Gladbeck. Die Maßnahmen zur Verbesserung des Radwegenetzes in Gladbeck gehen Vera Bücker (ADFC) nicht weit genug: Das bringt die Menschen nicht aufs Rad!

Bis zum Jahr 2025 soll der Anteil des Radverkehrs am innerstädtischen Verkehr in Gladbeck auf 25 Prozent gestiegen sein. Mindestens! – Wie es unter dem Punkt „Zielsetzung“ im frisch vorliegenden Radverkehrskonzept explizit heißt. Dazu soll das Fahrrad als „gleichwertiges Alltagsverkehrsmittel“ weiter gestärkt, die Verkehrssicherheit vergrößert werden.

Die Grünen streben den Vorrang des Radverkehrs vor dem Kfz-Verkehr an

„Das Fernziel der Grünen ist ja nach wie vor, dem Radverkehr irgendwann sogar einmal den Vorrang vor dem motorisierten Verkehr zu gewähren“, hatte Simone Steffens als Fraktionsvorsitzende der Grünen bei der Vorstellung des Konzeptes im jüngsten Planungsausschuss noch erklärt. Dass Radfahrer künftig in Gladbeck als gleichrangig mit dem Autoverkehr angesehen werden sollen, sei aber auf jeden Fall schon ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, hatte Steffens das Konzept immerhin gelobt.

Die Wilhelmstraße taucht in dem Maßnahmenkatalog zur Verbesserung des Radwegenetzes in Gladbeck gar nicht auf. Auch das kritisiert die ADFC-Vorsitzende in Gladbeck.
Die Wilhelmstraße taucht in dem Maßnahmenkatalog zur Verbesserung des Radwegenetzes in Gladbeck gar nicht auf. Auch das kritisiert die ADFC-Vorsitzende in Gladbeck. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Ganz anders sieht das Vera Bücker. Die Vorsitzende der Gladbecker Ortsgruppe vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) übt nämlich heftige Kritik. Über 250 Maßnahmen, die der Verbesserung des Radwegenetzes dienen, sagt sie, sind in dem vom Aachener Planerbüro Kaulen erarbeiteten Konzept aufgelistet. „Das hört sich viel an. Schaue man aber genau hin, dann geht es vor allem um Verbesserungen im Bestand sowie das Schließen von Lücken im Radwegenetz. Die wenigen teuren Maßnahmen sind alle als langfristig deklariert und sollen erst ab 2025 umgesetzt werden“, so Bücker. So Dinge wie den Rückschnitt von Sträuchern an Radwegen als kurzfristige Maßnahme überhaupt aufzulisten, kann die ADFC-Frau nicht nachvollziehen: „So etwas sollte doch selbstverständlich sein und erst gar nicht erwähnt werden müssen!“

Dem Radverkehr muss im Straßenraum ein deutlich besseres Angebot gemacht werden

Um mehr Menschen aufs Rad zu bekommen, müsse dem Radverkehr im Straßenraum „ein deutlich besseres Angebot“ gemacht werden. Es gehe schließlich darum, auch die vom Radfahren zu überzeugen, die sich momentan eben noch nicht sicher fühlen. Ganz konkret fehlt der ADFC-Frau ein wirkliches Leuchtturmprojekt, um die Bedeutung des Radverkehrs tatsächlich hervorzuheben. Ein Beispiel hat sie auch sofort parat: „Die Wilhelmstraße ist eine wichtige Verkehrsader in der Innenstadt, auch viele Schüler sind hier mit dem Rad unterwegs. Die Straße ist vierspurig. Warum kann man nicht eine Spur komplett für den Radverkehr freiräumen. Das wäre so eine Aussage“, so Bücker. Doch gerade die Wilhelmstraße tauche im Maßnahmenkatalog überhaupt nicht auf – mit der Begründung, sie sei erst nach Umbau der B 224 zur Autobahn in der Planung.

Sichere Wege für alle

Das Gladbecker Radverkehrsnetz, heißt es im Radverkehrskonzept, soll so gestaltet werden, dass es für alle Nutzergruppen sichere und komfortable Wegeverbindungen bietet.

Alle Projekte und Arbeiten der Stadt orientieren sich an den damit zu erwartenden höheren Radverkehrsmengen und legen diesen entsprechende Qualitätsstandards zugrunde.

Eine Maxime lautet: „Verkehrssicherheit vor Flüssigkeit des Kfz-Verkehrs“.

Knapp über 30 Schutzstreifen für den Radverkehr sehe der Maßnahmenkatalog vor. Für Vera Bücker aber sind „Schutzstreifen keine Lösung“, weil die meisten Radfahrer sich auf ihnen nicht sicher genug fühlen und sie am liebsten meiden. Sie favorisiert, genau wie auch der Fahrradclub, die geschützten Radstreifen, die sich optisch viel besser vom Rest der Fahrbahn abheben und auch breiter sind als Schutzstreifen. So ein Radstreifen sei schon vor einigen Jahren für die Wiesmannstraße in Brauck an der Stadtgrenze zu Horst im Gespräch gewesen. „Im Radverkehrskonzept ist jetzt auf einmal nur noch von einem Schutzstreifen die Rede. In diesem konkreten Fall geht es also sogar um einen Rückschritt“, ärgert sich Bücker. Der wichtige Schritt in die richtige Richtung, nämlich dem Kfz-Verkehr Raum zugunsten des Radverkehrs zu nehmen, der sei in keiner Maßnahme enthalten.

Im Arbeitskreis sollte ergebnisoffen diskutiert werden

Dass Stadtbaurat Volker Kreuzer das Radverkehrskonzept nicht als Ziel, sondern vielmehr als Grundlage für viele weitere Entwicklungsmöglichkeiten auch nach 2025 bezeichnet hat, beurteilt Vera Bücker immerhin als positiv. Eben so die Tatsache, dass der Arbeitskreis weiter aktiv bleiben soll, der schon die Erarbeitung des Radverkehrskonzeptes begleitet hat. Darin vertreten sind neben dem ADFC u.a. die Polizei, die Politik, der Jugendrat sowie der Senioren- und Behindertenbeirat. Mindestens zwei Mal im Jahr soll der Arbeitskreis auch weiterhin zusammenkommen und so die Umsetzung der Maßnahmen zum Radverkehrskonzept begleiten. „Da hoffe ich“, sagt Vera Bücker, „jetzt einfach mal auf viele ergebnisoffene Diskussionen.“