Gelsenkirchen. Bereits seit März läuft die Demontage der ehemaligen Schachtanlage Lippe in Gelsenkirchen, die im Dezember 2008 geschlossen wurde. Ein 300-Tonnen-Kran hebt zwei Siebe aus dem offenen Dach der früheren Kohlenwäsche. Die Maschinen gehören zu einem Paket von 21 technischen Anlagen, das nach China verkauft wurde.
Auch Großes kann an Kleinem scheitern und der Teufel steckt buchstäblich im Detail. Pünktlich um acht Uhr sollte gestern ein 300-Tonnen-Kran aus der Kohlenwäsche der ehemaligen Schachtanlage Lippe an der Egonstraße eine große Siebanlage heben und sanft zur Erde schweben lassen.
Doch ein Defekt an einem kleinen Schaltelement legte den Kranriesen lahm. Die Demontage der Kohlenwäsche wurde dadurch allerdings nur aufgeschoben und nicht aufgehoben. Gut zwei Stunden später wurde das 10 mal 2,5 mal 2,8 Meter große Teil in rund 50 Metern Höhe aus dem geöffneten Dach der Kohlenwäsche gehoben.
Erleichterung bei allen Beteiligten, schließlich sollte der reibungslose Ablauf der Schlusspunkt der schon seit März andauernden Demontage-Aktion werden. 18 Tonnen wog die Stahlkonstruktion, die der Kranführer an den Haken nahm, aus dem Inneren des Technik-Gebäudes hob, durch die Luft schwenkte und schließlich sanft auf einem Tieflader absetzte.
Der noch folgende zweite Präzisions-Kraftakt sorgte schließlich keine halbe Stunde später für den Schlusspunkt der Aktion. Beide Maschinen gehören zu dem Paket von 21 technischen Anlagen, die die „RAG Mining Solutions“ an einen chinesischen Kunden verkauft hat.
Keine genauen Informationen zur Zukunft des Areals
Das Unternehmen aus dem Reich der Mitte ist auf den Aufbau und den Betrieb von Kohle-Behandlungsanlagen, wie zum Beispiel die Kohlenwäsche des Bergwerks Lippe, spezialisiert. Der Verkauf, der im Auftrag der RAG Aktiengesellschaft stattfand, spülte dem Unternehmen einen Millionenbetrag in die Kasse. „Über die genaue Summe wurde mit den chinesischen Partnern Stillschweigen vereinbart“, begründet Volker Bremer, Pressesprecher der „RAG Mining Solutions“ die in diesem Punkt mangelnde Auskunftsfreudigkeit.
Dass man derzeit auch keine präzisen Informationen zur Zukunft des riesigen Areals der im Dezember 2008 geschlossenen Schachtanlage Lippe geben könne, liege aber schlicht und einfach daran, dass noch keine fertigen Pläne in der Schublade liegen. „Wir arbeiten zur Zeit an dem Abschluss-Betriebsplan, ABP, der nach jeder Zechenschließung aufgestellt wird.
Dazu gehört zum Beispiel das ,Rauben’ der Abbau noch verwertbarer Maschinen und Betriebsanlagen“, erklärt dazu Stephan Conrad, Pressesprecher der RAG Montan Immobilien GmbH. Bei so einem ABP gelte es auch, zum Beispiel den Denkmalschutz zu beachten, unter den der Wagenumlauf an Schacht 3 falle. Bevor das gesamte Gelände für neue Nutzungen aufbereitet sei, ginge noch einige Zeit ins Land. Geplant werde alles gemeinsam mit der Stadt.