Essen. . Die Welt der Zahncremes ist überraschend vielfältig. Von Chili- über Wacholder- bis Schokoaroma ist alles dabei. Manche Pasten gibt es sogar mit Gold- und Diamantenextrakt. Worauf es wirklich ankommt, ist der Wirkstoff. Zudem zeigen Studien: Gute Pflege muss nicht teuer sein.
Nichts ist mehr einfach. Die Qual der Wahl gehört zu den Luxusproblemen unseres Alltags und erstreckt sich über alle Felder. Vorbei sind damit auch die Zeiten, in denen ein „Bring mal Zahnpasta mit“ ausgereicht hätte. Nein, so einfach ist das nicht mehr. Soll Fluorid oder Hydroxylapadit drin sein? Für weiße Zähne oder frischen Atem? Und neuerdings auch: Mit Rosé-Sekt- oder Chili-Geschmack?
Fluorid – das A und O?
95 Prozent aller in Deutschland verkauften Zahncremes sind Stiftung Warentest zufolge fluoridhaltig. Zahlreiche Zahnmediziner betonen die Wichtigkeit der Salze in unseren Zahncremes. Viele Studien belegen: Fluorid schützt den Zahnschmelz vor Karies. „Besonders gegen Säuren hat sich Fluorid als sehr widerstandsfähig erwiesen“, sagt Dr. Uwe Blonck, Oberarzt im CharitéCentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde in Berlin.
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Kritiker bemängeln hingegen, dass Fluoride zumindest in hoher Dosis giftig seien. Bei einer Überdosierung kann es zu einer auch für Zähne schädlichen Fluorose kommen. Dieses Risiko sehen die meisten Zahnmediziner aber nicht. „Da sich aber schon in unserem Trinkwasser Fluoride befinden, sollte besonders bei Kindern auf einen niedrigeren Fluoridgehalt geachtet werden“, rät Professor Peter Jöhren von der Zahnklinik Bochum. In Kinderzahncremes genüge eine Konzentration von 500 ppm (parts per million), bei Erwachsenen seien es 1000.
Wie gut sind Alternativen?
Als Alternative zu Fluorid wird in naturkosmetischen Produkten etwa Hydroxylapatit als Ersatzwirkstoff eingesetzt. Der Stoff ist der Hauptbestandteil unseres Zahnschmelzes. Charité-Arzt Uwe Blonck erkennt einen Trend zu Fluoridalternativen: „Was fehlt, sind allerdings die Wirkungsnachweise.“ Er empfiehlt, einen ausreichend erforschten Wirkstoff wie Fluorid zunächst vorzuziehen, „solange über die Wirkung von Alternativen wie Hydroxylapatit noch nicht genug bekannt ist“. Dennoch wird Fluoridskeptikern auch in Deutschland schon eine breite Palette fluoridfreier Zahncremes angeboten.
Gut muss nicht teuer sein
20 Zahncremes hat Stiftung Warentest im Frühjahr getestet. Vor allem auf den Fluoridgehalt wurde bei der Studie geachtet – wurde auf Fluorid verzichtet, gab es deshalb ein „mangelhaft". Das Ergebnis: Gleich fünf Zahncremes erreichten die Bestnote „sehr gut“, darunter auch sehr günstige Produkte: An die Spitze hat es Dentalux von Lidl geschafft (1,4), die rund 31 Cent pro 100 ml kostet. Verfärbungen entferne sie dank besonders starkem Abrieb messbar gut, so die Begründung.
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Bei freiliegenden Zahnhälsen etwa wird allerdings von Zahncremes mit hohem Abrieb abgeraten. Ebenfalls sehr gute Noten erhielten zudem Cremes mit mittlerem Abrieb: etwa Perlodent von Rossmann (1,5), bei der 100 ml 32 Cent kosten. Mit „mangelhaft“ wurden mangels Fluorid etwa Neutral Zahngel von Lavera sowie die Dental med Zahncreme Myrrhe von Sante bewertet.
Aromen – Speck bis Chili
Kay Link ist Zahnpasta-Fan und -verkäufer. Bevor er sich auf die Cremes spezialisierte, war er lange in einer Zahnklinik tätig und beklagt: „Die Zahnpasta hat ein Putzmittel-Image.“ Dabei sei es mit ihr ähnlich wie mit Parfüms. „Sie kommt mit verschiedenen Aromen und Wirkstoffen.“ In seinem „Smilestore In“ an der Girardetstraße in Essen vertreibt er Zahncremes mit Chili-, Magnolien- oder Wacholdergeschmack. Rund 4 bis 9 Euro kosten die ausgefallenen Zahncremes. Ein Produkt enthält sogar Gold- und Diamantenextrakt, das Aroma: Rosé-Sekt. Klar, dass das Internet da noch einen drauf setzt. Neben Schokoaromen werden Kuriositäten wie Bacon-, also Speckaroma-Zahnpasta vertrieben. Auch Cupcake-Zahncremes gibt es online zu kaufen.