Gelsenkirchen. . Gelsenkirchen traut sich. Der Seniorenbeauftragte Dr. Winfried Reckert schreibt gerade das Bewerbungskonzept für einen weltweit ausgeschriebenen Wettbewerb der New Yorker Bloomberg Philantropies Stiftung. Mit der Idee der Nachbarschaftsstifter will die Stadt sich um die Millionen bewerben.

Als Bürgermeister von New York arbeitete der Multimilliardär Michael Bloomberg für das symbolische Entgelt von einem Dollar. Einen erheblichen Teil seines Vermögens steckte der mittlerweile abgelöste Bürgermeister in eine Stiftung. Diese schreibt nun zum zweiten Mal weltweit einen Wettbewerb aus, um das Leben in den Städten lebenswerter zu machen – und Gelsenkirchen ist dabei. Genauer gesagt bewirbt sich das Seniorennetzwerk Gelsenkirchen mit seiner Idee von Nachbarschaftsstiftern in Quartiersnetzen, die helfen, eine Struktur zu schaffen, damit Senioren so lange wie möglich und sinnvoll in den eigenen vier Wänden leben können.

Der „Mayor Challenge“ (Bürgermeister-Wettbewerb) will besonders „innovative Ansätze prämieren, die die Herausforderungen des urbanen Lebens meistern helfen“, so die Ausschreibung. Teilnehmen dürfen nur Städte mit mindestens 100.000 Einwohnern. Aus Deutschland haben sich 13 Städte beworben. Aus dem Ruhrgebiet ist nur Dortmund ebenfalls dabei.

Im Frühjahr werden die 20 Besten eingeladen

Die Mühe, ein detailliertes Konzept einzureichen, lohnt sich. Neun Millionen Euro Preisgelder können Städte gewinnen. An der Bewerbung arbeitet derzeit der Seniorenbeauftragte der Stadt, Dr. Winfried Reckert. Bis zum 31. Januar muss sie eingereicht sein, die Voranmeldung liegt bereits bei der Stiftung. Unter den Teilnehmern – 180 aus ganz Europa – werden im Frühjahr diesen Jahres 20 Finalisten ausgewählt, die zu einem zweitägigen Ideencamp eingeladen werden. Dabei gibt es Unterstützung von Experten für Stadtentwicklung, Politik und Innovation, um die Konzepte und Bewerbungen zu überarbeiten. Die fünf Gewinner werden im Herbst benannt.

 Dr. Winfried Reckert ist Seniorenbeauftragter der Stadt – und formuliert derzeit die Bewerbung für den millionendotierten Wettbewerb.
Dr. Winfried Reckert ist Seniorenbeauftragter der Stadt – und formuliert derzeit die Bewerbung für den millionendotierten Wettbewerb. © WAZ FotoPool

Das Konzept der Nachbarschaftsstifter reift in Gelsenkirchen bereits seit 2009. Derzeit arbeiten 88 Nachbarschaftsstifter in den 40 Quartieren der Stadt, über 100 Stifter wurden ausgebildet. Die Arbeit ist ehrenamtlich, die Grundausbildung läuft über eine Woche, es folgen monatliche Treffen zum Erfahrungsaustausch und regelmäßige Fortbildungen zu verschiedensten Themen. Wo Quartiersgrenzen verlaufen, entscheiden die Bewohner. Die Nachbarschaftsstifter beraten und begleiten, leiten Anregungen und Bedürfnisse weiter. Da geht es mal um ein barrierefreies Wohnumfeld -- z.B. Absenkung von Bürgersteigen – mal um wegbrechende Nahversorgungsangebote. In solchen Fällen werden Nachbarschaftsautos, Bringedienste oder auch fliegende Händler organisiert, um die Lücken zu schließen.

Neue Stifter sind jederzeit willkommen

Das Geld aus dem Wettbewerb könnte das Seniorennetzwerk gut gebrauchen. Es gibt zwar mittlerweile sechs hauptamtliche Mitarbeiter – aber: Der Projektetat liegt bei nur 27 000 Euro im Jahr. Wer mitmachen möchte: Informationen zu Schulungen und der Arbeit der Nachbarschftsstifter telefonisch unter 169-666 oder per Mail bei winfried.reckert@gelsenkirchen.de