Gelsenkirchen-Buer. Leidenschaft, eine gute Nase und viel Geduld -diese Eigenschaften braucht ein Kaffeeröster. Das und viele weitere Informationen bekamen zehn WAZ-Leser und Leserinnen am Montagnachmittag beim Besuch in der Kaffeerösterei „Odiba Coffee“. Im Rahmen der Aktion WAZ öffnet Pforten erklärte Café-Besitzer Rainer Baldes-Ullrich den Besuchern unter anderem wie lange die perfekte Kaffeebohne geröstet werden muss.

Es ist laut in der kleinen Kaffeerösterei „Odiba Coffee“ am Goldbergplatz in Gelsenkirchen-Buer. Die Turbine des Röstgerätes heizt sich auf. „Das dauert ungefähr 15 Minuten. Dann können wir mit dem Röstvorgang beginnen“, sagt Besitzer Rainer Baldes-Ullrich.

Im Rahmen der Serie „WAZ öffnet Pforten“ bekamen zehn Leser und Leserinnen Montag einen Einblick in die Kunst der Kaffeerösterei und erfuhren so manchen Trick der großen Kaffeeindustrie. Die Maschine ist aufgeheizt. „Die Temperatur beträgt jetzt 200 Grad Celsius. Wir rösten immer zwischen 200 und maximal 210 Grad. Die Industrie röstet bei rund 600 Grad, denn hier muss es in erster Linie schnell gehen“, berichtet Baldes.

Traditionelles Trommelröstverfahren

„Bei uns dauert ein Röstvorgang im Schnitt 27 Minuten, in der Industrie nur drei bis vier. Die Bekömmlichkeit bleibt dabei allerdings auf der Strecke, die Bohnen werden im Prinzip nur schön gebräunt“, so Rainer Baldes weiter. Das traditionelle Trommelröstverfahren habe gegenüber der industriellen Schnellröstung den Vorteil, dass die Bitterstoffe vollständig abgebaut werden, ergänzt Kollege Peter Ullrich.

Mit der Stoppuhr steht Rainer Baldes neben der Röstmaschine. Immer wieder guckt er auf die Uhr. Kontrolliert die Farbe der Bohnen. „Noch sind sie gelb, aber es geht schon in die braune Phase über. Es kommt beim Rösten auf Sekunden an. Als wir vor fünf Jahren angefangen haben mit dem Rösten, sind mir wertvolle Bohnen zu dunkel geworden und somit unerwünschte Aromen entstanden.“

Industrie nutzt Kaffeeöl für intensiven Duft

Noch ein paar Minuten bis die Bohnen die gewünschte Bräune haben. „Es riecht schon gut, allerdings nicht nach Kaffee, sondern eher malzig“, stellt ein WAZ-Leser fest. „Nach der Röstung dauert es noch mindestens zwölf Stunden, bis der Kaffee sein volles Aroma ausbreitet“, klären die Experten ihn auf. Während die Bohnen sich immer noch in der Trommel drehen, bekommen die Besucher jede Menge Informationen über die verschiedenen Kaffeebohnen, den Anbau und das richtige Mahlverfahren. Wie lange Kaffee haltbar ist, will eine WAZ-Leserin wissen. „Der Kaffee muss unbedingt luftdicht und dunkel verpackt werden, dann behält die Bohne ungefähr vier Wochen ihr volles Aroma. Auf keinen Fall in den Kühlschrank packen, da geht das Aroma schnell verloren“, rät Kaffeeexperte Baldes.

In der großen Kaffeeindustrie würde das Pulver vor dem Verpacken noch mit Kaffeeöl beträufelt, damit es beim Öffnen besonders stark duftet, verrät Peter Ullrich. Die Stoppuhr piept, noch ein prüfender Blick auf die Farbe der Bohnen: „Die Bräune ist perfekt. Jetzt müssen sie sofort abgekühlt werden, denn sonst würde der Kaffee weiter rösten und wäre dementsprechend zu dunkel.“

Natürlich darf ein Kaffee bei diesem Besuch nicht fehlen. Aber einen, der schon länger abgekühlt ist und sein volles Aroma bereits ausgebreitet hat.