Gladbeck. Der Zentrale Betriebshof Gladbeck verzeichnet ein deutliches Plus an Sperrmüll. Das Aufkommen anderer Abfallarten sank oder änderte sich wenig.
In Corona-Zeiten gehen die allermeisten Menschen weniger vor die Tür, manche bunkern sich Lebensmittel wie Tiefkühlkost; andere kehren in ihren Wohnungen das Unterste zuoberst, um ausgediente Möbel und ramponierte Gegenstände auszurangieren. Und Garten-Fans haben viel Zeit, ihr grünes Paradies auf Vordermann zu bringen. Wie sich dieses Verhalten auf das Abfallaufkommen beim Zentralen Betriebshof Gladbeck (ZBG) auswirkt...
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Wer meint, die Mülltonnen müssten geradezu übergequollen sein, erkennt beim scharfen Blick auf die Abfuhrmengen: Dem ist mitnichten so. Das überrascht in einigen Punkten auch Hendrik Feldhaus, in dessen Hand beim ZBG die Öffentlichkeitsarbeit und Kundenbetreuung liegt. Er stellt den Zeitraum März bis September 2019 den Pandemie-Monaten in diesem Jahr gegenüber.
Gladbeck: Das Aufkommen an Papier- und Pappeabfall ist gesunken
„Ich war etwas verwundert über das Papieraufkommen“, räumt er ein. Sollte man doch gemeinhin annehmen, dass Papp-Pizzakartons & Co. häufiger Abnehmer fanden – und später, wie es sich gehört, im entsprechenden Abfallbehälter landeten. Doch Feldhaus konstatiert: „In den Monaten März bis September 2019 hatten wir etwa 2600 Tonnen, im Vergleichszeitraum 2020 sogar 40 Tonnen weniger.“
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Frappierend ist hingegen der Anstieg beim Sperrmüll: „Knapp 400 Tonnen mehr als sonst.“ Zwei Erklärungen für diese Entwicklung kann sich der Fachmann vorstellen. Erstens: Er geht davon aus, dass die Gladbecker ihr Zuhause seltener verlassen und die Zeit daheim zum Aussortieren genutzt, auch Garagen und Keller entrümpelt haben. Und zweitens „haben wir die Termine für die Sperrmüllabfuhr extrem erhöht“. Über das gesamte Jahr gerechnet, habe der ZBG 2019 knapp 2800 Tonnen Sperrmüll abgefahren, im Jahr davor waren es fast 3000 Tonnen.
Die Mülldetektive haben es mit weniger Fällen zu tun
Dass Zeitgenossen illegal verstärkt ihre ausrangierten Möbel und Elektrogeräte in Nacht-und-Nebel-Aktionen an versteckten Stellen entsorgt haben, lässt sich anhand der ZBG-Beobachtungen nicht belegen. Warum auch? Feldhaus: „Ich sehe keinen Grund dafür, wenn wir vermehrt Abfuhrtermine anbieten.“ Die beiden ZBG-Mülldetektive Reiner Baranowski und Michael Gonski hätten es im Gegenteil in den Monaten März bis September 2020 mit weniger Fällen zu tun gehabt als im Vergleichszeitraum 2019: 58 gegenüber rund 90 Taten: Vielleicht wagen sich auch Umweltsünder in der Corona-Krise nicht nach draußen?
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Feldhaus erläutert: „Bei den genannten Fällen handelt es sich um solche, in denen wir den Verursacher ermitteln konnten.“ Dreht es sich um eine Tat im öffentlichen Raum, ist zunächst das städtische Ordnungsamt, später das Rechtsamt zuständig. „Geht es um ein Privatgrundstück, wird der Kreis Recklinghausen eingeschaltet“, so der Experte.
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Beim Restmüll-Aufkommen verzeichne der ZBG eine leichte Steigerung. 10.500 Tonnen in den genannten Monaten 2019 stehen 10.600 Tonnen in diesem Jahr gegenüber. Ähnlich sieht’s beim Biomüll aus. „Hier verzeichnen wir ein Plus von rund 200 Tonnen“, bilanziert Feldhaus – 2560 Tonnen 2019, 2760 Tonnen 2020.
Mülldetektive beim ZBG
Zwei Ermittler beim Zentralen Betriebshof Gladbeck verfolgen seit dem Jahr 2019 jede Spur, um Umweltverschmutzer dingfest zu machen. Reiner Baranowski und Michael Gonski „schnüffeln“ auf illegalen Müllkippen und in Unrat, entdecken dabei so manchen nützlichen Hinweis.
Die „Müllsheriffs“ gehen auf Streife in der Stadt, sichten Abfall-Ansammlungen. So manche illegale Halde melden den „Detektiven“ auch Bürger. Wie kürzlich, als jemand an der Ellinghorster Straße säckeweise Renovierungsabfall entdeckte. Baranowski und Gonski setzten sich auf die Fährte des Verursachers – und konnten ihn ausfindig machen.
Ganz geringe Anstiege, die nicht ins Gewicht fallen, sind beim Grünschnitt und Bioabfall erkennbar. Feldhaus berichtet: „Die Mengen sind im Vergleich zum Vorjahr sehr ähnlich.“ Dabei sei zu bedenken, dass der Wertstoffhof für zwei Monate während der ersten Corona-Welle seine Tore dicht gemacht hatte. Feldhaus: „Zwischen März und September 2019 hatten wir 480 Tonnen Grünabfall, in den Vergleichsmonaten in diesem Jahr waren es 320 Tonnen.“ Aber ein Faktor, der ebenfalls die Zahlen beeinflusse, sei die Entwicklung der Vegetation: „Wenn nichts wächst, kann man auch nichts entsorgen.“
Nicht bezifferbar sind nach seinen Angaben die Mengen von Abfällen, die Besucher von Parks und anderen Flächen in die öffentlichen Papierkörbe und Mülleimer gestopft haben. Feldhaus konstatiert: „Die Grünanlagen wurden gut genutzt, beispielsweise der große Spielplatz im Nordpark. Wir hatten mit Sicherheit ein erhöhtes Aufkommen, weil die Menschen sich viel im Freien aufgehalten haben.“
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Konstant dürfte unterm Strich der Publikumsverkehr am Wertstoffhof Wilhelmstraße ausfallen. Henrik Feldhaus sagt: „Wir haben pro Monat durchschnittlich 4500 Besucher hier.“ Ob mal mehr, mal weniger, das ergebe sich aus Faktoren wie Wetter oder Ferienzeit. Der ZBG-Mann geht davon aus: „So wird es auch in diesem Jahr sein.“
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