Gelsenkirchen. Weit über 1500 Bürger haben die Forderung nach einem sozialen Arbeitsmarkt in Gelsenkirchen unterschrieben. Der Appell wird am Freitag an seiner Wiege erneut zur Beratung anstehen: In der Sitzung des Ausschusses für Soziales und Arbeit, wo er im Sommer 2012 aus der Taufe gehoben wurde.

Die aktiven Unterschriftensammler des Kulturprojekts „Steinbruch Demokratie“ haben ihre Liste geschlossen – und spielen den Ball jetzt an die Politik zurück: Weit über 1500 Frauen und Männer stellen sich mit ihren Unterschriften klar hinter die Forderungen des Gelsenkirchener Appells zur Schaffung eines sozialen Arbeitsmarkts für Langzeitarbeitslose. Für den es bekanntlich längst ein Umsetzungskonzept gibt – aber noch keine Bereitschaft von Bund und Land, sich an der Finanzierung zu beteiligen.

Als Ergebnis, „das nicht übersehen werden kann“, bewertet Sozialpfarrer Dieter Heisig die Unterschriftensammlung – und bedankt sich im gleichen Atemzug bei allen Unterzeichnern. „Die Bürger haben deutlich gemacht, dass sie die Forderung des Gelsenkirchener Appells für richtig halten.“

Forderungen jetzt politisch umsetzen

Jetzt, so meint die Aktionsgruppe Steinbruch Demokratie – neben Dieter Heisig stehen Peter Rose, Paul Baumann und Georg Kentrup dahinter – sei die Zeit endlich reif, die Forderung auch politisch umzusetzen. „Weil besondere Probleme besondere Hilfe brauchen,“ so Heisig.

Er erinnert in diesem Zusammenhang daran, dass alle Parteien den Gelsenkirchener Appell unterstützt haben. Es dürfe aber nicht bei einem Lippenbekenntnis bleiben. Damit spricht der Pfarrer besonders die drei Bundestagsabgeordneten Joachim Poß (SPD), Oliver Wittke (CDU) und Irene Mihalic (Grüne) an. Erste Adresse vor Ort sei indes der Ausschuss für Soziales und Arbeit (ASA), der am kommenden Freitag, 22. November, um 14 Uhr im Hans-Sachs-Haus tagt.

Die Tafel-Kunden haben längst resigniert

Paul Baumann, der Initiator des „Steinbruchs Demokratie“ hadert mit dem System, das für Langzeitarbeitslose „die reine Folter sei“. Und fragt sich: „Was machen wir eigentlich mit den Menschen, die seit Jahren keine Arbeit haben, dafür aber Zeit und Ideen? Die sind glücklos draußen. Das kann doch nicht sein, dass Wert sich daran bemisst, ob die Wirtschaft einem Arbeit anbietet.“ Mit Blick auf die Unterschriftenaktion berichtet er von seinen Versuchen, bei der Tafel zu sammeln. Vergeblich: „Die Menschen haben resigniert.“

Geregelte Beschäftigung und Verdienst, von dem man leben kann

Peter Rose ist des Begriffs Qualifizierung überdrüssig. „Die Leute brauchen eine geregelte Beschäftigung und einen Verdienst, von dem sie leben können“, fordert er. Und setzt nach: „Wenn wir wollen, dass Arbeit wieder Sinn stiftend ist, dann müssen wir Arbeit schaffen!“ Dieter Heisig sagt es mit anderen Worten: „Wenn Arbeitslosen jahrelang das ideologische Gift eingeträufelt wird: ,Du bist nicht qualifiziert genug’, ist das nieder schmetternd.“

Sicher, das Quartett hätte sich vielleicht noch mehr Unterschriften gewünscht. Georg Kentrup sieht’s positiv: „Ich glaube, dass es uns durchaus gelungen ist, den Kessel mehr unter Dampf zu setzen.“