Gelsenkirchen. . Es gab mehr Tops als Flops in diesem Kulturjahr in Gelsenkirchen. Der renommierte Faust-Preis fürs Ballett und eine Nominierung fürs Consol-Theater, endlich ein Platz unter den besten Zehn im bundesweiten „Land der Ideen“-Wettbewerb dank Pixelprojekt-Ruhrgebiet – und ein bisschen Zoff.

„Der Mensch lebt nicht vom Brot allein“, heißt es in der Bibel. Das Wissen darum, dass auch die Kultur ein wesentliches Lebens-, gar Überlebensmittel sein kann, hat sich längst etabliert. Im nun verklingenden Jahr 2013 musste in Gelsenkirchen zumindest niemand kulturell verhungern. Dank städtischen und bürgerschaftlichen Engagements war der Tisch üppig gedeckt.

Die Preisgekrönten
Gelsenkirchen bleibt Ballettstadt. Das ist Spitze. Für ihre Choreografie „Ruß“, die im Januar im MiR Premiere feierte, erhielt Ballettchefin Bridget Breiner den renommierten Deutschen Theaterpreis „Der Faust“. Als eines von drei Kinder- und Jugendtheatern war auch das Consol Theater mit Regisseurin Andrea Kramer für den „Faust“ nominiert. Allein das ist eine hohe Auszeichnung und Anerkennung.

Joseph Bunn, Tänzer in der Ballett-Compagnie, erhielt den Förderpreis des Landes NRW, Karl-Heinz Gajewski für sein Ton- und Bildarchiv der Ruhrgebietsliteratur den Literaturpreis Ruhr 2013. Und das ambitionierte Foto-Unternehmen Pixelprojekt Ruhrgebiet zählte 2013 zu den Preisträgern beim bundesweiten Wettbewerb „Land der Ideen“.

Die Taktangeber
Für unüberhörbare Disharmonie im Orchester sorgte die Entscheidung der Träger der Neuen Philharmonie Westfalen, den Vertrag von Generalmusikdirektor Heiko Mathias Förster nicht mehr zu verlängern und stattdessen Rasmus Baumann, Chefdirigent des Musiktheaters, an die Orchesterspitze zu stellen. Ein Teil der Musiker forderte Probedirigate mehrerer Kandidaten und stärkere Mitsprache ein. Der Trägerverein blieb bei seiner Entscheidung, Mitte 2014 übernimmt Baumann den Taktstock.

Die Rückkehrer
Nachdem das Klavier-Festival Ruhr mit seinem Marathon durchs Revier 2012 komplett an Gelsenkirchen vorbei rauschte, gab es 2013 ein Aufatmen: Das Festival präsentierte mit dem Auftritt von Grigory Sokolov eines der umjubelten Festival-Glanzlichter.

Die glänzende Null
Ein halbes Jahrhundert nach der ersten Ausstellung der Zero-Bewegung im Halfmannshof blickt eine attraktive Ausstellung im Kunstmuseum auf die künstlerische Avantgarde zurück. Diese lohnende Ausstellung verbindet das Jahr 2013 mit dem Kulturjahr 2014. Sie ist noch bis zum 19. Januar zu sehen.

Die Mutigen

Der 32-jährige Jesse Krauß spielte bei den Passionsspielen in Rotthausen den Jesus.
Der 32-jährige Jesse Krauß spielte bei den Passionsspielen in Rotthausen den Jesus. © WAZ FotoPool

Passionsspiele zu Ostern, da denkt man an Oberammergau, ganz bestimmt nicht an Gelsenkirchen. Elmar Rasch, Regisseur und Schauspieler, hat es gewagt und die ersten Gelsenkirchener Passionsspiele ins Leben gerufen. Was bizarr klingt, gelang, mit viel Liebe, Leidenschaft und dem Einsatz zahlreicher Laiendarsteller.

Eine weitere mutige Entscheidung trägt reiche Früchte: Der Klezmermusik, der melancholischen Gute-Laune-Musik aus dem jiddischen Kulturraum, widmete die Stadt einmal mehr ein Festival – mit wahrlich furiosem Erfolg. Das Klezmer-Festival Gelsenkirchen ist inzwischen ein musikalisches Aushängeschild.

Mut bewiesen zudem die Macher der 2013 gegründeten Jazzreihe „FineArtJazz“, die mit dem Nordsternsturm die höchste Bühne des Reviers hochkarätig bespielten.

Die Wackelkandidaten
Der geplante Umbau von Deutschlands ältester, einst renommierter Künstlersiedlung geht weiter, in welche Richtung, bleibt ungewiss. 2013 machte der Abbruchbagger die alte Ausstellungshalle auf dem Halfmannshof dem Erdboden gleich.

Auf eine gute Zukunft hoffen die Bürger auch noch immer für das historische Rittergut Haus Leithe. Das liegt im Dornröschenschlaf, der Investor bastelt am Konzept.