Gelsenkirchen.

Sie war Schulsprecherin, hat einen Lehrer-Eltern-Schüler-Vertrag ins Leben gerufen und kümmert sich nebenbei um Hausaufgabenhilfe und bedürftige alte Menschen. Jetzt hat Nihal Akkya die Schule gewechselt und könnte sich auf die faule Haut legen.

Doch davon ist die 16-Jährige weit entfernt. Sie will sich weiter engagieren und dafür wurde sie vom Land NRW als einzige Schülerin aus Gelsenkirchen mit dem Start-Stipendium ausgezeichnet.

Ein Jahr lang wird sie unterstützt

Wenn Nihal Akkya erzählt, weiß sie gar nicht, wo sie mit ihrem Engagement anfangen soll. „In der achten Klasse wurde ich auf meiner alten Schule, der Erich-Kästner-Realschule in Gladbeck, zu stellvertretenden Schulsprecherin gewählt.“ Es folgten viele Jahre als Schulsprecherin, als Stimme in der Bezirksschulvertreterin im Schülerparlament und als Ansprechpartnerin für persönliche Probleme der Schüler. „Mir ist es immer wichtig, dass Schüler, Eltern und Lehrer gemeinsam am Konzept der Schule arbeiten. Und dafür habe ich mich eingesetzt“, so die Gelsenkirchenerin.

Als sie eines Tages im Sekretariat ihren Schulleiter trifft, machte er sie auf das Start-Stipendium aufmerksam. „Ich kannte das Programm vorher nicht, aber irgendwie passte es auf meine Person. Also habe ich mich beworben und mich von Bewerbungsrunde zur Bewerbungsrunde durchgeschlagen.“

Am Ende erhielt Nihal als eine von 56 engagierten Schülern aus NRW mit Migrationshintergrund das Stipendium. Ein Jahr lang wird sie nun finanziell und ideell unterstützt. „Wir haben einen Drucker und einen Laptop geschenkt bekommen und erhalten zusätzlich Bildungsgeld.“ Dass die Stipendiaten auch an Bildungsseminaren teilnehmen können, findet Nihal besonders gut: „Ich bin nicht schlecht in der Schule, aber ich lerne weiter dazu und kann mein Wissen weitergeben. Außerdem knüpfe ich Kontakte zu Leuten, die so sind, wie ich.“

Nihals steht zwischen zwei Kulturen

Nihals Eltern kamen als Jugendliche nach Deutschland, sind der türkischen Tradition weiterhin verpflichtet. Die Schülerin muss mit Vorurteilen zurecht kommen und steht zwischen zwei Kulturen. „Ich versuche zu vermitteln. Ich lade meine deutschen Freunde zu türkischen Festen ein und bastel mit meiner kleinen Schwester Weihnachtsdekorationen.“ Was für den selbstbewussten Teenager selbstverständlich ist, wurde von der Start-Stiftung als besondere Leistung herausgehoben. Nihals Eltern sprechen schlecht Deutsch. Dass die Schülerin beispielsweise bei Arztbesuchen vermittelt, ist für sie alltäglich. Genauso wie die Tatsache, dass sie sich mit älteren Menschen trifft, damit sie eine Abwechslung vom Alltag bekommen.

Nach den Sommerferien wechselte Nihal zur Gesamtschule Buer-Mitte. Hier musste sie sich neu orientieren. Doch ganz mit ihrem Engagement aufhören, möchte die Schülerin nicht. „Ich bin bereits Kurs- und Stufensprecherin und möchte weiterarbeiten. Dafür suche ich zurzeit neue Aufgaben. Denn einfach rumsitzen und die Zeit verstreichen lassen – das kann ich nicht.“