Gelsenkirchen. . Zum Tag der Zahngesundheit im Wissenschaftspark in Gelsenkirchen erleben Kinder spielerisch, wie sie ihre Zähne vor Fäulnis und Schmerzen schützen können. Gesundheitstag wurde um drei weitere Tage erweitert. Vormittags haben Schulen und Kindergärten den Vortritt, danach ist jedermann willkommen.
Das Phänomen der ungleichen Kariesverteilung ist ein bundesweites und zeigt, dass Kinder aus bildungsfernen Schichten sowie mit Migrationshintergrund oft von Karies betroffen sind. Auch Gelsenkirchen bildet da keine Ausnahme. „In einigen Sozialräumen bedürfen rund 60 % der Gebisse von sechs- bis siebenjährigen Grundschulkindern einer Behandlung“, sagt Dagmar Eckart von der Koordinierungsstelle kommunale Prävention. Im Schnitt liege die Quote bei 40 %. Die Zahlen hat der Zahnmedizinische Dienst jüngst erhoben. „Ziel des ‘Aktionsbündnisses Kein Kind zurücklassen’ ist es, die Quote bis 2020 auf 20 % zu drücken“, so Eckart weiter.
Schaurig-schön unter Schwarzlicht
Es ist ein stetes Kommen und Gehen, begleitet von aufgeregtem Kirchern, staunenden Ahs und Ohs – viel gibt es im gläsernen Foyer zu erfahren und zu erleben. Zu allererst einmal wäre da der geheimnisvolle Kariestunnel, in dem die Kinder den zerstörerischen Belag auf ihren Beißerchen in Augenschein nehmen können. Unter Schwarzlicht leuchtet der ach so schaurig-schön! Aber da weiß Merve Kodamann vom Eduard-Spranger-Berufskolleg Abhilfe. Sie zeigt den Mädchen und Jungen an einem Riesen-Gebiss, wie die Zahnbürste richtig eingesetzt jeden Dreck aus dem Weg räumt – live an einem Putzbecken. Den richtigen Dreh muss man tatsächlich üben – quasi wie beim Fußball. Wer Zahn und Lücken nicht richtig trifft mit den Borsten, dem droht an der Stelle ein übles „Foul“, sprich Fäulnis – und Schmerzen.
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Gegenüber überrascht Kathrin Radeck am Stand von Gelsensport und Familienförderung die I-Dötze mit einem Zucker-Ratespiel. Allerlei Leckeres steht da auf dem Tisch, hübsch in Reihe aufgebaut und gesund soll es obendrein noch sein – das sagt zumindest die (Fernseh-)Werbung. Doch so manches Kreuzchen wird an der falschen Stelle gemacht und die Augen der Besucher werden groß. „Wenn die Kinder sehen, dass 18 Stücke Würfelzucker in einem halben Liter Hohes C stecken oder acht in einer Portion Müsli“, sagt die junge Frau, „dann ist der Schock groß“. Und der Griff zur Zahnbürste bald vielleicht mehr eine lockere Selbstverständlichkeit denn lästige Qual.
Kassen zahlen Zahnvorsorge
Darauf hofft Dr. Dagwin Lauer, der zweite Vorsitzende des Arbeitskreises Zahngesundheit in Gelsenkirchen. „Wir könnten noch mehr erreichen“, sagt der Zahnarzt.
„Wenn nur mehr Eltern wüssten, dass die Krankenkassen zweimal im Jahr für Kinder zwischen sechs und 18 Jahren die Untersuchung und Prophylaxe kostenlos übernehmen.“