Essen/Gelsenkirchen. Im Kampf gegen den Faule-Eier-Gestank der „Köttelbecke“ pumpt die Emschergenossenschaft als Reaktion auf Anwohner-Beschwerden nun doppelt so viel Sauerstoff in die Emscher wie normalerweise. Warum deshalb Anrainer zwischen Essen und Dinslaken aufatmen können.

Die Anrainer der „Köttelbecke“ haben die Nase seit Wochen gestrichen voll: Dass die Emscher wie lange nicht mehr nach faulen Eiern müffelt, haben auch viele Menschen im Essener Norden der Emschergenossenschaft geklagt. Und deren Sprecher Ilias Abawi hat ihnen vorige Woche, wie berichtet, erklärt, warum der extrem niedrige Wasserstand die Hauptursache für den Schwefelwasserstoffgeruch ist: „Je weniger Wasser, desto höher der stinkende Feststoffanteil.“

Geregnet hat es seither nicht, und der Wasserwirtschaftsverband hat auch nichts an seiner Haltung geändert: Nur weil es (vielen) stinkt, leitet er noch lange kein sauberes ins schmutzige Wasser. Dennoch können Anwohner, Spaziergänger und Autofahrer jetzt aufatmen: Der Verband pumpt im Kampf gegen den schlechten Atem der Emscher ab sofort doppelt so viel Sauerstoff in die Emscher wie sonst.

Und das geht so: Über propellerartige Kreisel pumpen drei in Gelsenkirchen stationierte „Sauerstoff-Flöße“ jeweils 300 Normkubikmeter O2 pro Stunde in die „Kloake des Ruhrgebietes“. Von 12 Uhr mittags bis 4 Uhr nachts garantieren die jahrzehntealten Maschinen die Zufuhr reinen Sauerstoffs.

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Von der dadurch ausgelösten chemischen Reaktion profitieren laut Abawi alle Emscher-Anrainer am Unterlauf von Essen bis Dinslaken: Der Anteil stinkender Schwefelwasserstoffe, die bei der der Zersetzung der eingeleiteten Fäkalien entstehen, sinkt. „Im Wasser und direkt über der Wasseroberfläche“, so Abawi: „So können wir die Geruchsbelästigung mindern, aber nicht komplett beseitigen.“

Welche Zusatzkosten durch die „Operation Emscherduft“ entstehen, kann er aktuell noch nicht beziffern. Das hängt auch davon ab, wann die Emscher wieder in Fluss kommt.

Dass die „Köttelbecke“ stinkt, haben Mitarbeiter der Emschergenossenschaft übrigens nicht nur selbst gerochen, sondern auch gemessen: Den Gestank können sie aus dem Sauerstoffgehalt der Luft ableiten. Dieser ist wie der Wasserstand – noch – sehr gering.

Während die Betroffenen auf Regen hoffen, erinnert Abawi an die stinkende alte Zeit, als das Emscherwasser noch nicht durch drei moderne Kläranlagen floss: In den 80er- und 90er-Jahren habe die Emscher noch viel penetranter zum Himmel gestunken.