Gelsenkirchen. Es hat Tradition bei den Muslimischen Frauen der Vereinigung der „Dienerinnen Allahs“, dass sie in der Vorweihnachtszeit die Bewohnerinnen von Altenheimen besuchen und ihnen kleine Geschenke überbringen. Zu Gesprächen und Gesang kamen sie jetzt ins Seniorenhaus St. Elisabeth.

Es ist für beide eine fremde Welt: sowohl für die Bewohnerinnen im Seniorenhaus St. Elisabeth an der Husemannstraße 50 als auch für die muslimischen Frauen der „Lajna Imaillah“, der Vereinigung der „Dienerinnen Allahs“. Am Nikolaustag begegneten sie sich bei Gebäck, Gesprächen und Gesang.

Es ist Tradition der muslimischen Frauengruppe, vor Weihnachten ein Altenwohnhaus zu besuchen und den Bewohnern kleine Geschenke zu überreichen. In Gelsenkirchen machen sie das im dritten Jahr. Samia Ahmad, die vor 30 Jahren aus Pakistan nach Deutschland gekommen ist und in Gelsenkirchen wohnt, hat den Besuch organisiert. Sie hat Gebäck und kleine Nikoläuse mitgebracht, die ihre Töchter verteilen. Einige muslimische Frauen sind eigens aus Mülheim, Essen und Bochum angereist, um sie zu unterstützen.

Respekt vor alten Menschen

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Während die Älteren eher zurückhaltend sind, gehen die jungen Frauen sehr offen auf die Bewohnerinnen des St. Elisabeth-Hauses zu. Den Besuch im Seniorenhaus begründen sie mit ihrer Religion. „Wir haben großen Respekt vor alten Menschen. Besuche wie diese sind für uns Sozialarbeit“, so Samia Ahmad.

Den Seniorinnen eröffnet sich mit dem Besuch der in Kopftücher gehüllten Frauen (die nur von einer Fotografin abgelichtet werden möchten) ein fremder Kulturkreis. Sie reagieren zwischen erstaunt über hinterfragend bis skeptisch. „Haben Sie eine Gemeinde in Gelsenkirchen?“ , fragte eine Bewohnerin. „Glauben Sie wie die Türken?“, möchte eine andere wissen. „Werden wir jetzt missioniert?“, murmelt eine ältere Dame.

Senioren bleiben in der Großfamilie

Das Eis bricht, als die Frage auftaucht, ob muslimische Familien ihre pflegebedürftigen Eltern ins Heim geben würden. „Nein, die Eltern bleiben bei uns in der Großfamilie“, sagen Umara und Sobia Ahmad. Sie würden ihre Arbeit, das Studium reduzieren, damit die Eltern oder Großeltern zu Hause bleiben können. „Das ist uns eingepflanzt.“

Die Muslime feiern zwar kein Weihnachten, lauschen aber respektvoll, als Schwester Josefa vom St. Elisabeth-Haus mit den Bewohnern das Adventslied „Es ist für uns eine Zeit angekommen“ anstimmt. „Sie können uns auch gerne besuchen“, ruft Faiza Ahmed beim Hinausgehen. „Wir holen Sie ab und bringen Sie wieder zurück.“

Dann machen sich die muslimischen Frauen auf den Weg zur Stadtbibliothek, wo sie Mitarbeiterin Regina Hippler zu Tee und Gebäck einladen und ihr mehrere Koran-Ausgaben für die Buchausleihe schenken.