Gelsenkirchen. Die Gesamtschule Ückendorf sei besser als ihr Ruf, sagen die Jugendlichen. Die Forderung nach einer Schließung der Einrichtung durch CDU-Politiker Frank Winkelkötter können sie nicht nachvollziehen.

Josef, Meryem und Büsra, alle 17, können die Kritik an ihrer Schule nicht verstehen. Die drei Schüler gehören zu den Unterzeichnern eines Leserbriefs, den die Klasse 10/7 der Gesamtschule Ückendorf (GSÜ) an die WAZ geschrieben hatte. Darin luden die Schüler u.a. Frank Winkelkötter, bildungspolitischer Sprecher der CDU-Ratsfraktion, ein, einmal einen Tag in ihrer Klasse zu verbringen, um sich ein Bild von der Schule zu machen. Anlass der Einladung: Winkelkötter hatte gefordert, die Gesamtschule Ückendorf wegen ihres schlechten Images auslaufen zu lassen.

Die drei Schüler sagen Sätze wie: „Die Lehrer stehen hinter uns, wir werden gefördert und unterstützt.“ Und: „Wir haben hier viele verschiedene Nationen und kommen gut miteinander aus.“ Müssten sie ihrer Schule ein Attribut verleihen, wäre es dieses: hilfsbereit. „In der Gesamtschule Ückendorf erhalten wir eine Perspektive, denn die meisten von uns kommen ursprünglich von einer Realschule oder von einem Gymnasium.

Gesamtschulen schneiden nicht schlechter ab

Bezirksregierung bezeichnet den Vorschlag „als Unsinn“

1139 Schüler zählt die GSÜ, die Stellenbesetzung beträgt rein rechnerisch 102 Prozent. Mit der Einrichtung der Internationalen Förderklassen (IFö) erhielt die Schule zwei weitere Lehrerstellen - zu den vorhandenen acht. Etwa 20 Lehrer im Kollegium haben einen Migrationshintergrund und erfüllen eine „Brückenfunktion“.

Die Bezirksregierung bezeichnet den Vorschlag, die Schule zu schließen, „als Unsinn“. „Eine Schulschließung löst keine Probleme“, so ihr Sprecher Thomas Drehwitz.

In Münster ist man gleichwohl der Ansicht, dass sich das Image des Stadtteils Ückendorf auf die Schule auswirkt.

So wie Josef, abgeschult von der Realschule, Quereinsteiger in der 7. Klasse. Seine Eltern freuten sich, „dass es mit der Schule jetzt was wird“, erzählt er.

Trotz schwacher Schulprognose führt die GSÜ einen hohen Schüleranteil zur Fachoberschulreife und zum Abitur. Und das die Gesamtschüler beim Zentralabitur nicht schlechter abschnitten, sei ja mittlerweile bewiesen, sagt Achim Elvert, der stellvertretende Schulleiter. Die GSÜ hat ein berufsorientierendes Profil. In der 7. Klasse startet die Berufsorientierung, den Schülern wird frühzeitig der Stellenwert einer Ausbildung vermittelt.

Vorurteile stimmen nicht

Warum also ist die GSÜ ein Synonym für eine versagende Schule?

Die Schüler sagen: Viele Vorurteile, die in der öffentlichen Meinung kursierten, stimmten einfach nicht. Stichwort: Polizei in der Schule. „Das hat nichts mit Drogen oder Schlägereien zu tun“, sagt Büsra. Elvert verweist auf die Zusammenarbeit mit dem Kommissariat Vorbeugung, bei der Beamte präventiv eingesetzt werden, wenn Schüler „sich in eine falsche Richtung entwickeln“. Stichwort: kopftuchtragende Mädchen. „Die Mädchen haben sich dafür entschieden, aber sie wollen niemandem den Islam näher bringen“, so Meryem.

Frank Winkelkötter hat auf die öffentliche Einladung der Klasse 10/7 bislang nicht reagiert. „Das enttäuscht uns“, sagen die Schüler. Denn ihr größter Wunsch wäre ein besseres Image und dass die Außenwelt endlich die Arbeit in der Schule anerkennt.