Gelsenkirchen. .
Er hat zu Hause ein „Dooferl-Regal“, er rät, nie Bücher zu kaufen, auf deren Titelbild der Autor prangt und er hat so wunderbare Zitate dabei wie dieses von Oliver Kahn: „Die Trennung von meiner Frau hatte nichts mit ihrer Person zu tun“, schreibt der Ex-Nationaltorwart in seinen Memoiren.
Ein gefühltes Regalbrett mit Büchern brachte ARD-Buchexperte Denis Scheck (49) in das Hans-Sachs-Haus mit. Ja, er hatte sogar Bücher, die er für besonders misslungen hält, mit nach Gelsenkirchen geschleppt. Einige landeten – wie in seiner Fernsehsendung „druckfrisch“ – „in der Tonne“.
„Das ist ein Martyrium“
„Zu Gast bei prominenten Hunden“ etwa, in dem es um „prominente Tölen geht, etwa den Hund von einem Christian Wuff“, kommentiert er. Oder Ruth Maria Kubitscheks „Anmutig älter werden“. „Das ist ein Martyrium“, ätzt er.
Solcher Kommentare wegen sind die 130 Zuhörer trotz Nieselregens zu den Gelsenkirchener Tagen der populären Literatur gekommen, das das „aktuelle forum“ (af) zur Ehrrettung der Populärliteratur zum zweiten Mal organisiert hat. Dabei gibt Scheck zur Eröffnung den „prominentesten Gast“ (Hans Frey, Vorsitzender des af) ab und den Zuhörern wertvolle Tipps – etwa dazu, wie man sich in dem Bücherdschungel von jährlich 18.000 bis 20.000 Neuerscheinungen zurecht finden kann. Er warnt vor seiner Ansicht nach besonders schlechten Büchern, etwa „Das Ungeheuer“ von Terézia Mora, die in diesem Jahr den Deutschen Buchpreis bekommen.
„Mit dem Buch kann man Kinder quälen“, sagt Scheck. Oder die 2012 meist verkaufte Romantrilogie „Shades of Grey“ von E. L. James, die er auf das „frühe Neolithikum“ datiert. „Ich bekomme von ARD und ZDF ein fürstliches Gehalt, aber niemand kann mir soviel zahlen, dass ich Band zwei und drei lese.“ Lob ernten hingegen J.R.R. Tolkien, Agatha Christie und die Büchnerpreisträgerin Sibylle Lewitscharoff. Autoren, die „mit der Sprache arbeiten“. Besonders gelungene Sätze zu lesen vergleicht der Literaturkritiker mit „Schiffschaukelfahren“.
„Ihr Kind ist hässlich“
Dass Scheck bei Autoren nicht beliebt ist, weiß, wer je zu später Stunde die Sendung „druckfrisch“ gesehen hat. „Ich werde nie den Mitarbeiter-des-Monats-Preis in einem Literaturbetrieb bekommen“, räumt er trocken ein und beschreibt seine Kritiker-Aufgabe so: „Das ist, als würden sie sich in einem Park über einen Kinderwagen beugen und der Mutter sagen: Ihr Kind ist aber hässlich.“
Wer mit Büchern zwei Stunden unterhalten kann, ohne eine Minute Langeweile aufkommen zu lassen, ist ein geborener Entertainer.