Gelsenkirchen. Mittlerweile geht der Anmeldestress bei Familie Werner in die 4. Runde. In einem offenen Brief an OB und Stadtrat macht der Vater seinem Ärger Luft. Demnach würden viele Eltern ihre Kinder nun an Bochumer Schulen anmelden, da Gelsenkirchen wenig an sozial problematischen Schulstrukturen ändere.
In der letzten Woche berichtete die WAZ über eine Familie, deren Tochter als einziges Kind ihrer Klasse für das kommende Schuljahr nicht am Schalker Gymnasium angenommen wurde. Nun erreichte die WAZ ein offener Brief von Oliver Werner an den Schuldezernenten Dr. Beck und Oberbürgermeister Baranowski ebenfalls zum Thema Schulanmeldungen.
Oliver Werners Tochter Mia wechselt zum Sommer in die weiterführende Schule. Von der Grundschule Am Haidekamp hat sie eine eingeschränkte Gymnasial-Empfehlung bekommen, weshalb die Eltern beschlossen haben, Mia an einer Gesamtschule anzumelden. Sie haben allerdings nicht die Gesamtschule Ückendorf gewählt „da soziale Probleme an dieser Schule offensichtlich sind“, wie es in dem Brief heißt.
Ein Drittel der Kinder sind in Bochumer Schulen angemeldet
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„Dies deckt sich mit der Einschätzung der anderen Eltern, da kein Kind von der Grundschule „GGS Am Haidekamp“ auf diese Schule wechseln wird. Dies ist umso bedauerlicher, da die Probleme ja nicht erst seit gestern bestehen, was Ihnen in Ückendorf sicherlich viele Menschen bestätigen können.“ Weiter schreibt Oliver Werner, dass ca. zehn Kinder der Grundschule deshalb an einer Wattenscheider Gesamtschule angemeldet wurde und vier an einer Realschule in Bochum. Rund ein Drittel der Kinder würden damit nach Bochum gehen, „da in Gelsenkirchen nur wenig Alternativen vorhanden sind. Stellt man sich so eine attraktive Schulpolitik einer Großstadt vor?“, fragt Werner.
Familie steht jetzt vor der vierten Anmelderunde
Tochter Mia wurde an der Evangelischen Gesamtschule Gelsenkirchen (EGS) angemeldet. Eltern und Kind gingen Anfang Februar gemeinsam zur Anmeldung. Am Ende aber wurde Mia wegen der zu hohen Zahl von Anmeldungen nicht genommen. Das Auswahlverfahren, so der enttäuschte Vater sei für ihn nicht transparent, er vermutet, dass die Plätze auch an der EGS ausgelost wurden. Danach meldete die Familie ihre Tochter auf dem Schalker Gymnasium an, weil das G9 anbietet, aber auch hier wurde Mia wegen der vielen Anmeldungen abgelehnt. Angesichts der fehlenden G9-Plätze fragt Oliver Werner, was eigentlich aus der Elternbefragung zu G9 vor zwei bis drei Jahren geworden sei. Nach dem Ricarda-Huch-Gymnasium (keine Plätze mehr) wurde Mia im vierten Anlauf auf dem Gauß angemeldet – Ende offen.
„Wir sind kurz davor, der Stadt Gelsenkirchen den Rücken zu kehren, da wir noch ein zweites Kind haben, dem wir eine vernünftige Ausbildung garantieren möchten“, schreibt der Vater und zur augenblicklichen Organisation des Anmeldeverfahrens: „Armes Gelsenkirchen!“