Gelsenkirchen. . Seit fünf Wochen gilt das Recht auf Gemeinsames Lernen in Gelsenkirchen erst, doch schon jetzt ist klar, dass die Landeszuschüsse nicht mehr als „ein Tropfen auf den heißen Stein“ sind. Dabei haben Eltern von Kindern mit Förderbedarf ein sehr großes Interesse am Lernen in der Regelschule.
Das Recht auf Gemeinsames Lernen gilt gerade mal seit fünf Wochen in NRW. Und das auch erst mal nur für Erst- und Fünftklässler. Wie gut oder schlecht es inhaltlich läuft, ist da noch schwer zu bewerten. Sicher ist aber jetzt schon, dass das Geld, das das Land für die Umsetzung der Inklusion zuschießt, nicht annähernd ausreicht.
Die Kosten für Integrationshelfer etwa, die Kinder mit Beeinträchtigungen im körperlichen, geistigen und im Sinnesbereich unterstützen, haben sich seit 2012 verdoppelt: 450 000 Euro wurden dafür 2012 fällig, 2014 rechnet das Referat Erziehung und Bildung mit 900 000 Euro, die aus dem Sozialhilfeetat zu zahlen sind. Für die Begleitung von Kindern mit seelischen Behinderungen wurden 2012 180 000 Euro ausgegeben, 2014 werden dafür 634 000 Euro aus dem Jugendhilfeetat eingesetzt.
Neuverhandlungen über Zuschüsse vom Land im Frühjahr 2015
Hinzu kommen die Kosten für inklusionsbedingte Umbauten an Reglschulen. Am Schalker Gymnasium etwa werden dafür 800 000 Euro investiert, auch in anderen Schulen müssen Differenzierungsräume geschaffen und Lehrmaterialien gekauft werden. Das Land steuert jährlich 500 000 Euro für die Mehrkosten durch die Umsetzung der Inklusion in Gelsenkirchen bei, plus Kosten für das Lehrpersonal. CDU-Sprecher Markus Karl nennt den Landeszuschuss „einen Tropfen auf den heißen Stein.“ Das Ganze sei „mit der heißen Nadel gestrickt.“ Bildungsdezernent Dr. Manfred Beck betonte, der Städtetag habe sich über diese Kosten nicht mit dem Land geeinigt, sondern vereinbart, die tatsächlichen Ausgaben zu notieren und im Frühjahr 2015 neu zu verhandeln und bei Bedarf zu klagen.
Zahl der Förderschüler an Regelschulen im letzten Jahr fast verdoppelt
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Dass Eltern den Wunsch nach Gemeinsamem Unterricht für ihre Kinder mit Behinderungen an Regelschulen haben, scheint eindeutig. 209 Kinder mit besonderem Förderbedarf lernen in diesem Schuljahr an den Grundschulen der Stadt, 2012/13 waren es hier 113. Im Bereich der Sekundarstufe I sind es jetzt 200, im Vorjahr waren es 125. „Jedes Kind aus einer Einstiegsklasse, das auf eine Regelschule wollte, hat auch einen Platz bekommen. Allerdings sind nicht alle auf ihre Wunschschule gekommen“, erläuterte Referatsleiter Alfons Wissmann im Ausschuss.
In Gelsenkirchen waren Politik und Verwaltung von Anfang an einig, dass bei der Umsetzung des Gemeinsamen Lernens die Qualität nicht zu kurz kommen darf. Das war auch Konsens in der ersten Sitzung des neuen Bildungsausschusses. Künftig soll das Thema auf jeder Ausschusssitzung stehen, um die Entwicklung zu verfolgen. Sowohl die Klassengrößen als auch die Zahl der Lehrkräfte seien noch nicht optimal, wurde beklagt. Immerhin konnte frei gewordene Förderschullehrer in der Stadt gehalten werden.