Gelsenkirchen. Die Lehrergewerkschaft GEW sieht die Qualität der Bildung in Gelsenkirchen akut gefährdet. Die GEW spricht von hohen Burnout-Quoten durch Arbeitsverdichtung und Personalmangel. Die Stadt liegt mit 51 Prozent über den Landesdurchschnitt. Zudem erschwert die Zuwanderung und Inklusion die Situation.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Gelsenkirchen schlägt Alarm. „Die Lehrkräfte arbeiten schon jetzt an der Grenze ihrer Belastbarkeit“, sagte Lothar Jacksteit. Der Vorsitzende der Gelsenkirchener Lehrer-Gewerkschaft zeichnete mit seinen Kollegen aus der Fachgruppe Grundschulen ein düsteres Zukunftsszenario. Tenor: Ohne weitere Hilfe von Seiten der Landes- und Bezirksregierung droht ein massiver Qualitätsverlust bei der Lehre – die Herausforderung durch Zuwanderung und Inklusion erschwerten die ohnehin schon unzumutbare Situation. „Das ist kein Jammern mehr, sondern das letzte Aufbäumen vor dem Zusammenbruch“, warnte Jacksteit.
Lothar Jacksteit und seine Lehrer-Kollegen beschreiben die tägliche Herausforderung an 39 Grundschulen im Stadtgebiet, insbesondere an den 19 im Süden so: Bei 25-30 Kindern im Durchschnitt pro Klasse in zu kleinen Räumen herrscht oft drangvolle Enge. Dreiviertel der Schulen müssten schon jetzt wegen Zuwanderer-Kinder eine zusätzliche Klasse bilden, de facto sei das aber nicht real. Fallen Lehrer aus, werden Kinder auf andere Klassen verteilt, hinzu kommen aber noch die Mädchen und Jungen aus der OGS, wenn auch dort, auch das ist durchaus alltäglich, Betreuer ausfallen – an nachhaltigen Unterricht und Förderung ist da nicht mehr zu denken.
Hohe Burn-out-Quoten
Die Folgen sind laut GEW dramatisch. „Die Burn-out-Quote liegt in Gelsenkirchen über dem Landesdurchschnitt von 51 Prozent.“ Je nach Ortsteil und Schule schnelle sie hoch auf 57, 63 und mehr Prozent – das Ergebnis der Arbeitsverdichtung und des Lehrermangels: „Ein Lehrer heute muss alles gleichzeitig machen: unterrichten, fördern, erziehen, konferieren, mit Eltern und Therapeuten sprechen, Arbeiten vorbereiten und korrigieren und so fort. Die eierlegende Wollmichsau quasi.“
Die GEW hat daher einen zehn Punkte umfassenden Katalog aufgestellt. Wichtigste Forderungen darin sind die Aufstockung des Lehrpersonals und die Verringerung von 28 auf 23 Unterrichtsstunden, um mehr Zeit für eine fundierte Unterrichtsvorbereitung zu haben, für Elterngespräche oder etwa auch den Austausch mit Spezialisten. Dazu kommt die Bereitstellung größerer Klassenräume und moderner Lehrmaterialien – insbesondere für Kinder mit Förderbedarf sowie die Bildung multi-professioneller Teams für die individuelle Förderung – gemeint sind Schulsozialarbeiter, Förderlehrer, Logopäden, Ergotherapeuten usw.
Gehaltsgruppe um eine Stufe anheben
Und um mehr Anreize zu schaffen für die Besetzung lange vakanter Schulleiter- und Stellvertreterstellen, soll deren Gehaltsgruppe um eine Stufe angehoben werden.