Gelsenkirchen. . Inklusion, Gemeinsamer Unterricht an Schulen sind ein großes Thema. Die Stadt Gelsenkirchen macht nun aber auch beim Modellprojekt des Landes mit, bei dem Menschen mit Behinderungen sich an Außenarbeitsplätzen (außerhalb der Werkstätten) ausprobieren und weiterentwickeln können.

Inklusion ist ein großes Thema an Schulen. In Gelsenkirchen wird nun in einem Modellversuch des Landes NRW auch die Inklusion erwachsener, berufstätiger Menschen mit Behinderungen vorangetrieben. 15 Außenarbeitsstellen haben die Stadt und ihre eigenbetriebsähnlichen Einrichtungen jetzt für gut ein Jahr eingerichtet.

Sie heißen „Außenarbeitsplätze“, obwohl die meisten in geschlossenen Räumen sind. Außen, weil sie außerhalb von Werkstätten für Behinderte sind. Denn Inklusion meint schließlich gemeinsames Lernen und Arbeiten. Im November 2013 hatte der Rat der Stadt, beschlossen, dass Gelsenkirchen mitmachen soll beim Modellprojekt und 15 Außenarbeitsplätze anbieten. Schon im Juni konnte es bei den meisten losgehen. Kooperationspartner sind die Gelsenkirchener Werkstätten und das Sozialwerk St. Georg. Vom politischen Beschluss bis zur Realisierung in sechs Monaten – das ist in Verwaltungszeiteinheiten gerechnet unglaublich schnell.

Oberbürgermeister Frank Baranowski und Sozialdezernentin Karin Welge freuten sich denn auch über die große Kooperationsbereitsschaft der Mitarbeiter: „40 mögliche Plätze wurden uns vorgeschlagen aus den verschiedensten Abteilungen. Das zeigt, dass unsere Mitarbeiter auch Interesse daran haben.“ Dass die neuen, allerdings zunächst nur für ein Jahr „ausgeliehenen“, städtischen Bediensteten auch Spaß an der besonderen Herausforderung haben, bestätigte Sandy Stephanie Sommer, die im Second-Hand-Laden an der Eberstraße mithilft, ebenso wie Klaus Wenzel, der in der Poststelle des Referates Soziales arbeitet. Er hat dabei schon manche Zusatzaufgabe beim Vorsortieren, Einordnen und Digitalisieren von Dokumenten gemeistert. Bastian Hase wiederum fühlt sich in der Großküche eines städtischen Altenheimes so wohl, dass er nun freiwillig auch an Wochenenden arbeitet.

Kollegen empfinden die engagierten Neuen als Bereicherung

Ausgesprochen positiv seien aber auch die Rückmeldungen aus der Stadtverwaltung und den Eigenbetrieben, betonen OB und Sozialdezernentin. Die neuen Kollegen und Kolleginnen würden als Bereicherung empfunden und zeigten sehr viel Engagement.

Voraussetzung für die neu geschaffenen Arbeitsplätze war, dass sie keine bezahlten Arbeitsplätze ersetzen, also niemand verdrängt wird durch das Programm. Ob das Modellprojekt nach einem Jahr verlängert wird, ist noch völlig offen. Sicher ist, dass jeder, der auf so einem Außenarbeitsplatz arbeitet, auf Wunsch auch wieder zurück in die Werkstatt darf. Nachbesetzungen sind laut Förderregeln allerdings dann leider nicht erlaubt.

Außenarbeitsplätze helfen, sich am ersten Arbeitsmarkt auszuprobieren

Für die Gelsenkirchener Werkstätten sind Außenarbeitsplätze kein Neuland; bereits 1975 wurde der erste Platz in Gelsenkirchen eingerichtet, acht sind es derzeit. Werkstätten-Geschäftsführer Sebastian Schwager: „Wir haben auch den Bewerbungsprozess so weit wie möglich den üblichen Bewerbungsprozessen auf dem Arbeitsmarkt angepasst. Allerdings in leichter Sprache verfasst.“ Und die Teilnehmer werden natürlich auch am Außenarbeitsplatz pädagogisch begleitet.

Begeistert ist auch die Geschäftsführerin des Sozialwerks St. Georg, Claudia Hagel. Das Sozialwerk betreut Menschen mit Behinderungen in Gelsenkirchen-- derzeit auch an 65 Außenarbeitsplätzen. „Ich wünschte mir, dass sich noch mehr Menschen mit besonderen Talenten auf dem ersten Arbeitsmarkt ausprobieren und so weiterentwickeln können.“ Die meisten der Plätze sind übrigens im Rathaus in städtischen Altenheimen sowie beim Ziegenmichel (WAZ berichtete) angesiedelt.