Gelsenkirchen. Eine neunte Klasse des Schalker Gymnasiums in Gelsenkirchen hat die Patenschaft für eine Gedenkplatte an Lieselotte Elikan, Opfer des Nationalsozialismus, übernommen. Das Besondere: Die Biografie von Elikan ging den Schülern so nahe, dass sie sich freiwillig für diese Patenschaft entschieden haben.

Es ist ein weiteres Schicksal, das ab sofort als „Stolperstein“ auf der Arminstraße auf Höhe des Kurt-Neuwald-Platzes liegt. Lieselotte Margot Elikan lebte in Gelsenkirchen und wurde 1942 ins Konzentrationslager nach Riga in Lettland deportiert und starb dort 1944. Ein weiteres Opfer der Nationalsozialisten hinter dem nicht nur eine trockene Biografie, sondern ein ganzes Leben steckt.

Das haben auch die Schülerinnen und Schüler des Differenzierungskurses Geschichte/Deutsch des Schalker Gymnasiums schnell gemerkt und sich für die Patenschaft dieses Stolpersteins entschieden.

„Es war Winter und es herrschten eisige Temperaturen von 30 Grad unter Null, die Wagen waren unbeheizt. Die Eingesperrten verfügten weder über Wasser noch über sonstige Verpflegung“, berichtet Schülerin Yudum Sever über den Transport nach Riga.

Die Schüler der neunten Klasse des Schalker Gymnasiums sind sprachlos als sie sich mit Lieselotte Elikan beschäftigen. Keiner von ihnen kann sich vorstellen, wegen seiner Religion oder seinen Ansichten zum Tode verurteilt zu werden. Schnell war klar, dass sie die Patenschaft für den Stolperstein übernehmen möchten – mit allen Verantwortungen. „Oft haben Schüler kein Interesse an einer Patenschaft oder einfach kein Geld dafür, denn insgesamt müssen 120 Euro für den Stein aufgebracht werden“, erzählt Lehrer Alfons Schindler, der die Klasse betreute.

Aus einem Projekt entstanden

Alles begann mit einem Radioprojekt des Kurses, für den die Schüler zum Thema Nationalsozialismus Beiträge erstellen sollten. Eine Gruppe beschäftigte sich mit den Stolpersteinen und stellte Kontakt zu Andreas Jordan vom Gelsenzentrum her. Somit war schnell ein Projektpartner gefunden, der die Stolpersteine vorstellte und das Interesse der Schüler weckte.

„Wenn ich sehe, dass die Schüler sich für etwas interessieren, bin ich auch bereit, so etwas zu unterstützen. Doch ohne Engagement funktionieren solche Patenschaften nicht“, so Alfons Schindler. Für die Patenschaft hat jeder Schüler 8,60 Euro für die Errichtung der Gedenkplatte gegeben. „Spurlos geht dieses Schicksal nicht an uns vorbei“, sagen die Schüler, von denen rund 30 Prozent einen Migrationshintergrund haben. „Wenn diese Schüler mit ausländischer Abstimmung über Deutsche Geschichte sprechen, ist das für mich Integration pur“, meint Schindler.