Gelsenkirchen. . Das Projekt „Waldwärts“ lockt Kinder und Jugendliche hinaus in die Natur und führt sie mit allen Sinnen an ihre Umwelt heran. Hier in Gelsenkirchen lernen die Kinder spielerisch Tiere, Pflanzen und das Wetter kennen
„Waldwärts“ heißt ein neues Projekt im Industriewald Rheinelbe, bei dem der Wald als Lern- und Erlebnisraum mit der pädagogischen Aufgabe von Kindertagesstätten, Kindergärten und Schulen verknüpft wird. Ob motorische, soziale oder kognitive Entwicklungen – die Kinder sollen von der natürlichen Umgebung des Waldes profitieren.
Und die Aussichten sind bestens: Dass der Wald den Kindern gut tut, zeigt die Auswertung erster wissenschaftlicher Untersuchungen. Anlässlich eines Forschungsprojekts der Bergischen Universität Wuppertal wurden über einen Zeitraum von zwei Jahren Motoriktests mit Kindern zwischen vier und sechs Jahren gemacht. „Die Ergebnisse zeigen, dass Kinder mit Walderfahrung bis zu doppelt so hohe Leistungswerte erreichten“, berichtet Professor Dr. Andreas Keil von der Bergischen Universität Wuppertal.
Indianertreppe und Löwensteine
Die Kita Leithestraße hat den Wald längst als „Naturheilmittel“ für bessere Motorik, mehr Konzentrationsvermögen und gesteigertes Sozialverhalten entdeckt. Seit zwölf Jahren zieht es die Leiterin Sigrid Brusinski und ihr Team samt Kinder in den Industriewald Rheinelbe und zum zuständigen Förster Oliver Balke nebst Hündin Ayka. Begonnen hatte man mit den Vorschulkindern, dann hat man auch die Kleineren mit in die Natur genommen. „Eine Woche lang im Monat verbringen wir den Vormittag im Wald“, erklärt Sigrid Brusinski.
Mit ihren Erziehern steuern die Kinder unterschiedliche Orte im Wald an: die beiden Teiche, den zum Waldwagen umgebauten Bauwagen inklusive Bienenstöcken, den Rutschberg (der fördert in erster Linie die Grob- und Feinmotorik), die Indianertreppe, den Märchenwald und den Prinzessinnenturm. „Im Wald ist das Spiel das Entscheidende“, sagt Brusinski. So werden etwa an den „Löwensteinen“ Rollenspiel praktiziert. „Einfach machen lassen“ sei das Stichwort. Die Aufenthalte im Industriewald folgen keinen Lehrplänen. „Das Erlebte wird dann in der Kita aufgearbeitet“, sagt die Leiterin der Einrichtung an der Leithestraße. Dann würden etwa Fragen wie „Wie entwickelt sich ein Frosch?“ oder „Was machen Bienen im Winter?“ beantwortet. Es gehe um Bäume und Tiere, aber auch um Sachen wie Schnee. Bislang nehmen neben der Kita Leithestraße die Glückaufgrundschule und die Gesamtschule Ückendorf am Projekt „Waldwärts“ teil. Denn nicht nur Kita- und Grundschulkinder, auch Kinder aus weiterführenden Schulen bis hin zum Abitur sollen in der Natur lernen. Sowohl Sigrid Brusinski als auch Werner Rybarski vom Agenda21-Büro sind sicher: „Weitere Kitas und Schulen werden folgen.“
Wichtige Kooperationspartner
„Waldwärts“ ist ein Kooperationsprojekt und baut auf dem Netzwerk der Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) in Gelsenkirchen auf.
Die gleichberechtigten Partner wirken seit Jahren im Entwicklungsprozess mit. Mit dabei sind der Landesbetrieb Wald und Holz NRW mit der Forststation Rheinelbe, die Stadt Gelsenkirchen mit den Referaten Außerschulische Bildung, Erziehung und Bildung, GeKita, Agenda21-Büro, NRW-Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz, das Ministerium für Schule und Weiterbildung, die städtische Kita Leithestraße, Glückaufgrundschule, die Gesamtschule Ückendorf, die Bergische Universität Wuppertal und das Medienbüro Godau Media.
Das Projekt stellten vor: Reinhart Hassel (Leiter Regionalforstamt Ruhrgebiet des Landesbetriebes Wald und Holz), Manfred Beck (Vorstand für Kultur, Bildung, Jugend, Sport und Integration der Stadt Gelsenkirchen), Johannes Remmel (NRW-Minister für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz), Andreas Keil (Professor im Fachbereich Geografie und ihre Didaktik mit Schwerpunkt Sozialgeografie an der Bergischen Universität Wuppertal), Werner Rybarski (Agenda21-Büro) und Sigrid Brusinski (Leiterin Kita Leithestraße).