Gelsenkirchen. Gelsenkirchen. Im Rahmen der Aktion „WAZ öffnet Pforten“ besichtigten Leser die Baustelle der Emschergenossenschaft für ein neues Pumpwerk an den Sutumer Brücken. Die gewaltige Pumpstation soll dazu beitragen, dass die Emscher ihr Dasein als „Köttelbecke“ beenden und wieder zu einem richtigen Fluss werden kann.

Es sieht so aus, als täte sich ein Schlund auf. 40 Meter tief haben sich Arbeiter samt schweren Gerät in den Boden gefressen. 40 Meter im Durchmesser breit ist die riesige, kreisrunde Röhre, die ein bisschen an einen Startplatz am Weltraumbahnhof in Guyana erinnert. Doch der Zweck ist eine erdige Angelegenheit. Die gewaltige Pumpstation an der Sutumer Brücke soll dazu beitragen, dass die Emscher ihr Dasein als „Köttelbecke“ beenden und wieder zu einem richtigen Fluss werden kann. 51 Millionen Euro investiert die Emschergenossenschaft in Gelsenkirchens tiefste Baustelle.

Die WAZ-Leser, die bei der Aktion „WAZ öffnet Pforten“ mitmachen durften, waren sichtlich beeindruckt von den Ausmaßen des Bauwerks und dessen technischen Raffinessen. „Das ist schon ein richtiger Klopper“, sagt Jürgen Pordom (72).

Kostenfaktor: 4,5 Milliarden Euro

Einzelheiten zum Jahrhundert-Umbau der Emscher lieferten Thomas Aders (44) und Ilias Abawi (35) von der Emscher-Genossenschaft. 4,5 Milliarden Euro wird es kosten um die Emscher ihre Natürlichkeit wieder zurückzugeben. 2,5 Milliarden sind bereits zwischen Dortmund und Dinslaken in Kanalnetze, durch die die Abwässer künftig in die Klärwerke in Bottrop und Dinslaken geleitet werden, investiert worden.

„Eine Art Aufzug für Wasser“

80 Höhenmeter muss das Wasser in den Röhren im Erdreich auf einer Strecke von 51 Kilometern überwinden. Zuviel, wie die Ingenieure meinen. Deswegen wird zwischen Emscher und Kanal das Pumpwerk gebaut. „Eine Art Aufzug für Wasser“, wie Thomas Aders den WAZ-Lesern erklärt. Die technischen Erläuterungen hören sich an wie das Who ist who der Superlative. Bis zu zwölf Pumpen sollen die Abwasser in die Höhe befördern. Jede von ihnen schafft 1350 Liter pro Sekunde. Das entspricht in etwa einer Badewannenfüllung.

Zwei Meter messen die Pumpen im Durchmesser. Sechs Tonnen ist der Motor schwer. Zusammen verbrauchen sie 4,5 Megawatt Strom im Jahr. Pro Stunde verschlingen sie soviel Energie wie ein Einfamilienhaus in einem Jahr. „Können die Pumpen den ganzen Schnodder überhaupt transportieren?“, will Monika Husmann (62) wissen. „Ja das können sie“, antwortet Thomas Aders. Die Durchlässe seien groß genug.

Bauarbeiten bis 2017

„Mir welcher Geschwindigkeit wird das Wasser gepumpt?“, fragt Manfred Petrous (58), der außerdem wissen möchte, ob mit dem Wasserfluss nicht selbst Strom erzeugt werden könne. „Mit 0,8 Metern pro Sekunde“, sagt Aders und fügt hinzu, „die Fließgeschwindigkeit brauchen wir auch. Deswegen können wir da keine Turbine einsetzen. Die würde den Durchfluss verlangsamen.

Bis zum Jahr 2017 dauern die Bauarbeiten noch an. Am Ende sieht man von dem Riesenloch nichts mehr. Dafür aber ein architektonisch gestaltetes Betriebsgebäude samt Aussichtsplattform und Parkanlage. „24-Stunden begehbar für jedermann.“