Gelsenkirchen. Die Gesamtschule Ückendorf hat seit vielen Jahren ein Imageproblem und das geht über die Stadtgrenzen hinaus. Deshalb soll sie dicht gemacht werden. Dagegen erhebt sich Protest von anderen Parteien. Aber eine echte Problemlösung ist trotzdem nicht in Sicht.

Fünf Gesamtschulen hat die Stadt. Trotzdem mussten 452 Schülerinnen und Schüler abgewiesen werden – außer an der Gesamtschule Ückendorf. Bislang jedenfalls. 86 Schüler sind dort angemeldet für den zukünftigen 5. Jahrgang. Kommen weitere Anmeldungen hinzu, werde es eng, sagt der stellvertretende Schulleiter Achim Elvert, „weil wir keine neuen Klassen bilden können.“ Trotzdem hat Frank Winkelkötter, bildungspolitischer Sprecher der CDU-Ratsfraktion, gefordert, die Gesamtschule Ückendorf auslaufen zu lassen. Begründung: Alle Bemühungen, das schlechte Image der Schule zu verbessern, seien fehlgeschlagen. Das sieht die Gesamt-CDU Gelsenkirchen so.

Aber warum hat die GSÜ ein so schlechtes Image, das weit über die Stadtgrenzen hinausgeht? Eine Spurensuche. 1139 Schüler gibt es, de Anteil der Migrantenkinder liegt bei 90 Prozent. Das ist Fakt. Alle anderen Argumente werden hinter vorgehaltener Hand ausgetauscht. Dass türkische Familien, die etwas auf sich hielten, ihre Kinder dort nicht anmeldeten. Dass die Polizei jeden dritten Tag in der Schule sei (dazu gibt es keine offiziellen Zahlen). Dass Deutsch eine Minderheitensprache auf dem Schulhof sei. Dass viele Schülerinnen Kopftuch trügen. Dass es im Lehrerkollegium hake.

„Ja, wir haben schon ziemlich lange ein schlechtes Image“, räumt der stellvertretende Schulleiter ein. „Es steht im Kontrast zu dem, was an dieser Schule geleistet wird.“ Nahezu alle Schüler, die das GSÜ mit Fach- bzw. Vollabitur verlassen, hatten zuvor eine Hauptschulempfehlung. „Viele Schüler sind die Bildungspioniere in ihrer Familie.“ Die Kooperation und Integration mit und von Schülern aus den Zuwandererklassen funktioniere gut.

Hohe Abschulungsquote in Gelsenkirchen ist eine Ursache

Reichen tut es gleichwohl nicht. „Wir brauchen zehn Prozent mehr Lehrer. Das ist die schiere Mangelverwaltung“, so Elvert. Ein Beispiel: Für drei neue Zuwandererklassen gab es zwei neue Lehrkräfte gegeben. Weiterer Kritikpunkt: die hohe Abschulungsquote in Gelsenkirchen. Schüler, die wegen schlechter Leistungen das Gymnasium oder die Realschule verließen, klopften bei „den anderen Gesamtschulen“ an, würden mangels Platz abgewiesen und landeten in Ückendorf. „Da kommen dann völlig gefrustete Kinder zu uns.“ Dritter Kritikpunkt: Der „klassische Schülermix“, wie ihn jede Gesamtschule zu Beginn eines neuen Schuljahres verzeichne, sei in der GSÜ nicht gegeben und verschärfe sich durch die fehlende Zahl von Gesamtschulplätzen in der Stadt.

Ein Bekenntnis für die GSÜ kommt von Bildungsdezernent Dr. Manfred Beck. „Die Schule führt eine erstaunliche hohe Quote von Schülern zum Abitur.“ Eine Ursache für das schlechte Image sieht er in schulinternen Problemen. „Es gibt Defizite im Personalbereich, aber das ist Aufgabe der Bezirksregierung, hier etwas zu ändern.“