Gladbeck. Die Corona-Krise wird im Museum Gladbeck berücksichtigt. In einer Ausstellung zur Sportgeschichte und im Bestand bekommt das Thema einen Platz.

Es ist wahrscheinlich nicht übertrieben zu sagen: Die Corona-Pandemie schreibt Geschichte. Eine Krise solchen Ausmaßes, die Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur hart trifft, will auch Alexander Borchard, Leiter des MuseumsGladbeck, thematisieren. Schließlich sind es die Menschen und Geschicke dieser Stadt, die die Sammlung abbildet. Der Herr des Hauses ergänzt eine bereits längst geplante Ausstellung durch das Thema „Corona“.

Auch interessant

Die Präsentation zur Sportgeschichte Gladbecks sollte eigentlich Anfang 2020 eröffnet werden. Doch die Ausbreitung des Coronavirus’ stoppte die Ausstellung. Deren Start wurde verschoben. Denn geplant war, viele Objekte aus Privatbesitz zu zeigen. „Die Interviews mit den Besitzern der Leihgaben stehen noch aus“, erläutert der Museumsleiter. Gespräche waren während der Pandemie – direkte Kontakte von Angesicht zu Angesicht vermeiden – unmöglich.

Gladbeck: Digitale Objekte zur Corona-Pandemie wären denkbar

Das rein subjektive Empfinden wird die Sportgeschichtsschau prägen, verrät Alexander Borchard: Anekdoten, der größte Sieg, die schmerzhafteste Niederlage – alles wohlgemerkt aus Gladbecker Sicht. Und als Extra-Kapitel möchte der Museumschef eben den Aspekt Corona einbauen.

Er kann sich beispielsweise digitale Objekte vorstellen: Wie wäre es beispielsweise mit Trainingsvideos, nach denen Sportbegeisterte Übungen absolvieren? Wurden doch Wohn- und Schlafzimmer als Ersatz von Hallen und anderen Stätten umfunktioniert, die wegen der Pandemie dicht waren. Beschilderungen wie „Wegen Corona gesperrt“ könnten ebenfalls Eingang in die Ausstellung finden.

Auch interessant

Alexander Borchard, Museumschef in Gladbeck, stellt fest: Während der Pandemie kamen nur 3300 Besucher.
Alexander Borchard, Museumschef in Gladbeck, stellt fest: Während der Pandemie kamen nur 3300 Besucher. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Sehr interessant findet Borchard, wie Gladbecker alltägliche Gegenstände zu Sportgeräten umfunktioniert haben. Er erzählt beispielhaft: „Mein Sohn ist im Judo-Verein. Die Griffe hat er statt am Partner an Stofftieren trainiert.“

Die erste leere Impfampulle könnte ein Teil des Museumsbestands werden

Von dieser themenbezogenen Ausstellung abgesehen, ist Borchard generell der Überzeugung: Das Museum muss die Corona-Zeit in Gladbeck berücksichtigen. Vielleicht nicht unbedingt das XXL-Paket Toilettenpapier, das stellvertretend die Hamsterkäufe während der ersten Infektionswelle im Frühjahr 2020 symbolisiert. Da eher schon Objekte wie die erste leere Impfampulle: „Sie gehören zumindest in den Bestand.“ Der Fachmann meint: „Wir halten solche Gegenstände jetzt vielleicht für sammlungswürdig.“ Aber in zwei, drei Jahren könne die Bewertung anders aussehen.

Auch interessant

Wegen Corona geschlossen

Wegen der aktuellen Corona-Schutzverordnung ist das Museum an der Burgstraße derzeit geschlossen. Das gilt nach jetziger Regelung bis einschließlich 20. Dezember.

Selbstverständlich ruhe die Arbeit des siebenköpfigen Teams in dieser Zeit ohne Besucher nicht. „Wir warten auf eine neue Rechtsgrundlage“, so Museumsleiter Alexander Borchard. Mit aller Vorsicht sagt er: „Am 26. Dezember ist vielleicht wieder geöffnet.“ Er meint: „Wir könnten jedenfalls ad hoc die Tür für Publikum aufschließen.“

Im Gedächtnis dürfte vielen Gladbeckern die Zeit bleiben, in der das gesellschaftliche Leben stillstand. Borchard kann diese Zwangspause mit Zahlen belegen. Er vergleicht: „Im Jahr 2019 hatten wir fast 10.000 Besucher. In diesem Jahr sind’s wegen der Corona-Krise um die 3300.“ Im Januar sei das Museum gut gestartet, es folgte der erste Lockdown. Und nach der Wiederöffnung des Hauses – mit einem Hygiene-Konzept – war die Anzahl der Gäste beschränkt.

Auch interessant

Wohnzimmerdeko am Montag, 08.01.2018 im Städtischen Museum in Gladbeck.


Foto: Michael Korte / FUNKE Foto Services
Von Svenja Suda (Text)und Michael Korte (Fotos)

Führungen, unzählige Veranstaltungen, Projekte, Museumspädagogik – das gesamte Angebot habe gelitten. Borchard: „Ich hoffe, dass wir einiges nachholen können.“ Die Möglichkeit hänge jedoch auch von denjenigen ab, die für Umsetzung vorgesehen waren.

Nichts verpassen, was in Gladbeck passiert: Hier für den täglichen Gladbeck-Newsletter anmelden.