Gelsenkirchen. . Dienstagabend sprach Sozialdezernentin Karin Welge vor rund 60 Leuten, die zur Sitzung des Präventonsrates Rotthausen gekommen waren. In der zum Teil hitzigen Diskussion ging es um Zuwanderung aus Südost-Europa und Probleme, die die Menschen im Stadtteil beklagen

Vor einer Woche Ückendorf, Dienstagabend Rotthausen: Sozialdezernentin Karin Welge stellte sich in der Sitzung des Präventionsrats den Fragen der Menschen zu einem, wie sie sagte, „ernsten Thema“: Zuwanderung aus Südost-Europa. Rund 60 Leute waren in die Schule Am Dahlbusch gekommen. Mit Wut, mit Ängsten, aber auch mit Verständnis für die Zuwanderer.

Karin Welge klärte zunächst einen Irrtum auf: „Wir können die Menschen aus Bulgarien und Rumänien nicht ausweisen. Und wir bringen auch niemanden unter.“ Sie machte deutlich, dass Gelsenkirchen wie auch andere Städte die Konsequenzen der 2007 beschlossenen EU-Osterweiterung zu tragen hätte. Weil man es eben überwiegend mit einer Armutswanderung zu tun hätte.

Containerbau ist ein Gerücht

In Rotthausen hat sich allerdings Unmut angestaut. Über Müll, Lärmbelästigung durch das Außenleben der neuen Nachbarn, durch gefühlt steigende Kriminalität. Guter Nährboden für ein sich beharrlich haltendes Gerücht, dass Karin Welge gestern Abend selbst ansprach: „Ich dementiere ausdrücklich, dass die Stadt hier Container baut, um darin Zuwanderer unterzubringen.“

Gernot Samsel, Leiter der gastgebenden Hauptschule, sprach ein anderes Problem an: zu große Förderklassen an seiner Schule. „Wir haben über 60 neue Kinder aufgenommen.“ Kinder aus zumeist armseligen Verhältnissen, mit „großen, wissbegierigen Augen“, die sehr wohl bereit seien, zu lernen. Er betonte, alle Schulen müssten Fördergruppen einrichten, damit nicht an einigen wenigen bald mehr Förder- als Regelklassen vorhanden seien. So funktioniere Integration nicht.

In zum Teil emotionalen Wortbeiträgen wurden Probleme wie das Haus Saarbrücker Straße 2 angesprochen. In dem Haus mit einer ausgebrannten Wohnung seien die Fenster zunächst mit Folien, inzwischen mit Brettern verkleidet. „Da lebt eine Familie mit zehn Kindern!“ Eine Anwohnerin der Straße erzählte, sie habe sich eine neue Wohnung gesucht. Angesprochen wurden unter anderem die Zustände an der Schonnebecker Straße. Dort, so mutmaßte jemand, solle sogar ein Bordell existieren.

Die beiden Präventionsrats-Vorsitzenden Max Brandt und Henning Voß mussten mehrfach Ruhe in die Diskussion bringen. Und die Sozialdezernentin immer wieder erklären, wie die Stadt mit der Situation umzugehen gedenkt. „Unser Job ist, die Menschen zu integrieren.“ Dass der Ist-Zustand für die Bürger noch unbefriedigend ist, ließ sie auch erkennen. „Ich kann verstehen, dass sie sauer sind.“

Leer stehende Häuser werden zum Problem

Der freie Wohnungsmarkt ist ein Problem der Lebensverhältnisse von Bulgaren und Rumänen. „Gelsenkirchen ist nicht Boom-Town“, sagte Karin Welge. Hier stünden Wohnungen leer. Es gebe Infokanäle womöglich bis in die Herkunftsländer, dass hier Raum genug sei.

Nur über Informationen könne die Polizei agieren, hieß es Dienstagabend immer wieder. Anruf genügt: 365-2222.