Gelsenkirchen.
Würdenträgern aus Politik und Wirtschaft, aus Sport und Kultur wurde diese große Ehre bereits zuteil. „Sogar ein Papst und königliche Hoheiten haben sich ins Goldene Buch unserer Stadt eingetragen“, erinnert Oberbürgermeister Frank Baranowski. „Aber eine Ballettdirektorin fehlte uns bislang.“
Das holte der erste Bürger dieser Stadt am Samstagabend bei einem Empfang für Ballettchefin Bridget Breiner im Kleinen Haus des Musiktheaters gerne nach. Und überraschte Breiner mit der Einladung zum Eintrag ins Goldene Buch der Stadt.
„Ruß“ kommt wieder
Mit dem Empfang würdigte die Stadt die Verleihung des renommierten Deutschen Theaterpreises „Faust“ vor drei Wochen in Berlin an die amerikanische Tänzerin und Choreografin Bridget Breiner. Die strahlte: „Das ist nicht selbstverständlich, dass eine neue Ballettcompagnie von einer Stadt so schnell in die Arme genommen wird wie hier in Gelsenkirchen.“ Ihr Dank galt somit der Stadt, aber auch dem Publikum. Und natürlich ihrem Ensemble: „Dieser Preis ist euer Preis.“ Dem Publikum versprach sie: „Wir machen weiter!“
Im Berliner Schillertheater war Bridget Breiner vor drei Wochen der „Faust“ für ihre choreografierte Sicht auf das Aschenputtel-Märchen zuerkannt worden. „Ruß“ wird, ein Bonbon für all die, die die Arbeit noch einmal oder zum ersten Mal erleben möchten, im Herbst am Musiktheater wieder aufgenommen.
Ballettvorstellungen regelmäßig ausverkauft
Musiktheater-Generalintendant Michael Schulz erinnerte sich an die Verleihung und die Zeit danach: „Wir hatten das Gefühl, ganz Gelsenkirchen war Faustpreisträger.“ In Berlin habe die Provinz über die Metropolen triumphiert: „Der Faust ist eine Auszeichnung für dieses Haus und diese Stadt, auf die ich außerordentlich stolz bin.“ Die Truppe werde immer öfter jenseits der Stadtgrenzen eingeladen, tanzte erst kürzlich in Düsseldorf, demnächst am Aalto Theater in Essen und wird sich in Kürze in Prag und Brünn präsentieren. Die aktuellen Ballettvorstellungen im Mir sind zurzeit regelmäßig ausverkauft.
Beim Empfang feierten Vertreter aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Kultur die Preisträgerin, aktuelle und ehemalige Tänzer waren ebenfalls mit von der Partie.
Einer, der gerne dabei gewesen wäre, wegen einer Erkrankung seiner 91-jährigen Mutter aber absagen musste, war Breiners erfolgreicher Vorgänger Bernd Schindowski. Er meldete sich im Gespräch mit der WAZ aber von seiner Wahlheimat Berlin aus zu Wort: „Es ist mir eine große Freude zu sehen, dass Tanz in Gelsenkirchen weiterhin eine wichtige Rolle spielt und Erfolge beim Publikum sowie bei der Kulturpolitik einfahren kann.“ Und erinnert daran, dass der Zeitpunkt seines vorzeitigen In-Den-Ruhestand-Gehens sehr eng mit seinem Anliegen verbunden war, „der Sparte Tanz an unserem Theater eine weitere Chance zu sichern“.
Gratulation an die Stadt
Ohne die volle Unterstützung der Stadt für das Musiktheater, ist sich Schindowski sicher, wären die aktuellen Erfolgsmeldungen nicht so leicht möglich gewesen: „Darum gratuliere ich hiermit nicht nur Bridget Breiner, sondern auch der Stadt für diese Art der Anerkennung einer gelungenen Kulturpolitik.“