Gelsenkirchen. André Fabritz (54) bringt so schnell nichts aus der Ruhe. Schon seit 25 Jahren stellt der Essener Pakete zu. Seine Bereiche liegen in Rotthausen und Ückendorf. Nur Schnee und Tierfutter machen ihm zu schaffen.

André Fabritz ist ein tiefenentspannter Mann. Nichts scheint den DHL-Fahrer aus der Ruhe bringen zu können, nicht mal in der hektischen Vorweihnachtszeit. „Hundefutter und Katzenstreu ist das einzige, was uns umbringt“, lacht der 54-jährige Essener, der in den Stadtteilen Rotthausen und Ückendorf Pakete ausliefert – Und manchmal auch 30 Kilogramm schwere Säcke mit Tierfutter. Zum Glück werden die zum Fest der Liebe nicht so häufig verschenkt wie Krawatten oder Socken. Die WAZ begleitete André Fabritz auf einer seiner Touren in der Adventszeit.

Dreifache Menge an Paketen

Damit er zwischendurch auch ein bisschen Luft zum Erzählen hat, hat ein Kollege an diesem Tag einen Teil seiner Tour übernommen. In der Weihnachtszeit sei das ohnehin üblich. „Ab Oktober setzt DHL Aushilfswagen ein, sonst wäre das Weihnachtsgeschäft nicht zu schaffen“, sagt Fabritz. Die dreifache Menge an Paketen falle in der Advents- und Weihnachtszeit an. Wie viele Fahrzeuge dann zusätzlich auf der Straße sind, weiß André Fabritz nicht.

Seine Kundin Marion Ahrweiler betreibt an der Achternbergstraße in Rotthausen einen Online-Handel für Duftöle und Räucherstäbchen. „Ich bestelle sehr oft übers Internet, in der Weihnachtszeit natürlich noch öfter“, sagt sie und nimmt ihre Pakete entgegen. Duft-Artikel seien zu Weihnachten beliebt. Tags zuvor habe sie 110 Pakete für Kunden gepackt. Die holt dann aber nicht André Fabritz ab, sondern ein DHL-Subunternehmer.

Morgens, wenn er seinen Wagen befüllt, muss es schnell gehen, erzählt Fabritz. Dann werde es auch schon mal stressig, vor allem dann, wenn es auf Weihnachten zugeht. „Aber wenn man rausfährt, muss man die Ruhe bewahren“, sagt der 54-Jährige. „Maschinen sind wir ja noch nicht. . .“

Richtig heiß vor Heiligabend

Apropos: Was hält er von Drohnen, die in Zukunft Pakete zustellen sollen? Für ländliche Gebiete könne er sich das vorstellen, für Ballungsgebiete wie das Ruhrgebiet hingegen nicht. „Diese Sache wird nicht aufzuhalten sein. Für alles gibt es ein Für und Wider.“ Der ehemalige Ringer hadert nicht mit dem Fortschritt. Die modernen Lieferwagen oder die Handscanner etwa haben seine Arbeit erleichtert.

Weniger Geschenkpapier

André Fabritz fährt täglich Packstationen an. Üblich sind 10 bis 12 Pakete täglich, in der Weihnachtszeit können es 20 werden.

Früher seien Pakete öfter in Geschenkpapier versendet worden, so der DHL-Fahrer. Heute beherrschten die standardisierten Pakete das Bild in seinem Lieferwagen.

Richtig heiß werde es an den letzten zwei Tagen vor Heiligabend. Dass der in diesem Jahr auf einen Dienstag fällt, freut den Paketboten. Die Firmen würden im Gegensatz zu Privatleuten dann übers Wochenende nichts mehr bestellen, weil sie fürchten, dass eine Lieferung nicht mehr rechtzeitig im Betrieb ankommt.

Weihnachten kann kommen

Und noch etwas stimmt den 54-Jährigen glücklich, nämlich „dass wir hier noch keinen Schnee haben. Nach Heiligabend kann es von mir aus anfangen zu schneien, aber wenn vor Weihnachten Schnee liegt, hast du als Paketfahrer verloren. Dann kriegst du du die Stückzahl nicht raus.“

Bisweilen spielt André Fabritz auch ein bisschen Christkind: „Man weiß ja oft, dass es sich bei einem Paket um ein Geschenk für die Frau oder die Kinder handelt. Dann schelle ich erst und habe das Paket nicht direkt in der Hand.“ Erst wenn der DHL-Bote sicher ist, dass der eigentliche Empfänger nichts mitbekommt, überreicht er das Paket. Weihnachten kann kommen.