Gladbeck. Führt der Mini-Lockdown wegen der Corona-Krise zu weniger Publikumsverkehr und mehr Vorsicht in Gladbecks Innenstadt? Ein Rundgang...
Eine ausgeweitete Maskenpflicht und Kontakte meiden, wo immer es geht. Darauf zielt der „Lockdown light“ ab, der ab sofort gilt und die Corona-Infektionszahlen drücken soll. Am Montag erreicht der Inzidenzwert in Gladbeck einen weiteren Höhepunkt und liegt bei 264,5. Nur in Herne (286,99) und Duisburg (267,7) ist der Wert noch höher. Aber wie reagieren die Menschen in Gladbeck auf diese Entwicklung? Nehmen sie sich die neuen Vorgaben zu Herzen? Ein Rundgang durch die Fußgängerzone von Gladbeck bringt’s zutage...
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Und schnell wird klar: Die Betrachtung der Situation liegt offensichtlich ganz im Auge des Betrachters. Während anderenorts die Menschen vor Beginn der verschärften Einschränkungen noch einmal in die Innenstädte und Gastronomiebetriebe strömten, um zu shoppen oder sich zu treffen, ist die aktuelle Beurteilung für die Gladbecker Situation nicht einhellig.
Gladbeck: In drei Wochen wurden rund 200 Verstöße gegen Corona-Regeln registriert
Rathaus-Sprecher David Hennig: „Unser Kommunaler Ordnungsdienst berichtet, dass die Stadt am Samstag gut gefüllt war.“ Die Verstöße gegen Corona-Schutzmaßnahmen seien „sehr überschaubar und rückläufig“: „In drei Wochen hatten wir insgesamt etwa 200.“
Elke Schmidt, Inhaberin von Klecks Fashion, vergleicht am Montag: „Heute ist es merklich ruhiger als am Samstag. Da hatten wir kontinuierlich richtig gut zu tun.“ Das sehen zwei Verkäuferinnen im Bekleidungsgeschäft „Stil Vest“, die namentlich nicht genannt werden möchten, anders. Sie erkennen keinen Unterschied zu anderen Tagen: „Die Stadt füllt sich.“
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Schuhhändler Jens Grosse-Kreul meint hingegen: „Trotz des guten Wetters heute ist es relativ ruhig.“ Er habe immer gesagt: „Es wird keinen zweiten Lockdown geben.“ Und nun sei er da. Wirtschaftliche Einbußen seien ein Aspekt, der ihn umtreibt: „Selbstverständlich habe ich Angst, wenn uns die Umsätze wegbrechen.“
Mit seiner Frau habe er schon spezielle Angebotsaktionen diskutiert. Elke Schmidt ist sicher: „Der Einzelhandel wird die Einschnitte merken. Wir dürfen ja nicht vergessen: Wir hatten in diesem Jahr keinen verkaufsoffenen Sonntag – und da wird auch keiner kommen.“ Sollte es entgegen dieser Einschätzung doch einen Shopping-Sonntag geben, ist Grosse-Kreul überzeugt: „Ohne ein Rahmenprogramm wie ein Fest brauchen wir gar nicht zu öffnen.“
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Eines nimmt der Geschäftsmann an: „Der Mini-Lockdown wird den Menschen aufs Gemüt schlagen. Vielleicht fällt ihnen die Decke auf den Kopf, wenn sie nur zu Hause sitzen.“ Von letzterem kann am Montag allerdings keine Rede sein.
„Wer rauchen möchte, muss an den Rand der Zonen gehen, in denen ein Mundschutz vorgeschrieben ist!“
Menschen bummeln in der Innenstadt. Die meisten korrekt mit der vorgeschriebenen Mund-Nasen-Bedeckung, etliche jedoch mit einer Maske, über der die Nase hervorblitzt. Auf Schritt und Tritt Menschen, die auf Bänken Platz genommen haben, um etwas zu trinken und zu essen, eine Zigarette zu rauchen und zu telefonieren – klar, dass sie allesamt keinen schützenden Stoff im Gesicht tragen.
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Schwarze Schafe
In der Gastronomie, so Verwaltungssprecher David Hennig, „klappte es bisher bis auf ganz wenige Ausnahmen“ mit den Corona-Schutzmaßnahmen. Jetzt müssen Restaurants und Cafés, Kneipen und Eisdielen für Publikumsverkehr geschlossen bleiben.
„So ziemlich alles, was an Verstößen möglich ist“, habe der Kommunale Ordnungsdienst (KOD) hingegen in Barber Shops zu sehen bekommen. Hennig: „Da folgen jetzt Ordnungswidrigkeitsverfahren.“ Die Konsequenz könnten für Betreiber empfindliche Geldstrafen sein: „Je nachdem, um wie viele und welche Verstöße es sich handelt.“ Er kündigt an: „Wir werden das im Blick behalten und weiterhin stichprobenartig kontrollieren.“
Stehen hingegen Kunden in großen Gruppen – und obendrein ohne Maske – vor den Eingängen der Barber Shops, „greift die Allgemeinverfügung, weil es sich um öffentlichen Raum handelt“. Hennig: „Dafür kann man die Betreiber des Geschäfts nicht verantwortlich machen“.
Immer wieder sind Passanten zu sehen, die ihren Snack im Gehen verspeisen – wie es nicht erlaubt ist, so Hennig: „Im Moment sehen wir da kein Problem, aber wir beobachten das Verhalten.“ In anderen Städten wird bereits ein Verzehrverbot ins Auge gefasst. Hennig betont, ganz anders verhalte sich die Situation beim Rauchen: „Das betrachten wir nicht als Grundbedürfnis. Wer rauchen möchte, muss an den Rand der Zonen gehen, in denen ein Mundschutz vorgeschrieben ist.“
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Für Wolfgang Kaben (85) gibt’s am derzeitigen Zustand nichts zu deuteln: Wenn Maskenpflicht gilt, hat man sie zu respektieren. Seine Frau Maria (86) beteuert: „Ich passe darauf auf.“ Der Senior stellt klar: „Ich spreche keinen an, der sich nicht daran hält. Das muss jeder selbst wissen“ Wie die junge Frau, die es sich vor den Alten Rathaus mit einem Energydrink und Handy gemütlich gemacht hat. Erst als sie sich beobachtet fühlt, zieht sie sich einen Schutz über Mund und Nase, obendrein eine Wollmütze weit ins Gesicht. Besser ist das, bevor der KOD den Maskenmuffel erwischt.
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