Gladbeck. Ohne Stellplätze, dafür mit einem geschützten Fahrradstreifen: So wünscht sich der ADFC den Umbau der Wiesmannstraße. Das meint der Baurat dazu.
Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub Gladbeck (ADFC) übt harsche Kritik an den Umbauplänen für die Wiesmannstraße an der Stadtgrenze zu Gelsenkirchen. Mit der Neugestaltung der Straße soll in diesem Frühjahr begonnen werden. „Was da für den Radverkehr geplant ist, ist eindeutig zu wenig und wird nicht dazu führen, dass langfristig mehr Menschen aufs Rad umsteigen“, sagt Vera Bücker in ihrer Funktion als Sprecherin der Ortsgruppe. Sie erinnert damit an eine Zielvorgabe des jüngst beschlossenen Radverkehrskonzeptes, bis zum Jahr 2025 möglichst viele Gladbecker von den Vorteilen des Zweirades als Alltagsverkehrsmittel zu überzeugen – auch unter Klimaschutzaspekten.
Stadtbaurat Kreuzer kann die Kritik vom ADFC Gladbeck nicht nachvollziehen
Die Experten bei der Stadtverwaltung können die Kritik allerdings nicht nachvollziehen. Stadtbaurat Volker Kreuzer spricht sogar von „einer deutlichen Verbesserung für den Radverkehr“, wenn die neue Wiesmannstraße erst einmal fertiggestellt ist.
„Darüber hinaus gilt auch für diese Planung, dass wir bei der Neugestaltung die Belange aller Verkehrsteilnehmer berücksichtigt haben – bis hin zum Fußgänger als schwächstem Glied in der Kette.“ Dem Autoverkehr, auch darauf weist Kreuzer ausdrücklich hin, werde sogar Raum genommen, weil die Straße statt der bisherigen zwei Fahrspuren nur noch eine erhalten werde.
Vera Bücker hat aber einen ganz anderen Blick auf den Umbauplan, der im jüngsten Bauausschuss Ende 2018 von der Verwaltung vorgestellt und von der Politik genehmigt worden war. Sie spricht von einer „Minimallösung“ für die Fahrradfahrer. Ihre Kritikpunkte: Statt eines komfortablen Fahrradstreifens sei auf der Wiesmannstraße für den Radverkehr nur ein Schutzstreifen von zwei Metern Breite und mit einer gestrichelten Abgrenzung zur Fahrbahn vorgesehen. „Laut einer Statistik vom ADFC fühlen sich aber viele Radfahrer auf so einem Schutzstreifen nicht wirklich sicher.“
Was sie darüber hinaus ganz besonders erzürnt: Für die „neue“ Wiesmannstraße sind Parkstreifen für Autos vorgesehen.
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Bücker: „Die gibt es dort bislang noch gar nicht. An dieser Stelle wird dem motorisierten Verkehr also sogar noch ein neues, zusätzliches Angebot gemacht. Und das an einer Stelle, wo im Moment überhaupt nicht geparkt wird!“
Aktuell wird auf der Wiesmannstraße massiv auf dem Bürgersteig geparkt
Falsch, sagt dazu allerdings Stadtbaurat Kreuzer. „Derzeit wird auf der Wiesmannstraße massiv auf dem Bürgersteig geparkt, und das mehr oder weniger illegal!“
Der Parkdruck an dieser Stelle sei immens, da dort viele Mehrfamilienhäuser stehen. „Die meisten haben keine oder nur wenige Stellplätze für die Mieter“, so Kreuzer. Ziel des Umbaus sei es also auch, durch die Neugestaltung der Straße zu einer geordneten Parksituation und somit auch zu mehr Sicherheit zu kommen. Den zwei Meter breiten Schutzstreifen für den Radverkehr bezeichnet Kreuzer als sehr komfortabel.
„Über die genaue Gestaltung wollen wir zudem auch noch einmal nachdenken. Auch das ist in der jüngsten Ausschusssitzung bereits angeklungen“, betont der Baurat. So sei eine mögliche Idee, den Schutzstreifen auch noch farblich vom Rest der Straße abzuheben. Auch könne man überlegen, ob zwischen Fahrbahn und Schutzstreifen statt der gestrichelten doch eine durchgezogene Linie gezogen werden soll.
Der ADFC hofft, dass die Pläne noch einmal überarbeitet werden
„Noch ist das Kind nicht in den Brunnen gefallen“, meint auch Vera Bücker im Hinblick auf die Pläne. Sie hat deshalb Ende des Jahres in einem Schreiben an alle Ratsfraktionen darum gebeten, erneut über den Aspekt der Fahrradfreundlichkeit beim geplanten Umbau der Wiesmannestraße nachzudenken. Die Maximalforderung das ADFC-Frau lautet: Verzicht auf den Parkstreifen und Ausbau mit einem bestenfalls sogar baulich abgegrenzten Fahrradstreifen. Bücker: „Was dort im Moment geplant ist, dient vor allem dem motorisierten Verkehr – und lädt noch dazu zum Schnellfahren ein.“
Angepasst an den Klimawandel
Gut 4,7 Millionen Euro investiert die Stadt in den Umbau des letzten Stücks der Horster Straße und in die Neugestaltung der kompletten Wiesmannstraße. 3,6 Millionen Euro kommen als Zuschuss vom Land.
Man baue erstmals eine „dem Klimawandel angepasste Straße“, hatte Stadtbaurat Kreuzer im jüngsten Fachausschuss Ende November betont und dabei unter anderem auf den „wassersensiblen“ Umbau mit Entwässerungsmulden im grünen Mittelstreifen der Wiesmannstraße hingewiesen.
Würde man den ausgerufenen Klimanotstand tatsächlich berücksichtigen wollen, so die Kritik von Vera Bücker, müsste dem Radverkehr bei diesem Umbau deutlich Vorrang eingeräumt werden.