Gelsenkirchen.

Ein bisschen ist Özlem Schröder (33) wie eine mobile Beratungsstelle für Migrantinnen. Sie gibt Sprachkurse, doch ihr Engagement endet nicht an der Tür des Klassenraumes. Sie geht mit den Frauen aus ihren Kursen ins China-Restaurant, besucht Museen, den Zoom-Park.

Der Zoo ist ein Zugeständnis an Ehemänner, die den Besuch der Ehefrau im MiR für nicht schicklich halten. Diesen Widerstand erlebt Özlem Schröder auch. In solchen Situationen ist ihre Muttersprache ein „Türöffner“.

Mauer der Skepsis

Sie berichtet von einem türkischen Ehemann, der den Personalausweis der Ehefrau nicht herausgeben wollte, um einen Büchereiausweis zu beantragen. Sie rief ihn an, überzeugte ihn, wie wichtig der Leseausweis sei. Für sie war es die Bestätigung, dass, wenn sie mit ihm Türkisch spricht, die Mauer der Skepsis (Schröder nennt sie die „Hmm-Mauer“) fällt. Sie weiß, dass der Ausweis heute genutzt wird und sagt: „Das war die Diskussion mit dem Ehemann wert.“

In den Herbstferien vermittelte sie einer Gruppe junger Einwanderer aus Osteuropa im talentCAMPus im Theater Consol die ersten deutschen Worte. „Ohne meine Muttersprache hätten die Jugendlichen nicht so schnell Vertrauen gefasst“, sagt sie rückblickend auf das Ereignis.

Seit zehn Jahren begleitet die junge Mutter (zwei Kinder, ihr Ehemann arbeitet am Berufskolleg in Herne) Projekte der Stadt, arbeitet auf Honorarbasis, wenn es um Sprachförderung von Zuwanderern geht.

Ihr eigener Lebenslauf macht Özlem Schröder zu einem überzeugenden Ratgeber. Die Eltern kamen als türkische Gastarbeiter nach Gelsenkirchen, die Mutter arbeitet bei Küppersbusch, der Vater bei der Deutschen Bahn. Sie ging zur Realschule, anschließend zur Gesamtschule, machte Abitur. Demnächst schließt sie ihr sozialwissenschaftliches Studium an der Ruhr-Universität ab.

Für die Wertschätzung der schulischen Leistung gekämpft

„Ich hätte mir mehr Unterstützung von meinen Eltern gewünscht“, sagt sie rückblickend. Den Eltern macht sie keinen Vorwurf. „Sprachliche Mängel und wenig Möglichkeit, Einblicke in das deutsche Schulsystem zu bekommen, waren die Ursache.“ Sie habe mehr kämpfen müssen, als deutsche Schüler, nicht nur für materielle Dinge, sondern für die Wertschätzung ihrer schulischen Leistung. „Das Motto ‚Was mich nicht umbringt, macht mich stärker‘ habe ich durch und durch erlebt.“

Die Teilhabe der Eltern am Schulleben sei ein wesentlicher Aspekt für das Gelingen einer Schullaufbahn – ist Schröder überzeugt.