf der Rettungswache und im Krankenhaus hinzu. Sie sei zudem ja auch nicht blind und leichtfertig in den Beruf hinein gegangen, unterstreicht die Notfallsanitäterin.
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So habe sie nach der Schule zunächst 2014 als Bundesfreiwillige Rettungshelferin gejobbt, „um den Beruf kennenzulernen“. Dabei habe sie von Anfang an gemerkt, „das ist genau dein Ding. Mit Menschen zu tun zu haben, ihnen helfen zu können und die abwechslungsreichen Einsätze - du willst nichts anderes beruflich machen“. Sie habe dann auf eigene Kosten eine Ausbildung zur Rettungssanitäterin und den C1-Führerschein für Rettungsfahrzeuge finanziert. Zu der Zeit sei auch die neukonzipierte Notfallsanitäter-Ausbildung gestartet, „so dass ich nach einer Ausbildungsstelle gesucht habe“. Über einen Bekannten habe sie vom Ausbildungsangebot in Gladbeck erfahren, sich beworben und sei dann eingestellt worden.
Das staatliche Examen als Zweitbeste ihres Jahrgangs bestanden
Ihm habe „die Zielstrebigkeit und das Engagement der Bewerberin gleich gut gefallen“, sagt Gregor Fragemann. In seiner positiven Einschätzung habe er sich dann auch nicht getäuscht. Die 23-jährige hat nach dreijähriger Ausbildung kürzlich ihr staatliches Examen bestanden – als Zweitbeste ihres Jahrgangs. Was Fragemann noch mehr freut, die kompetente Fachkraft bleibt der Hauptwache und damit den Gladbeckern erhalten. „Sie kommt nämlich aus Hahn und ist immer gependelt, so dass ich befürchtet habe, dass sie uns nach bestandener Prüfung wieder verlässt.“ Lucy Reifenrath hat sich aber dazu entschieden, nach dem beruflichen auch den privaten Lebensmittelpunkt nach Gladbeck zu verlegen. „Ich fühle mich wohl in Gladbeck, und das familiäre Miteinander in der Wache gefällt mit gut.“
Vorteilhaft ist wohl auch, dass klar ist, dass die Gladbecker Feuerwehrführung weitere Qualifikationen und Karriereschritte unterstützt, um Personal aus den eigenen Reihen an Leitungsfunktionen heranzuführen. „Wir erleben bei uns ja auch personell den demografischen Wandel, mit verdienten Kräften, die aus dem Beruf ausscheiden und die ersetzt werden müssen“, so Georg Fragemann. Lucy Reifenrath hat so als nächstes Ziel, „die Grundausbildung bei der Feuerwehr zu absolvieren, um neben dem Rettungsdienst auch bei der Brandbekämpfung eingesetzt werden zu können“.
In der Ausbildung gelernt, selbstständiger zu arbeiten
Ob sie der Beruf und die damit verbundene Verantwortung verändert habe? Sie sei jetzt ja nicht plötzlich eine ganz andere Person geworden, sagt Lucy Reifenrath mit einem Lächeln. Sie habe aber schon gelernt, „selbstständiger zu arbeiten, und dass man Entscheidungen treffen und dann auch entsprechend handeln muss“. Wobei es im Privatleben dann sicherlich nicht auf jede Minute ankommt, so wie im Notfall beim Rettungseinsatz.