Gladbeck. . Rund 200 Fachleute befassen sich beim 67. Westfälischen Archivtag des LWL in Gladbeck mit dem Thema „Zwischen Pädagogik und Paragraphen“.

Schulen verschwinden von der Landkarte oder werden zusammengelegt – man denke beispielsweise an die Fusion von Vinzenz- und Uhlandschule: Der demografische Wandel löst auch in der Bildungslandschaft eklatante Veränderungen aus. Doch bei allen modernen Entwicklungen – Vergangenes, Schwarz auf Weiß in Unterlagen, soll nicht einfach ad acta gelegt werden, mahnen Experten. Gladbecks Stadtarchivarin Katrin Bürgel gibt zu bedenken: „Die Überlieferung der Schulen geht uns alle an.“ Schließlich lagere von jedem von uns etwas auf Speichern oder in Kellern. Allerdings steht die Frage im Raum: Was soll mit Akten, Klassenbüchern etc. geschehen, wenn beispielsweise eine Schule aufgelöst wird? Und auch Rechtsfragen stellen sich: Wer darf diese archivierten Unterlagen später einmal nutzen?

Thema geht jeden an

Mit diesem Problemfeld befassten sich jetzt rund 200 Fachleute aus ganz Deutschland beim 67. Westfälischen Archivtag, den der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) ausrichtet. Ort der Tagung mit der Überschrift „Zwischen Pädagogik und Paragraphen“ war erstmals Gladbeck.

Öffnungszeiten und Kontakt

Das historische Archiv im Neuen Rathaus (Zimmer U83)
ist geöffnet: dienstags bis donnerstags von 8.30 bis 12 Uhr
und 13.30 bis 15.30 Uhr sowie freitags von 8.30 bis 12 Uhr. Kontakt: 99 27 00,
stadtarchiv@stadt-gladbeck.de

Bauakten-Einsichten: dienstags und donnerstags: 8.30 bis 12 Uhr sowie donnerstags:
13.30 bis 15.30 Uhr.

Eine Anmeldung wird erbeten unter 99 25 45.

Dass dieses Thema keineswegs ein Luxusproblem ist, sondern buchstäblich jeden berührt, macht Dr. Marcus Stumpf, Leiter des LWL-Archivamtes, an einem Beispiel deutlich: Jemand braucht von seiner ehemaligen Schule, die mittlerweile geschlossen ist, eine Zweitabschrift seines Abschlusszeugnisses. Wen er Pech hat, ist das im Schredder gelandet. Dabei müssten Zeugnisse grundsätzlich 50 Jahre behalten werden. Alte Akten sind der neuen Schule zur Aufbewahrung zu übergeben oder vom zuständigen Archiv in Auswahl zu übernehmen, wenn sie in den Schulen nicht mehr gebraucht werden.

Aber was aus dem Wust von Papier wird (dauerhaft) gesichert, landet in einem Archiv? Und wie wird in Zeiten elektronischer Daten Material bewahrt? Experten richten den Blick darauf, ob Material später Fragen zu unserem Schulwesen beantworten kann. „Mit der archivischen Übernahme von Unterlagen wird eine wichtige Basis geschaffen, damit werden die historischen Quellen von morgen in den Archiven gebildet“, so Michael Pavlicic, stellvertretender Vorsitzender der Landschaftsversammlung Westfalen-Lippe. Dafür wollen die Experten „das Bewusstsein schärfen“.

„Wir bilden zusätzlich aus“

Was voraussetzt, dass das Archivwesen für die betreffenden Mitarbeiter, zum Beispiel in kommunalen Ämtern und Schulen, kein Buch mit sieben Siegeln ist. Dr. Antje Diener-Staeckling vom LWL-Archivamt unterstreicht die hohe Bedeutung einer notwendigen Qualifikation: „Wenn ein Kabel aus der Decke hängt, ruft man ja auch nicht den Heinz, der irgendwie was mit Elek­trik macht.“ Das Schlüsselwort lauten also „Schulung“.

LWL-Kulturdezernentin Barbara Rüschhoff-Thale setzt darauf, dass die Beteiligten das ABC des Archivwesens kennen: „Wir bilden zusätzlich Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste bei uns aus; dafür nimmt die Politik auch Geld in die Hand.“ Denn das Thema beschäftigt auch direkt den Landschaftsverband, wie die Kulturdezernentin und Pavlicic betonen: Der LWL mit seinen Förderschulen sei selbst ein für Westfalen wichtiger Schulträger und werde dies auch in Zeiten verstärkter Inklusion in Nordrhein-Westfalen bleiben.