Gelsenkirchen. . Der Supportersclub lud zur historischen „Mythos Tour“ durch Schalke ein. Die regelmäßig stattfindende Tour ist eine Mischung aus Stadtteil-, Bergbau- und Clubgeschichte. Olivier Kruschinski, der den Stadtteil in- und auswendig kennt, gab wieder einmal den Fan-Führer.

Der Mythos vom Schalker Markt wurde gestern wieder von 60.000 Fans besungen. Wo er liegt, wissen nur Wenige. Auf den Spuren von Kuzorra und Co. machten sich vor dem Bundesligauftakt am Sonntag 25 treue Schalker. Olivier Kruschinski, der den Stadtteil in- und auswendig kennt, hatte zur Tour eingeladen. Für drei Stunden ließen sich die Neugierigen in die Zeit der Prachtstraßen und Wirtschaftswunderjahre versetzen.

„Nur wer der die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart verstehen“, macht Olivier Kruschinski die Idee hinter seinen Touren deutlich. Schon seit 13 Jahren führt Kruschinski, Spitzname Oli4, durch „seinen“ Stadtteil. Der Fußball habe sich in den letzten 20 Jahren rapide verändert. „Die Menschen sind aber noch die selben.“ Und genau diese menschlichen Geschichten bringt Oli4 den Besuchern, die am Sonntag gespannt an seinen Lippen hängen, näher.

Alles über den bekanntesten Stadtteil Deutschlands

„200 Meter von hier wurde Ernst Kuzorra geboren, in der Blumendelle“, zeigt Kruschinski an der St. Joseph-Kirche in Richtung Geburtsort des größten Schalkers aller Zeiten. Und immer wieder ist er zur Spüren: Der Geist, der an der Kurt-Schumacher-Straße, die damals noch Kaiserstraße hieß, einst wehte. „Das war eine Prachtstraße mit Villen der Großindustriellen und parkähnlichen Gärten“, weiß Oli4. „Man muss sich mal vorstellen, dass auf Consol früher täglich fast 10.000 Menschen eingefahren sind.“

Die „Mythos Tour“ ist eine Mischung aus Stadtteil-, Bergbau- und Clubgeschichte. „Die Essenz aus diesen Komponenten ist das, was den Verein heute ausmacht.“ Die Tour hat keine feste Route. Kruschinski hat 50 Punkte, die er je nach Interesse der Gruppe ansteuert. Am Sonntag ging es zu Fuß von der Joseph-Kirche zur Büste von Friedrich Grillo. Die Kampfbahn Glückauf gehörte aber genauso dazu wie ein frisches Pils auf der Schalker Meile oder der Besuch des Grabes von Ernst Kuzorra.

Der "bekannteste Stadtteil Deutschlands"

Die Fans erfuhren alles Wichtige über die Entstehung des „bekanntesten Stadtteils Deutschlands“, von den Anfängen der Industrialsierung und vom „Polacken und Proletenclub“ als der der Verein verschrien war. „95 Prozent der Bürger kamen nicht von hier wech“, gibt Oli4 im besten Ruhrpott-Deutsch zu verstehen. Er erinnert an den Zusammenhalt unter Tage, der den Verein bis heute präge. Kruschinski zeigt auch die dunklen Kapitel der Vereinsgeschichte. Die Stolpersteine, die an deportierte Juden erinnern, gehören dazu.

Das einstige Epizentrum des Vereins, der Schalker Markt, überrascht die Besucher mit seinem Dornröschenschlaf. „Da müsste die Stadt doch was machen“, sagt ein Teilnehmer. Das touristische Potenzial, das zeigt die Mythos Tour des Supporterclubs, ist groß. Sogar aus Sindelfingen reiste eine Familie an. Mit dem Bau der Berliner Brücke und dem Umzug ins Parkstadion, lebt der Mythos vom Schalker aber vor allem durch die überlieferten Geschichten. Oli4 kennt fast alle.