Gladbeck. Eine siebenstellige Summe, ohne Planung, soll ein Aufzug am Museum Gladbeck kosten. Doch der Kulturausschuss will das Projekt umsetzen.
Eine gute und eine schlechte Nachricht hatte Martin Plischek für den Kulturausschuss im Gepäck. Wieder einmal kam das Thema aufs Tapet: ein Aufzug für das Museum in Wittringen, um Barrierefreiheit zu schaffen. Der Leiter des Amtes für Immobilienwirtschaft Gladbeck: „Es geht bautechnisch, von außen eben.“ Aber: um welchen Preis? Doch die Kostenfrage konnte die Mehrheit des Gremiums nicht schrecken. Einzig Andreas Martin (Linke) übte Kritik und enthielt sich schließlich, während alle anderen Mitglieder ihre Zustimmung für das Vorhaben bekräftigten.
„Es kostet Geld, viel Geld“, sagte Plischek. Für die Umsetzung eines eigenständigen Erschließungsgebäudes für den besagten Aufzug rechnet der Fachmann mit einer siebenstelligen Summe – plus Planungskosten von schätzungsweise 120.000 Euro. Er legte dar, dass die Insellage die Kosten in die Höhe treibt. „Viel, viel Wasser drumherum, das bereitet Probleme“, sagte Plischek.
Gladbeck: Eine weiche Bodenbeschaffenheit ist nicht tragfähig
Eine Untersuchung der Bodenbeschaffenheit ergab weiche und harte Bereiche. Der Amtsleiter: „An sehr weichen Stellen kann man nicht gründen.“ Der Boden sei dort nicht tragfähig. Bis zu einer Tiefe von 4,70 Metern, fünf Metern seien die Gegebenheiten nur sehr eingeschränkt zur Lastabtragung eines Gebäudes geeignet: „Davor haben wir keinen festen Grund.“ Außerdem seien stark schwankende Wasserspiegel zu erwarten.
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Damit nicht genug der Erschwernisse. Plischek schilderte, dass noch so manches Hindernis aus dem Weg zu räumen wäre, bis überhaupt mit den Bauarbeiten begonnen werden kann. Von der Lage des Gebäudes im einstigen Sumpfgebiet einmal abgesehen, wäre da zunächst die Torzufahrt: „Sie ist ungeeignet für schweres Gerät.“ Aber eben jene Spezialmaschinen seien für die Tiefgründung erforderlich. Also müsste eigens für die Baustelle eine Pontonbrücke errichtet werden.
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Nach Plischeks Einschätzung lässt sich das Projekt nicht ohne eine Vielzahl von Spezialisten unter Dach und Fach bringen: Bodengutachter, Statiker sowie Fachleute für die Ermittlung der optimalen Gründungsmethode, die Errichtung der Pontonbrücke und die Einrichtung der Baustelle, um nur einige zu nennen. „Wir brauchen mehr Fachplaner als bei einer normalen Baustelle“, entgegnete der Amtsleiter dem CDU-Ratsherrn Andreas Willmes, der bei den hohen Planungskosten nachhakte.
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Dessen SPD-Kollege Michael Hübner unterstrich: „Die Schwierigkeiten sind ordentlich zu klären.“ Und auch Kulturamtsleiterin Gabriele Stegemann sagte: „Ich will keine Planung, die auf wackligen Füßen steht.“
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Hübner sprach von einem Kleinod, das die Stadt Gladbeck mit dem Areal Wittringen besitze – auch ein ideeller Wert: „Es ist uns nicht zu teuer, dort zu investieren.“ Man müsse halt „gucken, was uns einzelne Vorhaben wert sind und was nicht.“ Andreas Martin (Linke) hielt dem entgegen: „Ich glaube, wir könnten mit dem Geld vieles machen, mit dem wir mehr Menschen erreichen.“ Doch die Barrierefreiheit des Museums, so stellte sich in seltener politischer Einmütigkeit heraus, liegt dem Gros des Kulturausschusses am Herzen.
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Michael Skerstinat, der für den Behindertenbeirat an der Sitzung teilnahm, zeigte sich „grundsätzlich froh, dass das Projekt dort überhaupt machbar ist“. Für Menschen mit Behinderung sei es „zwingend erforderlich“, Barrierefreiheit herzustellen. Dazu, so Müzeyyen Dreessen (CDU), bestehe die „Verpflichtung nach dem Gesetz“. Die Ratsfrau verwies auf mögliche Fördermittel, unter anderem des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe und der „Aktion Mensch“. Dennoch: „Ein paar Millionen werden wir wohl in die Hand nehmen müssen“, so Hübners Standpunkt.
Dreessen meinte: „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.“ Um diesen zu beschreiten, soll das Thema bei den Etatberatungen behandelt werden.
Dies war die letzte Kulturausschuss-Sitzung, in der Annette Wünnenberg den Vorsitz hatte. Die SPD-Vertreterin verabschiedete sich nach 21 Jahren in diesem Gremium. Elf Jahre war sie Vorsitzende des Kulturausschusses.