Gelsenkirchen. Der Gelsenkirchener Karl-Heinz Gajewsky wird mit dem Literaturpreis Ruhr ausgezeichnet. Den mit 10.000 Euro dotierten Preis bekommt er für seine Sammlung von Originaltönen aus der Ruhrgebiets-Literatur. Diese hat er digitalisiert und ins Internet gestellt. Bislang ist die Idee einzigartig.

Er ist ein Jäger und Sammler. Allerdings nicht von Briefmarken und Bierdeckeln, sondern von Literatur. Karl-Heinz Gajewsky sammelt mit Leidenschaft Originaltöne aus der Literatur des Ruhrgebiets, digitalisiert sie und stellt sie ins Internet.

Dafür bekommt er jetzt den mit 10.000 Euro dotierten Literaturpreis Ruhr. Diese Nachricht erreichte den Gelsenkirchener in London: „Schön, dass meine umfangreiche Arbeit in dieser Form gewürdigt wird.“

Der 61-jährige gebürtige Dortmunder kreierte die Internetplattform „Reviercast“, um Texte, Töne und Videos rund um die Literatur aus dem Revier festzuhalten. Eine Idee für ein gigantisches Schallarchiv, das der Gelsenkirchener für das Kulturhauptstadtprojekt „Ruhr.2010“ einreichte, allerdings ohne Erfolg. Stattdessen nun die Honorierung seiner Idee durch den Regionalverband Ruhr. Der gab seine Entscheidung am gestrigen Dienstag in Essen bekannt.

Liebe zur Revierliteratur

Der Preis wird in diesem Jahr zum 28. Mal verliehen. Zu den prominenten Preisträgern zählen unter anderem Brigitte Kronauer, Frank Goosen und Fritz Eckenga.

Karl-Heinz Gajewsky hatte als Erster und bislang Einziger die Idee, ein Schallarchiv der Revier-Literatur zu erstellen. Der RVR würdigt sowohl diese außergewöhnliche Idee als auch die aufwendige Umsetzung.

Der Gelsenkirchener Literaturfreund setzt dieses Projekt seit 2007 aus eigenem Antrieb und mit eigenen Mitteln akribisch in die Tat um. Gajewsky hat sich schon nach wenigen Jahren mit seiner Internet-Seite als Bild- und Ton-Archivar um die Ruhrgebiets-Literatur verdient gemacht.

Unwiederbringliche Revier-Literatur

In der Begründung des RVR heißt es: „Die Aufnahmen, die Karl-Heinz Gajewsky innerhalb der letzten sechs Jahre erstellt hat, bewahren eine Seite der Revier-Literatur, die ansonsten unwiederbringlich zu vergehen droht. Von den 500 hochwertigen Hör- und Videobeiträgen, die er bislang produziert hat, sind bereits 400 im Internet veröffentlicht.“

Dabei geht es um die Ruhr-Literaturszene der Gegenwart und der Vergangenheit. So hat Gajewsky für den Landschaftsverband Westfalen-Lippe und das Fritz-Hüser-Institut historische Aufnahmen digitalisiert und den audio-visuellen Vorlass von Hugo Ernst Käufer und Kurt Küther restauriert: „Der Literaturpreis Ruhr soll das außerordentliche Engagement von Karl-Heinz Gajewsky und die Ergebnisse seiner schier unermüdlichen Arbeit würdigen.“ Das Preisgeld, sagte Gajewsky gestern zur WAZ, soll dem Projekt zugute kommen und „einigen Vorsorgemaßnahmen“.