Gladbeck. Das Hochhaus an der Steinstraße in Gladbeck hat einen schlechten Ruf. Polizeieinsätze sind an der Tagesordnung. Nun geschah dort wohl ein Mord.

Einsätze fährt die Polizei an der Steinstraße 72 öfter. Meistens geht’s ums Rangeleien und Ruhestörungen. Dienstagmorgen um 9.40 Uhr war es anders.

Da alarmierte ein Bewohner des L-förmigen, ockerfarbenen Hochhauses die Beamten, um einen Mord zu melden. Nachbarn hatten einen 62-jährigen Gladbecker tot in seiner Wohnung aufgefunden. Wie die Polizei bestätigt, deuteten „Verletzungen und die Auffindesituation“ auf ein Gewaltverbrechen hin. Über die näheren Umstände des Todes wollten Polizei und Staatsanwaltschaft im Laufe des Dienstag keine Angaben machen.

Eine Mordkommission nahm die Ermittlungen auf. Wie bislang bekannt wurde, hatten eine 47-Jährige, ein 64-Jähriger, ein 39-Jähriger und ein 37-Jähriger den Nachmittag und den Abend des Vortages mit dem Getöteten gemeinsam verbracht. Sie wurden vorläufig festgenommen, zudem wurden Blutproben entnommen. Wie die Polizei mitteilt, erhärtete sich der Verdacht gegen den 37 Jahre alten Gladbecker. Der Mann bleibt festgenommen.

Die anderen sind wieder auf freiem Fuß. Die Obduktion der Leiche soll nun genauere Aufschlüsse über die Todesursache bringen.

Rund 120 Wohnungen befinden sich in dem Haus mit neun Etagen, das einen abweisenden, trostlosen Eindruck macht. Die Namenschilder sind mehrfach überklebt. Draußen in den winterkahlen Bäumen flattern Plastiktüten, baumeln Turnschuhe. Die meisten Rollläden sind heruntergelassen, an den Balkonen kleben Satellitenschüsseln, der Spielplatz ist eine Ruinenlandschaft.

Die meisten Menschen, die das Haus verlassen oder betreten, sprechen kein Deutsch. Sie scheinen es eilig zu haben, lassen sich auf Gespräche nicht ein. Die meisten halten dabei ein Handy am Ohr. Auf dem Parkplatz stehen Autos mit polnischen und bulgarischen Kennzeichen. Neben den Mülltonnen liegt Sperrmüll auf einem Haufen. Schöner wohnen geht anders.

"Palaver ist hier immer, und da wird auch gerne mal getrunken"

Anton Zerberus – er will seinen wahren Namen nicht in der Zeitung lesen – ist einer der wenigen Wohnungseigentümer, die hier schon lange wohnen. „Klar“, sagt er, „Palaver ist hier immer, und da wird auch gerne mal getrunken, auch wenn es in letzter Zeit weniger wurde.“ Von einer feiernden Gesellschaft will er aber nichts gehört haben. Lärm? „Nö.“ Ob im aktuellen Fall Alkohol im Spiel war? „Keine Ahnung, ich habe ja nichts mitbekommen.“ Und: „Wenn ich in meiner Wohnung bin, ist es ruhig.“ Näheren Kontakt zu Nachbarn hat er nicht, nie gehabt. Und wenn draußen was los ist, „dann geht es mich ja auch nichts an“.