Gelsenkirchen. . Ückendorfer Schüler nehmen in Gelsenkirchen am Comenius-Projekt teil. Ziel ist es, ihre Sprach- und Sozialkompetenzen zu stärken. Gastlehrerin Hatice Ekiz hilft ihnen dabei. Die 22-Jährige hat bei türkischstämmigen Kindern einen großen Nachholbedarf festgestellt.

Als Brückenbauer zwischen den Nationen versteht sich das multilaterale Comenius-Projekt, nützlich für Teilnehmende wie Schüler oder Lehrer ist es ohnehin. Denn neben dem Erlernen von Fremdsprachen geht es darum, sowohl die Lehr- und Lernkompetenzen als auch die sozialen Fähigkeiten zu erweitern, also schlichtweg um: die europäische Integration.

Hatice Ekiz, angehende Lehrerin aus der Türkei, unterrichtet derzeit an der Gesamtschule Ückendorf Englisch und Türkisch. Zusammen mit ihrer deutschen Kollegin Mareike Raabe (32) erarbeitet die 22-Jährige aus Ankara den englischen Schulstoff in Gruppen.

„Gut 30 Nationen aus dem europäischen Raum sind Teil des Comenius-Programms“, erklärt Hatice Ekiz. Gegenseitige Besuche der Partnerschulen förderten den Austausch und weckten die Neugierde auf das jeweilige Land. Die Gastgeber schicken dazu landestypische Geschichte(n) an ihre Gäste, die dann von den Empfängern er- und verarbeitet werden – auf Englisch.

Schüler geben Radio-Interview

Kreativität und Zeitgeist spielen dabei eine große Rolle. So passierte es, dass der spanische Beitrag den Kampf von Don Quichotte zum Thema gemacht hatte und die Klasse 13 der Ückendorfer Gesamtschule mit einer Power-Point-Präsentation über „regenerative Energien“ geantwortet hat – wegen der Mühlen. „Wir geben den Schülern den Freiraum beim Lernen, den sie brauchen, um sich ein Thema zu erschließen“, sagt Mareike Raabe, die zudem berichtet, dass Comenius ein viel beachtetes Projekt ist. „Als wir etwa mit den Schülern unsere Partner in Österreich besucht haben, hat der ORF um ein Radio-Interview gebeten“, erzählt die 32-Jährige. „Die Schüler haben sich wie Stars gefühlt.“ Treibstoff für die Lern-Motivation sozusagen.

Und das nächste Projekt ist bereits in Arbeit. Im Februar will eine Ückendorfer Delegation – Hatice Ekiz und Mareike Raabe sowie vier ausgewählte Schüler – für sechs Tage nach Finnland. Was das Jungs-Quartett für die gastgebende Schule vorbereitet als Beitrag, „steht nicht endgültig fest, aber ein Video soll es werden“. Bis dahin wird Hatice Ekiz, die zehn Monate auf Kosten der türkischen Regierung vor Ort weilt und lehrt, noch alle Hände voll zu tun haben. Denn: „Ich habe festgestellt, dass viele türkischstämmige Kinder Vokabeln und ihre Bedeutung verwechseln.“ Oft liegt es daran, dass die Sprache der Zugezogenen mangels Bildung verwässert ist.

Wer übrigens denkt, dass nur die besten Schüler in den Genuss kommen, andere Länder und Schüler kennenzulernen, der irrt. Denn Integration fängt nicht an der Spitze an, bei der Elite, sondern bei Menschen wie du und ich“, wie Raabe es treffend sagt.

Ziel: Lernen von- und miteinander

Eingebunden in das EU-Programm für lebenslanges Lernen (seit 2005), zielen die Maßnahmen von Comenius darauf ab, bei jungen Menschen und Lehrkräften das Wissen und das Verständnis für die Vielfalt der europäischen Kulturen, Sprachen und Werte zu fördern.

Darüber hinaus unterstützen sie junge Menschen beim Erwerb der grundlegenden Fertigkeiten und Kompetenzen für das Leben und ihre persönliche Entwicklung, ihre künftigen Beschäftigungsaussichten und für ein zivilgesellschaftliches Engagement.

Comenius konzentriert sich auf die erste Phase der allgemeinen Bildung, von der Vorschule bis zum Ende des Sekundarbereichs II. Es ist für alle Mitwirkenden des Bildungsprozesses relevant: Schüler, Lehrkräfte, Behörden, Einrichtungen und Organisationen der Schulverwaltung usw.

Die EU als Träger stellt der Gesamtschule Ückendorf 22.000€ zur Verfügung, um 24 Austauschreisen zu finanzieren.