Gelsenkirchen.

Nevra (8) und Abdullah (8) haben eine Hand in die Hüfte gestemmt, mit der anderen gestikulieren sie, um ihre Worte im Gespräch mit Oberbürgermeister Frank Baranowski zu unterstreichen. Sie erzählen von ihrer Schule, ihren Wohnungen und was sie in den Ferien so alles gemacht haben. Dabei haben sie den OB fest im Blick. Kein Stammeln oder Stottern, die Geschichten über ihre Erlebnisse sprudeln ihnen regelrecht aus dem Mund. Kein Zweifel, die Sprachfördercamps der Stadt sind nicht nur eine Ferienaktion, sondern helfen Kindern nachhaltig in der Schule und im Umgang mit anderen.

Das Referat Erziehung und Bildung veranstaltet zum zehnten Mal Sprachfördercamps für Grundschulkinder mit einer Zuwanderungsgeschichte. Wurde am Anfang im Jahr 2004 auch Skepsis laut, ist das Angebot heute gefragter denn je. 165 Kinder aus 23 Grundschulen und deren Eltern nehmen an dem zweiwöchigen Projekt (Kosten 160.000 Euro) teil, das mittlerweile in die Regelförderung des Landesjugendamtes aufgenommen worden ist. „Die Nachfrage ist aber deutlich höher als das Angebot“, sagt Jugendamtsleiter Alfons Wissmann. Ausgesucht werden die Kinder von den jeweiligen Grundschulen.

Zuwanderungszahlen steigen

An drei verschiedenen Standorten begeben sich die Kinder auf ihre Sprachreise. Im Theater „Consol“ wird Sprache über die Schauspielerei vermittelt. Auf dem Ziegenmichelhof dreht sich alles um Tiere, Umwelt und Natur und um eine Zeitreise in die Vergangenheit. Auf dem Hof Holz ist ein großes Zirkuszelt aufgebaut, in dem Kinder und Eltern mit Artistik und Zauberei Sprachfähigkeiten ausbauen. Am Samstag, 31. August, 14 Uhr auf dem Hof Holz in Beckhausen, zeigen alle drei Gruppen, was sie gelernt haben.

Diese Art und Weise der Sprachförderung soll weiterhin gefördert werden. Wissmann: „Das ist sehr gut angelegtes Geld. Auch vor dem Hintergrund des zu erwartenden Zuzug aus Bulgarien und Rumänien im kommenden Jahr. „Wir gehen davon aus, dass die Zuwanderungszahlen aus den beiden Ländern steigen wird. Sprachförderung ist für Eltern und Kinder ein gutes mittel zur Eingliederung.“

Für Abdullah und Nevra spielten gestern diese Dinge keine Rolle. Sie essen gerne Eis, ließ vor allem Abdullah den Oberbürgermeister wissen. Der hatte das offenbar schon geahnt und bei seinem Besuch gleich einen Eiswagen mitgebracht, der im Nu von den Kindern belagert wurde.