Gelsenkirchen. Bei einer Schlagwetterexplosion starben am 23. August 1943 auf der Zeche Dahlbusch 34 Bergleute. Es war die erste von drei großen Katastrophen. Der Heimatbund Gelsenkirchen veranstaltet eine Gedenkfeier.

Drei große Grubenunglücke gab es auf der Zeche Dahlbusch. 1950 ließen 42 Bergleute ihr Leben unter Tage, 1955 wurden im Bergwerk in Rotthausen gar 78 Tote gezählt. Das erste große Unglück auf Dahlbusch passierte davor, nämlich am 23. August 1943. Und weil damals der 2. Weltkrieg tobte, sind die 34 Toten und 12 Verletzten in der Geschichtsschreibung beinahe untergegangen. Aber nicht für den Heimatbund Gelsenkirchen. Der veranstaltet am Samstag, 24. August, um 11 Uhr auf dem Friedhof Rotthausen eine Gedenkfeier für die Opfer des Unglücks.

„Die Aktenlage ist recht mager“

Karlheinz Rabas, Kassierer beim Heimatbund, überschüttet einen sonst immer mit Informationen zu Dahlbuschs Geschichte. Nicht so bei dieser historischen Katastrophe. „Die Aktenlage ist recht mager“, so Rabas. „Das Unglück passierte mitten im 2. Weltkrieg, da war jeden Tag Bombenalarm.“ Die Gelsenkirchener hatten andere Sorgen als die akribische Aufarbeitung dieses Unglücks. Dass es vor beinahe 70 Jahren trotz der fallenden Bomben und einstürzenden Häuser einen Trauerzug für die toten deutschen Dahlbusch-Bergleute gegeben hat, verwundert den Heimatbund-Kassierer. Einzig in der Gelsenkirchener Zeitung vom 31. August 1943 fand er einen kleinen Bericht darüber.

Und das war passiert: Kurz nach 18 Uhr ereignete sich auf der Zeche Dahlbusch eine Schlagwetterexplosion, bei der 15 deutsche und 19 ausländische Arbeitskräfte – bis auf einen Italiener allesamt Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter – den Tod fanden. Aus einer Akte im Landesarchiv Münster geht hervor, dass die „Schießarbeiten“ – schießen bedeutet in der Bergmann-Sprache sprengen – im „Vortrieb der ausziehenden Strecke des Abbaubetriebes im Flöz Albert 1, Ostfeld“ durchgeführt wurden.

„Es muss zwischen der neunten und zehnten Sole passiert sein“, vermutet Rabas. Einer anderen Akte ist zu entnehmen, dass bei der Schießarbeit „Wetter-Nobelit B und Momentzünder“ verwendet wurden und vielleicht ein Funke an einer blanken Schießleitung die Explosion ausgelöst hat.

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Während die deutschen Opfer am Denkmal auf Schacht 8 aufgebahrt wurden, bahrte man die ausländischen Opfer auf Schacht 6 auf. Die deutschen Toten wurden in Einzelgräbern am heutigen Denkmal auf dem Friedhof Rotthausen bestattet, die 17 russischen und ein polnischer Toter in einem Sammelgrab neben der Gedenkstätte. Deren Sterbeurkunden hat Karlheinz Rabas in einem Archiv gefunden. 1947 wurden die toten Zwangsarbeiter an den Ostfriedhof umgebettet – in der Nähe der dortigen Gedenksäule.