Gladbeck. Im Stadtarchiv Gladbeck dreht sich am Tag der Archive, 6. März, alles um das Thema „Von der Depeche zum Tweet“. Geplant: Führungen und Aktionen.

Stadtarchive sammeln und bewahren Dokumente, Zeitzeugnisse, Fotografien und vieles mehr. Materialien, die einen Einblick in Ereignisse und die Entwicklung einer Gemeinde geben. Welche Schätze die Sammlung birgt, können Besucher am Tag der Archive, 6. März, sehen. Die Teilnahme ist kostenlos.

Gladbeck: Gut zwei Kilometer Material im Stadtarchiv sind Zeugnisse der lokalen Geschichte

Diese bundesweite Aktion erlebt in diesem Jahr ihre zehnte Auflage. „Wir beteiligen uns daran zum dritten Mal“, sagt Gladbecks Stadtarchivarin Katrin Bürgel, „davor waren wir im Jahr 2016 dabei.“ Und was in den Regalen, Kartons, Schubladen und Ordnern steckt, ist eine Riesenmenge. „Wir rechnen in laufenden Metern“, erläutert Bürgel. Im Stadtarchiv Gladbeck summieren sich die Materialien auf gut zwei Kilometer. Und bei solch einer Fülle ist es nur nachvollziehbar, dass der Verband deutscher Archivarinnen und Archivare ihre Kostbarkeiten auf Papier zum Aktionstag thematisch eingrenzt.

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Von Vonn Svenja Suda

Eine colorierte Postkarte zeigt: Auf der Gladbecker Kirmes ging es früher rund. Dieses bunte Schmuckstück ist eines der Exponate beim „Tag der offenen Tür“ im Stadtarchiv.
Eine colorierte Postkarte zeigt: Auf der Gladbecker Kirmes ging es früher rund. Dieses bunte Schmuckstück ist eines der Exponate beim „Tag der offenen Tür“ im Stadtarchiv. © FUNKE Foto Services | Lutz von Staegmann

Um Kommunikation soll es diesmal gehen: „Von der Depeche bis zum Tweet“. Raritäten kann das Publikum am 6. März zwischen 9 und 17 Uhr zu sehen bekommen. Da ist nicht nur die „Telegraphie des Deutschen Reiches“ von 1919, die die Verleihung der Stadtrechte an Gladbeck verkündet. Nein, Bürgel kann noch viel weiter in die Lokalhistorie zurückgehen. Das älteste Stück, das Kommunikation vor Ort belegt, ist ein Poststempel vom 22. Dezember 1850: ein „Postbehändigungsschein“ an das Königliche Kreisgericht. Klingt hochoffiziell.

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Fröhlich kommen hingegen die Postkarten, datiert auf das Ende des 19. Jahrhunderts, daher. Schon rein optisch machen die kleinen Kunstwerke gute Laune. So schickte jemand beispielsweise einen leuchtend colorierten „Gruss von der Gladbecker Kirmes“ mit dem Poststempel vom 29.6.1899. Welch ein Kontrast: Todtraurig ein Feldpostbrief aus dem Ersten Weltkrieg 4. Mai 1918.

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Apropos Post: Die „Heimatschau“ widmete der „feierlichen Übergabe des neuen Postamts“ – erster Klasse! – in ihrer Ausgabe vom 14. Oktober 1928 mehr als eine ganze Zeitungsseite. Heute befindet sich in dem Gebäude an der Humboldtstraße ein Restaurant. Bürgel berichtet: „Das erste Postamt in Gladbeck stand bis 1904 am Marktplatz.“

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Die „Stille Post“ bekam eine Stimme – mit der „Fernsprechanlage“. In gestochen scharfer Schönschrift listet ein Telefonbuch um 1900 auf, wer in Buer, Horst und Umgebung in Besitz der modernen Errungenschaft war. So ist dort zu lesen, dass 15 Gladbecker Adressen dazu gehörten: Unter der Nummer 24 war zum Beispiel die Gewerkschaft erreichbar, unter 45 das jüdische Manufaktur- und Konfektionsgeschäft Röttgen.

Kontakt und Anmeldung

Mehr als 500 Nutzer besuchten das Stadtarchiv im Jahr 2019. Eine Rekordzahl, wie Leiterin Katrin Bürgel feststellt. Im Jubiläumsjahr Gladbecks, das anno 1919 die Stadtrechte zuerkannt bekommen hat, trug die Einrichtung eine Reihe von Sonderveranstaltungen zum Geburtstagsprogramm bei.

Das Stadtarchiv befindet sich im Neuen Rathaus, Untergeschoss 83, Willy-Brandt-Platz. Informationen: 0 20 43/99 27 00, stadtarchiv@stadt-gladbeck.de

Über diese Kontaktdaten ist auch die erforderliche Anmeldung für das Erzählcafé am Tag der Archive, 6. März, 15 bis 17 Uhr, erwünscht.

Das dreiköpfige Team im Stadtarchiv gibt auf Stellwänden Einblick in die Kommunikationsgeschichte Gladbecks, verkauft auch hauseigene Publikationen. „Die Stadtarchive fördern mit ihrem Bildungsauftrag die Erinnerungskultur und die Identität mit der Stadt“, unterstreicht Bürgel.

Zum Programm gehören ebenfalls Archiv-Rundgänge (10 und 14 Uhr). Mitarbeiter Klaus Häusler führt ab 11 und 13 Uhr in die Familienforschung ein, erläutert Quellen wie Einwohnermeldekarten, Geburts- und Sterberegister, die bis ins Jahr 1879 zurückreichen. Kinder ab dem sechsten Schuljahr dürfen sich am „Entschlüsseln einer alten Geheimschrift“ versuchen: Sütterlin.

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Der erste Fernseher, Erinnerungen eines Postboten und ähnliche Themen können im Erzählcafé (15 bis 17 Uhr) zur Sprache kommen. Die Stadtarchivarin: „Besonders ist die Zeit ab 1970er Jahre und früher.“