Gelsenkirchen. An der Wiederauferstehung des Baudenkmals wird mit Hochdruck gearbeitet, das 67-Mio-Euro-Projekt steht vor dem Abschluss. Die Büros sind möbliert, die Technik läuft. Ab September ziehen mit dem Oberbürgermeister 320 Rathaus-Mitarbeiter ein.
Vom Irischen Blaustein auf dem Fußboden bis zum lichten Glasdach sind es 35 Meter. Der Ausblick ist grenzenlos. Weiße Wolken tupfen den blauen Sommerhimmel über der Altstadt. Fünf Etagen hoch geht der Blick.
Ringsum: Raum, viel Raum. Und Glas, viel Glas. In Atrium und Bürgerforum hätten bis zu 1200 Personen Platz. Das Haus lässt Perspektiven für die künftige Nutzung. Und es bietet was fürs Auge. Auf jeder Ebene kann man quer durchs gesamte Gebäude schauen. Transparenz will das neue Hans-Sachs-Haus auch baulich ausstrahlen. „Das Gebäude wird Furore machen. Da bin ich mir ziemlich sicher“, sagt Thilo Steinmann.
Bistrobetrieb im Café Sachs
Der städtische Projektleiter begleitet seit 2009 die Wiederauferstehung des Baudenkmals. Der Countdown läuft: Im September steht der Umzug der Rathausbelegschaft an. Zug um Zug werden die Büros belegt: Zunächst die Räume der Fraktionen und der Oberbürgermeister-Trakt im Obergeschoss, dann nach und nach die übrigen Dienststellen. Gut acht Wochen sind geplant, bis 320 Mitarbeiter angekommen sind.
Das Bürgercenter mit über 20 Schreibtischplätzen und Wartebereich wird hinter dem Eingang Ebertstraße Platz finden, dazu die Tourist- und Stadtinfo und auch ein Geldautomat, zudem das Café Sachs – im Eck an der Vattmannstraße als Bistrobetrieb und Rathauskantine. Hier ist noch die Vorstellungskraft gefordert. Die Einrichtung kommt erst in den nächsten Tagen. Anders in den Büros: Schränke und Tische stehen bereits, die Etagen-Teeküchen auch. Die Stühle sind noch staubsicher im Keller eingelagert. Indirektes Licht, dazu graue Möbelfronten auf dunklem Linoleum: Die Modellauswahl wirkt zeitgemäß und zweckmäßig. Prunk geht anders. Etwas repräsentativer darf es in den Büros des Verwaltungsvorstands sein. Grauer Teppichboden wurde verlegt. Parkett dient als Belag für die Sitzungssäle – amerikanische Kirsche, wie auch für die schweren Holztüren, die Wandverkleidungen, die Handläufe. Der Ratssaal ist eingerichtet. Die Platz-Aufteilung ist flexibel. Spätestens nach der nächsten Kommunalwahl beginnt ja wieder das Stühlerücken.
Dienstag sind die Glastüren zum parlamentarischen Kernstück des Hauses dicht. Auch zur Sicherheit. Teure und moderne Technik wurde verbaut – von den Projektionseinheiten bis zur Sprechanlage. Von Logen wird sich das Polit-Geschehen künftig verfolgen lassen. 80 Besucher finden dort einen Sitzplatz.
Gut fünf Wochen bleiben noch bis zum Tag X. Steinmann wirkt gelassen. Auch wenn rundum noch auf Hochtouren gearbeitet wird, ist das Ende abzusehen. Auf jeder Etage sind ein halbes Dutzend Gewerke im Einsatz: Hier wird lackiert, dort werkeln Elektriker, hier wird gesaugt, dort geschreinert, an der Westfassade werden die letzten Trapezbleche montiert, die als Verschattungselemente dienen. Zum Abschluss gehen „von oben bis unten noch mal die Maler durch“, sagt er. „Und ganz zum Schluss gibt es dann die Feinreinigung“.
Dumpfes Dröhnen untermalt die Baugeräusche
Ein ausgeklügeltes Lüftungs- und Heizsystem (mit Erdwärmenutzung) wurde im Hans-Sachs-Haus installiert. Die Fassadenfronten lassen sich verschatten, eine klassische Klimaanlage gibt es allerdings nur im Ratssaal. Für die Durch- und Beleuchtung lieferten Experten-Analysen die Grundlage. In den Büros schalten Bewegunsgmelder automatisch das Licht aus. Vier Hausmeister werden aktuell in die technischen Finessen des Gebäudes eingearbeitet.
In diesen Tagen untermalt dumpfes Dröhnen die Baugeräusche. „Derzeit laufen die Sachverständigenabnahmen“, erklärt der städtische Projektleiter Thilo Steinmann. Brandschutz, Alarmierungsanlagen oder auch die Sprinklertechnik werden – bislang ohne Probleme – für die Freigabe geprüft. Dazu gehöre auch, dass „die Entrauchungsventilatoren für die Abnahme 48 Stunden lang auf Dauerbetrieb laufen müssen.“ Der Testlauf ist notwendig für den Ernstfall. Steinmann hofft, dass er die Lüfter nie im Einsatz hören wird...
Die WAZ öffnet Pforten