Gelsenkirchen. . Die Schüler der sechsten Klasse eines Essener Gymnasiums besuchen am Holocaust-Gedenktag die Ausstellung „Heimatsucher“ in der Neuen Synagoge. Nachdenkliche Elf- und Zwölfjährige geben anschließend kluge Antworten auf die Frage nach dem Sinn der Ausstellung für die Menschen von heute.
„Was hat diese Ausstellung mit Euch selber zu tun?“ Das wollte Sarah Hüttenberend am Ende von ihren jungen Zuhörern wissen. Zwei Schulstunden lang hatten die Sechstklässler des Gymnasiums Essen-Nordost zuvor an den Lippen der jungen Frau geklebt, die sie in der Neuen Synagoge durch die in der vergangenen Woche eröffneten Ausstellung „Heimatsucher“ führte.
„Schoah-Überlebende heute“ ist der Untertitel der Ausstellung, die in Interviews und Fotografien deren persönliches Schicksal dokumentiert, nachfragt wie es ihnen heute geht und wie sie die Vergangenheit verarbeitet haben.
Immer wieder Thema in der Schule
Den Gymnasiasten fielen eine Menge Antworten auf die Frage von Sarah Hüttenberend ein. Sie reichten von der Angst vor einem Dritten Weltkrieg („In vielen Ländern gibt es ja Kriege um Religion“), bis zur Beobachtung, dass zu allen Zeiten Menschen ausgegrenzt werden, weil sie „anders“ sind. Immer wieder auch Thema in der Schule. Gerade auch in dem Essener Gymnasium, wo 88% der Schüler einen Migrationshintergrund haben und 35 Sprachen unter einem Dach vereint sind, wie Klassenlehrerin Birgit Dehling erzählt. Jedes Jahr am Holocaust-Gedenktag – der war am gestrigen Montag – beschäftigt sich die ganze Schule mit dem Thema.
Es war ein besonderes Glück, dass gerade die Ausstellung in der Neuen Synagoge läuft und mit Sarah Hüttenberend eine der Ausstellungsmacherinnen zu Verfügung stand. Gemeinsam mit Ruth-Anne Damm hat sie 2010 einige Holocaust-Überlebende in Israel besucht.
Jüdisches Leben heute – ein Gang durch die Synagoge
Beide waren damals noch Studentinnen in Münster und hatten dieses Thema für ein Projekt gewählt. Das einstige Uni-Projekt hat sich im Laufe der Jahre verselbstständigt, mit eigenem pädagogischen Konzept und weiteren Porträts aus von Überlebenden in Deutschland. Wer, wenn nicht sie, könnten das Trauma von damals und ihr Leben damit den nachfolgenden Generationen besser deutlich machen. Wie gut das gelingt, zeigen die Kinderbriefe als Teil der Ausstellung, geschrieben von jungen Besuchern an die Überlebenden.
Dass es jüdisches Leben auch heute noch gibt, konnte Judith Neuwald-Tasbach, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen, den Schülern anschließend bei einer Führung durch die neue Synagoge und die Besichtigung des Gebetsaals vermitteln.